Freie Wahl auch bald bei Sekundarschulen?
Voraussichtlich ab dem Schuljahr 2018/19 können sich auch Sekundarschüler ihre Schule aussuchen. Der Bildungsausschuss hat am Dienstag erneut darüber debattiert, die Schulbezirke aufzuheben. Einen entsprechenden Antrag haben der Stadtelternratsvorsitzende Thomas Senger sowie die Stadtratsfraktionen von SPD und MitBürger für Halle / Neues Forum eingebracht. Der Antrag wurde jedoch auf Frühjahr vertagt. Bis dahin wird die Verwaltung auch rechtliche Prüfungen durchführen.
Über das Stadtgebiet verteilt hat Halle noch die vier Sekundarschulen Johann Christian Reil (Norden), Fliederweg (Südstadt, südliche Innenstadt), Halle-Süd (Silberhöhe, Ammendorf) und Heinrich Heine (Neustadt). Und die fühlen sich enorm benachteiligt, wie Ralf-Jürgen Kneissl, Schulleiter der Sekundarschule Süd, deutlich machte. Bisher bekämen die Sekundarschulen wenig Unterstützung, auch vom Bildungsausschuss. „Es ist bezeichnend, dass drei der vier Gesamtschulen nicht geantwortet haben“, kritisierte er eine erfolgte Stellungnahme aller weiterführenden Schulen. Für ihn ist es wichtig, bei der Thematik nicht nur die Sekundarschulen, sondern auch die Gesamtschulen und die Gemeinschaftsschulen zu betrachten. Denn mit der Umfirmierung der Sekundarschulen Francke und Kastanienallee zu Gemeinschaftsschulen hat sich die Situation für die übrig gebliebenen Sekundarschulen verschärft. Sie bekommen quasi die Schüler, die an allen anderen Schulen nicht angenommen werden, fühlen sich als „Resterampe“. Denn durch die Schulbezirke sind sie verpflichtet, jene Schüler aufzunehmen. Kneissl machte es an Zahlen deutlich: 80 Prozent aller Schüler mit Migrationshintergrund landen an den Sekundarschulen. Solange Schulen die Möglichkeit haben, jene Schüler fernzuhalten, werde sich an der Situation nichts ändern.
Die Sekundarschulen selbst haben den Vorschlag eingebracht, Obergrenzen und Stammbezirke einzuführen, damit am Ende sich die Situation weiterverschärft und eine der vier Sekundarschulen dann nur noch für die Problemschüler übrig bleibt, oder wie Schulleiter Kneissl sie nannte: Migranten, Inklusionsschüler, Kevin und Chantalle. „Dann haben wir das Problem, dass in zwei Jahren niemand mehr diese Schule freiwillig auswählt.“ Schüler in den Stammbezirken müssten definitiv an den ihnen zugewiesenen Sekundarschulen aufgenommen werden. Ob Obergrenzen und Stammbezirke rechtlich machbar sind, wird die Verwaltung jetzt untersuchen. Thomas Senger verteidigte seinen Antrag. Es gehe darum, dass Sekundarschulen gleich behandelt werden wie alle anderen Schulen auch.
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