Für die außerschulische Bildung: Campus in Halle-Neustadt soll mit Kohlegeldern errichtet werden – für 28,5 Millionen Euro – Diskussion um GWG-Beteiligung
Im Rahmen des Wettbewerbs “Zukunftsstadt” hatte die Stadt Halle (Saale) den ersten Anlauf für einen Campus Halle-Neustadt als außerschulischen Lernort gestartet. Damals ist die Saalestadt nicht zum Zuge gekommen. Doch im Rahmen der Strukturwandel-Gelder zum Kohleausstieg soll das 28,5 Millionen Euro teure Projekt nun realisiert werden.
Zuvor gab es jedoch heftige Diskussionen darum, wer das Projekt entwickeln soll. Die Stadtverwaltung stellt sich die GWG Halle-Neustadt vor, als großes städtisches Wohnungsunternehmen. Diese sei für das Areal prädestiniert, sagte Bürgermeister und Finanzdezernent Egbert Geier. Deshalb sei auch keine Ausschreibung nötig.
Ob die GWG das Projekt überhaupt personell stemmen kann? Zweifel daran hegt zumindest Bodo Meerheim (Linke), Vorsitzender im Aufsichtsrat der GWG. Die Geschäftsführerin denke kritisch über das Vorhaben, es sei nicht einmal im Aufsichtsrat vorgestellt worden. Die GWG sei zudem durch ein anderes Großprojekt – nämlich das Bauvorhaben im Böllberger Weg – völlig ausgelastet.
Doch die Personalsorgen will Egbert Geier nicht gelten lassen. Auch die anderen Partner bei den weiteren Strukturwandel-Projekten stünden vor dem gleichen Problem. Mehrere Ausschussmitglieder bekundeten ihr Befremden darüber, dass ein solches Großprojekt nicht im Aufsichtsrat vorgestellt wurde. Die Mitglieder gaben zudem der Verwaltung mit auf den Weg, sich noch einmal mit der GWG ins Benehmen zu setzen.
Gänzlich gegen das Projekt ist Martin Sehrndt (AfD). Die Strukturwandel-Gelder seien für Arbeitsplätze vorgesehen, die die Bergarbeiter verlieren, und nicht für “Vergnügungsunterhaltungen”. Durch ein solches Projekt fließen keine Steuern zurück. “Es wird irgendwann ein Endstrich kommen, das verspreche ich Ihnen”, warnte Sehrndt die anderen Ausschussmitglieder vor einer Zustimmung.
Das neue Campushaus direkt im Umfeld der Gemeinschaftsschule Kastanienallee, der Grundschule Kastanienallee und des Christian-Wolff-Gymnasiums soll eine Symbiose aus Bildung, Beratung, Wissenschaft, Handwerk und Kultur bieten, und zwar für alle Altersklassen. “Es soll ein neuer Ort der Wissensvermittlung und für die breitenwirksame kulturelle Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen entstehen”, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung. Für die Realisierung des Vorhabens soll vom Land die Immobilie des leerstehenden Studentenwohnheims in der Richard-Paulick-Straße erworben werden.
Geplant ist eine Kooperation mit den großen Wissenschaftseinrichtungen am weinberg campus (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg [MLU], Fraunhofer-, Helmholtz-, Leibniz- und Max-Planck-Institute), städtischen Tochtergesellschaften mit passendem Profil (TGZ & Biozentrum Halle GmbH, MMZ, Stadtwerke, GWG), die Wissenschaftspartner aus dem Wettbewerb Zukunftsstadt (Fraunhofer IMWS, Science2public, Schülerforschungszentrum, Saline-Technikum, Gründerservice und Univations), vier Didaktik-Lehrstühlen der MLU und Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Initiative Schülerlabor Biologie in Gründung sowie weitere Wissenschaftspartner*innen, die Wirtschaftskammern sowie die Arbeitsmarktakteure (IHK, HWK, Jobcenter, Agentur für Arbeit, Jugendberufsagentur), Unternehmen und Wohnungsunternehmen aus der Stadt Halle (Saale) (GP Günter Papenburg AG, MSU solutions, GISA GmbH, Dell Technologies, Gollmann, Neustädter Wohnungsunternehmen), stadtweit tätige Vereine (u. a. Bürgerstiftung Halle, Freiraumgalerie) und soziale Quartiersakteure (Quartiermanagement, Kulturbühne Neustadt mit Passage 13, Kulturwerkstatt Grüne Villa, Salam Sachsen-Anhalt, Projekt „Nachbarschaftsleben“).
Endstrich? Ist das ein neues Synonym für Endsieg?
Kohlegelder für Halle? Ja, wer kennt sie nicht die ganzen ehemaligen Kohlekumpels aus Trotha, Ammendorf und Neustadt…
Lieber 1 Mrd in Profen investieren und aus dem kleinen Örtchen eine florierende Großstadt machen.
Wie praktisch die Strukturwandel-Gelder zum Kohleausstieg bekommt dann gleich ein städtisches Unternehmen. Sozusagen Sicherung der eigenen Existenz. Warum macht man denn nicht einen Wettbewerb und der Gewinner bekommt den Zuschlag ?
Wenn ein privater Investor tätig wird, will und muss dieser Rendite erzielen. Folglich geht ein Teil der Gelder für den Gewinn des Investors drauf und steht nicht direkt für das Projekt zur Verfügung. Außerdem sind städtische Unternehmen durch das Kommunalrecht in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit eingeschränkt, denn sie dürfen nur im Aufgabenbereich der Stadt tätig werden. Zum Aufgabenbereich der Stadt gehört auch die Durchführung von Maßnahmen der Stadtentwicklung und das darf sie auch durch ein städtisches Unternehmen ausführen lassen. Imübrigen unterliegen Direktvergaben an städtische Unternehmen gewissen Voraussetzungen und sind nicht schrankenlos erlaubt.
Nein, das ist nicht zwingend. Wenn er Philantrop sein sollte, das gab es in der Vergangenheit, würde er die Mittel ohne Gewinnerzielungsabsicht freigeben. So tun das beispielsweise Stiftungen.
Warum muss man hier noch erwähnen, dass die AfD Dödel gegen irgendetwas sind? Hab noch nie gehört, dass die mal einen Vorschlag für irgendetwas gemacht machen.
Was soll denn der Unfug. Die Stadt selbst scheint überhaupt kein Geld zu haben
Ich finde es in Ordnung, wenn Halle Fördergelder bekommt und sich damit modernisieren kann.
Schön wäre es, wenn auch noch die Gelder für die Flutschäden fließen würden.
Geld können wir hier immer gut gebrauchen.
Außerschulische Lernorte? Vielleicht sollte man erst mal Geld in schulische Lernorte investieren, damit die überhaupt wieder besser funktionieren. Kein Geld für Luftreiniger, Lehrer…aber für sowas, was bisher noch niemand vermisst hat.
Was der AfD-Typ sagt, ist gar nicht so verkehrt „Die Strukturwandel-Gelder seien für Arbeitsplätze vorgesehen, die die Bergarbeiter verlieren, und nicht für “Vergnügungsunterhaltungen”. Durch ein solches Projekt fließen keine Steuern zurück.“
Die Einzigen, die das ganze Vorhaben brauchen, sind die aufgezählten Institutionen, Vereine und privatwirtschaflichen Firmen, die im Artikel aufgeführt werden.
Tja, man muss schon ein bisschen um die Ecke denken können, um zu erkennen, dass Bildung keine direkten Steuergelder bringt, aber indirekt und langfristig gesehen zur Steigerung des Wohlstands beiträgt.
Wie gesagt, in den Schulen anfangen (da besteht erheblicher Geldbedarf) und nicht wieder neue Möglichkeiten für die üblichen Vereine zum Geldabsaugen schaffen. Was das alles mit „Kohlegeldern“ zu tun hat, bleibt weiterhin erklärungsbedürftig.
@xxx. Nein, die Strukturwandelgelder sind eben genau nicht für die Kohlekumpel gedacht. Das wäre die endlose Weitersubvention. Sie sind für den Wandel, also das Neue. Macht Euch mal frei von dem Gedanken, das es irgendetwas mit Kohle zu tun hat!!! Hat es nicht, soll es nicht, ist auch gut so. Es geht allein darum, wie in der Region zukünftig Wertschöpfung für möglichst ein paar Jahrzehnte ( nix währt ewig ) verbessert wird. Es ist die Chance in Bildung, Biotechnologie, Bioökonomie, IT, KI u. Digitalisierung, Materialwissenschaften, etc. zu investieren, Bereiche, die erst Kohle, Transport und Energie ablösen und ändern, und bald auch klassische Chemie und Medizin. Der Wandel kommt, mit oder ohne uns, und sicher ohne uns wenn wir die Chance vertun und mit Kohlegeldern für Sozialpolitik für alte Industrien und deren Mitarbeiter verschwenden. Bildung und Weiterbildung der Erwachsenen aus den alten Bereichen ist zentral. In Neustadt ist da noch viel zu leisten.
„Es ist die Chance in Bildung…zu investieren“
Wozu genau gibt es Schulen, Unis…? Wir brauchen nicht „noch mehr“, sondern „besser“.
„…IT, KI u. Digitalisierung…“
Das gehört doch alles zusammen, soll diese Aufzählung eine Vielfalt vortäuschen?
„wenn wir die Chance vertun und mit Kohlegeldern für Sozialpolitik für alte Industrien und deren Mitarbeiter verschwenden. Bildung und Weiterbildung der Erwachsenen aus den alten Bereichen ist zentral.“
Wo genau ist jetzt der Widerspruch zwischen den Mitarbeitern der „alten Industrien“ und Bildung/ Weiterbildung der Erwachsenen aus den „alten Bereichen“?
Entwirre doch erst mal deine Gedankengänge, bevor du dich als großer Aufklärer emporschwingst.
Mal über die aktuellen Schulsanierungsprojekte in Höhe von über 250 Mio Euro informieren würde schon helfen!
Luftreiniger sind nun nicht das Allheilmittel für guten Unterricht! Man muss trotzdem Lüften.
Infrastruktur und saubere, ordentliche Gebäude sind da wohl wichtiger inkl. der IT-Technik.
Und wie genau soll sich dieses Zentrum dann auf Dauer finanzieren? Wer wird dort den Hut aufhaben? Die Hälfte der beteiligten für das Projekt sind entweder kommunale oder Landeseinrichtungen, oder sogar schon jetzt selber ectrem defizitär? Und wie kann die Verwaltung einer Gesellschaft, selbst einer eigenen, einfach ein Multimillionen-Euro-Projekt aufs Haupt drücken, ohne dessen entscheidende Gremien überhaupt zu beteiligen??? Von dem Unsinn des Verbratens der Kohleausstiegsgelder mal abgesehen….
Im Grunde müsste das Geld direkt in die Installation von erneuerbarer PV- und Wind-Leistung sowie die benötigte Infrastruktur wie etwa batterieelektrische Pufferspeicher zur Netzsteuerung investiert werden. Gern auch inklusive speziell hierfür(!) umgeschulter Arbeitskräfte.
Genau so, alles andere ist Zweckentfremdung.
„Campus in Halle-Neustadt soll mit Kohlegeldern errichtet werden – für 28,5 Millionen Euro…“ und was hat das mit dem Kohleausstieg zu tun ? Weden da neue Arbeitsplätze für die Kumpels geschaffen, die Umwelt saniert ?
Hoffentlich muß das Geld dann nicht zurückgezahlt werden wegen Zweckentfremdung.
@Bürger S.o. @ Kohlegelder . . Es geht nicht um die Kumpels, es ist kein Sozialprogramm, das wäre alles rückwärtsgewandte Geldverschwendung. Es geht um neue Wertschöpfung,
Geld stinkt nicht.
Aber was ist mit Jim Knopf?
Eine weitere zweckentfremdete Verwendung von „Kohlegeldern“. Fördergeldirrsinn!
Campus in Neustadt? Hoffentlich sind die Zugänge alle unterirdisch und personalisiert. Sonst kann der Weg zum Campus schön mal ein Abenteuer werden.
Bildung in Halle-Neustadt ich lach mich kaputt , obwohl es dringend notwendig ist .
Irgendwie war mir von Anfang an klar, dass die Kohlegelder für irgendwelchen „Schnulli“ ausgegeben werden, aber nicht als Kompensation für wegfallende Kohlarbeitsplätze. Dass das Geld dann auch noch an die GWG gehen soll, zeigt den begrenzten Horizont vieler Kommunal- und Landespolitiker.