Fußball-Fans kritisieren Polizeieinsatz in Halle
Der Polizeieinsatz am vergangenen Samstag im Zusammenhang mit dem Fußballspiel zwischen dem Halleschen FC und dem Karlsruhe SC im Erdgas Sportpark sorgt für Kritik bei den Fans.
Laut Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd waren in Halle mehr als 400 Einsatzkräfte aus Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Baden Württemberg im Einsatz. Zudem war die Bundespolizei mit 101 Einsatzkräften sowie 2 Diensthunden vor Ort. Anlass für das Aufgebot war, dass auch Fans von Lok Leipzig und Hertha BSC zu Gast in Halle waren. Diese wollten im Rahmen von Fanfreundschaften den Halleschen FC beziehungsweise Karlsruhe unterstützen. Einige Straftaten hat die Polizei auch registriert, so flog ein Bierkasten in eine Straßenbahn, am Hauptbahnhof wurde der Hitlergruß gezeigt, Reisende wurden beleidigt und ein Zug beschädigt.
Doch war das riesige Polizeiaufgebot nötig? Hertha-Fans sagen „Nein“. Sie haben eine Erklärung verfasst. Der Hauptbahnhof Halle habe „aufgrund seiner hermetischen Abriegelung, eher dem Veranstaltungsort des G-20 Gipfels als einem Bahnhof“ geglichen. „ Auf dem Weg zum Stadion wurden die Herthaner dann durch ein enormes Polizeiaufgebot, sowie durch zwei Wasserwerfer und einen Polizeihubschrauber begleitet. Am Stadion angekommen begrüßte sie sogar ein dritter Wasserwerfer. Mindestens eines dieser Geräte wurde sogar aus dem benachbarten Thüringen herangekarrt. Ausschreitungen gab es bis zu diesem Zeitpunkt, sowie generell an diesem Tag, überhaupt keine.“
Der Polizeieinsatz sei „maßlos überzogen“, meinen die Hertha-Fans. „Es ist für uns unerklärlich, warum in manchen Bundesländern allein die Ankündigung zu einem Spiel anzureisen ein derartiges Aufgebot an Polizeikräften und –gerät nach sich zieht. Diese Taktik der pauschalen Kriminalisierung von Fußballfans ist in einem Rechtsstaat mindestens fragwürdig. Hierbei ist zu betonen, dass es weder auf der Anreise, noch in den letzten Jahren zu irgendwelchen Problemen zwischen Hallensern und Herthanern gekommen ist, die ein derartiges Aufgebot auch nur im Entferntesten rechtfertigen könnten.“
Polizeigewerkschaften würden sich immer wieder über eine zu hohe Belastung ihrer Kräfte. Der Einsatz in Halle zeigen, dass dieses Problem hausgemacht sei „und nichts mit einer angeblich zunehmenden Kriminalität zu tun hat. Der zurückliegende Samstag beweist eher das Gegenteil. Bei dieser Bewertung ist zusätzlich auch die unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern in den Blick zu nehmen, denn neben den zu bezahlenden Einsatzstunden fallen auch für den Einsatz von insgesamt drei Wasserwerfern und einem Hubschrauber enorme Kosten an. Diese Kosten werden dann in der Öffentlichkeit den Fußballfans zugeschrieben, was zu einer weiteren Stigmatisierung führt.“
Die Hertha-Fans fordern eine Aufklärung des Einsatzes und die Offenlegung der Kosten. Zudem plädiere man für ein radikales Umdenken bei den Behörden. „Fußballfans dürfen nicht ausschließlich als Sicherheitsrisiko wahrgenommen und so behandelt werden. Dadurch gewinnt am Ende keiner.“
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