Giftmüll-Pläne im Hafen Trotha: Anwohner schreiben Brief an Wiegand
Die Pläne der Stadtwerke, am Hafen in Trotha ein Zwischenlager für gefährliche Abfälle einzurichten, sorgt bei einer Bürgerinitiative im Norden der Stadt weiterhin für Kritik. Am Montag war der der offizielle Anhörungstermin. Nun wenden sich die Mitglieder der Initiative „Für Halle“ an Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand, Baudezernent Uwe Stäglin und die 56 Stadträte.
Bis zur kommenden Stadtratssitzung, so die Bitte, soll der Fragenkatalog beantwortet werden. Gefragt wird unter anderem nach der grundsätzlichen Meinung zum Vorhaben, ob die Pläne nicht im Widerspruch zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) unter dem Titel „Stadt am Fluss“ stehen, ob die Politiker die Sorgen der Anwohner teilen und welche Möglichkeiten es gibt, das Vorhaben zu stoppen.
„Mit Müll Geschäfte zu machen hat immer einen halbseidenen Beigeschmack, Notifizierungen hin oder her, die Anwohner in Trotha, Kröllwitz, Giebichenstein und Petersberg wollen keine Open-Top Giftmüllcontainertransporte durch Ihre Wohngebiete“, heißt es in dem Schreiben weiter. Bedenken habe man bezüglich einer Zunahme des Schwerlastverkehrs durch die Stadt. Zudem bestehe die Gefahr, dass bei Verkehrsunfällen Gefahrstoffe aus den Open-Top-Behältern auslaufen. „Die Lagerung und der Transport von gefährlichen Abfall Stoffen in Open-Top Containern, die nur mit einer Folienabdeckung versehen sind, können in einem städtischen Gebiet nicht toleriert werden. Bei havarieren im Verladebetrieb kann eine derartige Planen-Abdeckung den tonnenschweren Inhalt nicht zurückhalten und würde das Areal kontaminieren. In diesen Fällen wären Belastungen im Saalewasser zu befürchten.“ Bedenken habe man zudem bezüglich einer sicheren Störfallbekämpfung im Hafen sowie bezüglich dezidierten und überprüfbaren Angaben zur Reaktionsfreudigkeit der teilweise stabilisierten Abfälle. Auch werden von der Initiative Bedenken wegen mangelhafter Transparenz und Kontrolle geäußert.
Stattdessen will die Initiative einen Bebauungsplan. Man sei sehr an einem „neuen B-Planverfahren für das Gebiet im Hafen Halle mit der Brachwitzer Straße interessiert, aber natürlich nicht in dem Sinne, dass die Industrieflächen noch erweitert werden sollen und hier sprechen wir für die betroffenen Stadtteile im Norden von Halle und den angrenzenden Gemeinden im Saalekreis. Wir setzen uns ein für ein ausgewogenes Miteinander von Gewerbe- und Wohnflächen, für Interessen des Naturschutzes und auch der Wirtschaft. Wir stemmen uns gegen jegliche Industrialisierung des Hafens, hierzu zählen Pyrolyseanlagen als auch Zwischenlager für gefährlichen Sondermüllaus Italien.“
Jährlich bis zu 150.000 Tonnen gefährlicher Abfällen sollen den Plänen der Stadtwerke zufolge von der Bahn auf den LKW umgeschlagen und ständig 4.000 Tonnen zwischengelagert werden. Für das laufende Jahr werden 30 Züge mit Abfall-Containern erwartet werden. Jeder Zug ist dabei laut Stadtwerken mit 20 bis 24 Containern beladen. Im Trothaer Hafen erfolgt dann die Umladung auf LKW und anschließend der Weitertransport nach Bernburg. Dort werden die Abfälle dann unterirdisch eingelagert. Weil nur fünf bis sechs Container am Tag sofort weitertransportiert werden können, soll der Rest jeweils ein paar Tage in Halle stehen.
„Mit Müll Geschäfte zu machen hat immer einen halbseidenen Beigeschmack“ … müssten die Anwohner aus dem täglichen Stuhlgang wissen.