IG Hochwasserschutz Altstadt fordert Rückbau der Fahrradrampe an der Elisabeth-Brücke: Verschlechtert die Situation im Hochwasserfall

Die Elisabethbrücke in Halle (Saale) war schon immer mehr als nur eine funktionale Querung über die Saale. Sie verbindet die Stadtteile Neustadt und Altstadt, Menschen und Kulturen, Vergangenheit und Zukunft. Der millionenschwere Neubau der traditionsreichen Brücke wurde 2024 nach umfangreichen Bauarbeiten eröffnet – ein Projekt, das von vielen Seiten als städtebauliche und verkehrstechnische Leistung gefeiert wurde. Doch gleichzeitig sorgt genau dieses Bauwerk für erheblichen Protest – insbesondere vonseiten der IG Hochwasserschutz Altstadt, die gravierende ökologische und rechtliche Versäumnisse im Zuge der Bauplanung anprangert.
Auszeichnungen und Bedeutung der Elisabethbrücke
Die Elisabethbrücke wurde für ihre moderne Architektur, Barrierefreiheit und die Förderung des Radverkehrs mehrfach ausgezeichnet – unter anderem durch den Landesbaupreis Sachsen-Anhalt. Sie steht sinnbildlich für den Anspruch einer nachhaltigen, multimodalen Mobilität: mit getrennten Fahrbahnen für Autos, Radfahrer und Fußgänger.
Die Brücke ist ein unverzichtbarer Bestandteil der urbanen Infrastruktur Halles. Sie verkürzt nicht nur Wege, sondern trägt zur wirtschaftlichen und sozialen Vernetzung der Stadt bei. Ihre historische Bedeutung reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück – der Neubau orientiert sich gestalterisch an diesem Erbe und führt es in die Zukunft.
Doch genau hier beginnt der Streit.

Kritik: Eingriffe ins Überschwemmungsgebiet und Missachtung von Hochwasserschutzvorgaben
Wie die Interessengemeinschaft Hochwasserschutz Altstadt betont, wurde mit dem Neubau nicht nur eine Chance verpasst, den Hochwasserschutz auf der Altstadtseite zu verbessern – vielmehr sei durch zusätzliche Versiegelung und neue bauliche Eingriffe eine Verschlechterung der bestehenden Schutzsituation eingetreten.
Besonders umstritten ist eine neu errichtete Fahrradrampe am westlichen Ende der Elisabethbrücke. Sie gilt als zusätzliches Fließhindernis und reduziert laut IG Hochwasserschutz das Abflussvermögen der Saale im Hochwasserfall – und das ausgerechnet in einem stark gefährdeten und vorgeschädigten Bereich. Laut Wasserhaushaltsgesetz (§ 78 WHG) ist das Bauen in Überschwemmungsgebieten grundsätzlich nur unter strengen Auflagen erlaubt – Auflagen, die hier aus Sicht der Kritiker grob verletzt wurden.
Die Retentionsflächen, also die natürlichen Überschwemmungsräume der Saale, seien durch die neue Rampe weiter eingeschränkt worden. Besonders kritisch: In den offiziellen Planungsunterlagen zur Brücke seien weder die HQ100-Gefahrenlinien (für ein hundertjährliches Hochwasserereignis) korrekt eingezeichnet noch entsprechende Gefährdungsszenarien ausgewiesen worden.
Verwaltungsversagen oder Systemproblem?
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Zuständigkeitsfrage wird zwischen Stadtverwaltung und Landesverwaltungsamt hin- und hergeschoben. Bürgeranfragen zur Rechtmäßigkeit der Rampe würden laut IG Hochwasserschutz regelmäßig unbeantwortet bleiben oder mit Verweis auf fehlende Zuständigkeit abgewehrt. Gleichzeitig wird in Halle mit weiteren Projekten geplant, die in sensible Überschwemmungsbereiche eingreifen: zwei neue Brücken, ein Campingplatz auf der Peißnitzinsel, eine neue Straße sowie Wohnhäuser im geplanten Sophienhafen.
In vielen Fällen scheint dabei ein neues Narrativ vorzuherrschen: Wer ins Überschwemmungsgebiet zieht, ist selbst schuld. Verantwortung der Behörden? Fehlanzeige, so der Tenor der Kritiker. Die Forderung der IG Hochwasserschutz ist deshalb deutlich: Rückbau und die Entsiegelung der neu verbauten Flächen!
Die andere Sicht: Infrastrukturentwicklung und Zukunftsfähigkeit
Aus Sicht der Stadt Halle ist der Brückenneubau ein notwendiger Baustein für die moderne Stadtentwicklung. Die Elisabethbrücke sollte dem zunehmenden Verkehr – insbesondere dem Radverkehr – gerecht werden und gleichzeitig ein Zeichen setzen für barrierefreie, nachhaltige Mobilität. Auch der Vorwurf der ökologischen Nachlässigkeit wird von offizieller Seite oft relativiert: Es gäbe ausgeglichene Retentionsräume, und alle Maßnahmen seien rechtlich abgestimmt.
Planungsbehörden sehen sich zudem zunehmender Kritik gegenüber, dass Planungsverfahren in Deutschland zu langwierig, überreguliert und von Einzelinteressen blockiert würden. Die derzeitige Bundesregierung plant deshalb eine Entbürokratisierung von Planungsverfahren – was wiederum Ängste bei Umweltverbänden und Bürgerinitiativen schürt, wie sie sich auch im Fall Halle zeigen.

Es gibt immer was zu meckern was vorher lange geplant war. Wie mit der Autobahn. Und am Ende benutzen die Kritiker es selbst…..
Die Kritik verstehe ich nicht. Liegt es an der Kommunikation durch die Behörden? Am Bauwerk kann es nicht liegen: Die alte Brücke war 146m lang und die Neue wird mit 159m angegeben. Also 11m mehr Durchlass. Der kritisierte Radweg, war vorher auch schon da. Als Straße zum Angelverein und wurde nur in seiner Lage verlegt, damit Radfahrer nicht mehr auf der Brücke die Gleise kreuzen müssen.
Die IG scheint großen Wert darauf zu legen, dass Rollstuhlfahrer sich am Seil die Brücke hochziehen – Hauptsache, das eigene Häuschen steht im Zweifel einen Zentimeter trockener.
Ob diese Rampe wirklich notwendig war, kann man diskutieren. Bisher hat der kurze Anstieg am Tennisplatz ja auch gute Dienste getan. Was allerdings wieder sehr befremdlich ist: Laut Ausschilderung ist es ein Fußweg, auf dem Radfahrer geduldet werden. Also keine Fahrradrampe. Was ist das wieder für ein Bockmist. Kann man da nicht einen Radweg draus machen? So fordert man wieder unnötigerweise Konflikte heraus. Wann lernen die Verantwortlichen denn, dass Fußgänger und Radfahrer nicht auf den selben Weg gepfercht gehören?
Und was die IG Hochwasserschutz anbelangt. Wenn das Hochwasser bereits in Halle ist, dann ist das viel zu spät. Wirklich wichtig wäre, VOR der Stadt entsprechende Flächen für das Wasser bereitzustellen. Aber dann müsste man ja dem Häuslebauer im Saalkreis erklären, dass sein billiger Baugrund jedes Jahr überschwemmt wird …
Man sollte zum Hochwasserschutz lieber den alten zugeschütteten Saalearm wieder öffnen. Dafür sollte sich die Interessensgemeinschaft einsetzen.
Welchen „alten zugeschütteten Saalearm“ meinen Sie?
Das ist keine Fahrradrampe, sondern eine Fußgängerrampe. Speziell für Fußgänger mit reduzierter Mobilität, z.B. Rollstuhlfahrer.
Und sie darf auch von Radfahrern genutzt werden. Wäre es umgekehrt, dürften Fußgänger und Rollstuhlfahrer diese nicht beutzen…
„In vielen Fällen scheint dabei ein neues Narrativ vorzuherrschen: Wer ins Überschwemmungsgebiet zieht, ist selbst schuld.“
Merke: Die Realität des eigenen Versagens war noch nie ein Narrativ.
„IG Hochwasserschutz Altstadt fordert Rückbau der Fahrradrampe an der Elisabeth-Brücke“
Schon krass, auf was für Ideen und Forderungen diese Leute kommen. Ich kann nur hoffen, dass den Forderungen dieser Organisation, die nicht durch demokratische Wahlen legimitiert ist, nicht nachgegeben wird.
„Gleichzeitig wird in Halle mit weiteren Projekten geplant, die in sensible Überschwemmungsbereiche eingreifen: zwei neue Brücken, ein Campingplatz auf der Peißnitzinsel, eine neue Straße sowie Wohnhäuser im geplanten Sophienhafen.“
Am Ende geht es den Mitgliedern offenbar nur um die Verhinderung der Wohnhäuser am geplanten Sophienhafen. Die fühlen sich durch die Neubauten offenbar in ihrer Ruhe gestört, die mögliche Hochwassergefahr ist da nur ein Vorwand.
Spekulier ruhig weiter oder informier Dich!
Viel Lärm um nichts. Die Fußgängerrampe hat keinerlei negativen Einfluss auf das Abflussverhalten der Saale im Hochwasserfall, streng genommen erhöht eine Befestigung sogar die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers da unterschiedliche Rauigkeitswerte vorliegen. Noch dazu hat die neue Brücke ein größeres Freibord. Auf Beton fließt Wasser auch schneller als in einem natürlichen Bett. Etwaige Eingriffe in den Naturhaushalt sind im Rahmen der Ökobilanzierung auszugleichen. Der „Interessengemeinschaft“ geht es vielmehr nur darum unter dem Deckmantel private Eigeninteressen Bebauungen am Sophienhafen zu verhindern (genau dort wo einige Mitglieder der IG) selbst ihre schicken Reihenhäuser gebaut haben.
Diese ganze IG ist ein scheinheiliges Feigenblatt zur Tarnung hemmungsloser Egoismen und Partikularinteressen. Dahinter steckt vor allem eins: ICH, ICH und nochmal ICH.
Gegen solche Wohlstandsnationalisten im Eigenheimformat sollte man am 1. Mai ebenso demonstrieren wie gegen Ausbeutung und soziale Kälte.
„Gegen solche Wohlstandsnationalisten im Eigenheimformat sollte man am 1. Mai ebenso demonstrieren wie gegen Ausbeutung und soziale Kälte.“
Und dennoch heulst Du hier rum!