Initiative gegen Lehrermangel: Land verschickt Knebelbrief an Schulleitungen
Das Volksbegehren gegen den Lehrermangel sorgt gerade für Ärger in Sachsen-Anhalt. Denn das Landesschulamt hat alle Schulleitungen angeschrieben und untersagt den Pädagogen faktisch eine Befassung mit den Anliegen des Volksbegehrens innerhalb des Schulbetriebs. So wird auf eine Pflicht zur Wahrung der politischen Neutralität für alle Landesbeschäftigten hingewiesen. Deshalb sei eine Unterstützung und Werbung für das Volksbegehren in dienstlicher Eigenschaft oder auf Konferenzen nicht möglich. Das Bündnis „Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben!“ sieht in dem Schreiben eine unlautere Behinderung eines verfassungsrechtlich geschützten Bürgerrechtes durch das Ministerium und interpretiert es als Ausdruck erheblicher Nervosität auf Seiten des Landes.
„Neutralität heißt aber nicht Untätigkeit“, hält Eva Gerth, Sprecherin des Bündnisses und Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt, dem entgegen. „Eine rein sachliche Information für Lehrkräfte und Eltern über die Anliegen des Volksbegehrens bedeuten noch keine Parteinahme. Offensichtlich wollen Schulamt und Bildungsministerium Unsicherheiten in diesem Zusammenhang jedoch bewusst schüren und nicht abbauen.“ Aufgrund der enormen Personalnot stehe der gesetzlich verankerte Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen akut in Gefahr. Statt dafür mit aller Kraft Lösungen zu suchen, betreibe das Land juristische Haarspalterei und versuche die Schulleitungen einzuschüchtern und zu knebeln.
Auch auf Elternversammlungen nimmt der Brief Bezug, kritisiert die GEW. In diesen wäre eine Werbung für das Volksbegehren demnach ebenfalls unzulässig. Matthias Rose, Vorsitzender des Landeselternrates Sachsen-Anhalt und Vertrauensperson des Bündnisses, sagte dazu heute: „Was auf Schulelternratssitzungen und Elternversammlungen geschieht, wird demokratisch mit der Abstimmung der Tagesordnung festgelegt. Da hat keine Behörde, kein Schulleiter oder Lehrer Vorgaben zu machen. Der aktuelle Unterrichtsausfall, der fehlende Lehrernachwuchs und das absehbare Rentenalter vieler Lehrer beschäftigen die Eltern. Da ist es nur schlüssig, dass das Volksbegehren auch auf die Tagesordnung von Elternversammlungen gelangt. Jede Intervention in eine solche Tagesordnung wäre ein fataler Eingriff in elterliche Rechte und ebenso in eine demokratische Willensbildung.“
Annette Kirstein, Mitinitiatorin der Elternrat-Initiative „Bildung in Not“ und ebenfalls Vertreterin des Bündnisses, ergänzte: „Der Brief schafft an den Schulen ein Klima der Angst und der Verunsicherung. Durch den Hinweis auf die politische Neutralität der Schulen schafft es das Landesschulamt, Eltern oder Lehrer sogar in ihrer Freizeit vom Unterschriften-Sammeln abzuhalten. Das ist undemokratisch.“
Das Bündnis bekräftigte, dass es natürlich jedem Elternteil, jeder Lehrkraft, jedem Interessierten ausdrücklich freigestellt ist, sich am Volksbegehren zu beteiligen. Die neutrale Auseinandersetzung damit muss aber auch und gerade innerhalb der Schulen gewährleistet sein. Mit dem vorliegenden Schreiben verunsichere aber das Landesschulamt bewusst Schulleitungen und Lehrkräfte. Inzwischen kursieren Gerüchte über Fälle, in denen Lehrkräften eine Unterschrift ausdrücklich verboten wird oder ausgefüllte Unterschriftslisten rechtswidrig vernichtet wurden. Das Bündnis wird diese Vorwürfe sehr genau prüfen.
Bei Fragen zum Umgang mit dem Schreiben und zur Unterstützung des Volksbegehrens können sich Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern und Elternvertretungen gern direkt an das Bündnis wenden, um gemeinsam Lösungen zu finden.
An rechtswidrige Dienstanweisungen muss sich niemand halten. Nieder mit der CDU Diktatur! Demokratie jetzt!
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich über Sie kaputtlachen…
Oh Mann, ein Zeichen von Hilflosigkeit, womit sich das Landesschulamt hier auszeichnet. Ein kindischer Versuch von Panikmache.
Na, sei´s gegönnt…
Ja, Werbung fürs Volksbegehren im strengen und engen Sinn hätte wahrscheinlich kein Lehrer im Klassenraum gemacht. Aber erstens: wie immer, ist die Auslegung, was Werbung und was bloße Information für etwas ist eben auslegbar. Und angesichts des unleugbaren dramatischen Stundenausfalls werden es Eltern auf Versammlungen verständlicherweise ansprechen wollen. Zweitens: solang der Lehrer das Volksbegehren nicht im mailanhang von der Schule losschickt, ist ja alles okay. Denn, was er als Privatperson macht, ist und bleibt nun mal privat. Da kann Herr Tullner bedrohlich gucken, wie er will.
btw: (auch wenn´s ein schlechter Scherz ist) womit will er eigentlich drohen? wohl mit Entlassung???
Als Elternteil wäre es mir sowas von piepegal, was ein Herr Minister im fernen Magdedorf zur Elternversammlung sagt. Solche Schleimer und Schwätzer dort… Noch sind wir jedenfalls nicht wieder in einer Diktatur angelangt.
Und das ist auch gut so.
Wenn es den hochwohlgeborenen Damen und Herren dort oben an der Elbe nicht paßt, mögen sie sich doch aus ihrem Amt scheren oder sich ein neues Volk suchen. Btw, in der DDR war nach 40 Jahren Schluß…
Nicht so voreilig. Wer schickt den solche Verbote ins Land? Nicht immer gleich auf Herrn Tullner zeigen. Ein Blick auf das Organigramm des Landesschulamtes zeigt, dass dort Frau Feußner an erster Stelle und Herr Degner an zweiter Stelle verantwortlich zeichnen. Und wer zum Beispiel Herrn Degner kennt, weiß, dass er bei der Polizei schon recht viel Unfug angestellt hat. Auch in Gutsherrenart.
Dort sind die Ansprechpartner für solche Drohbotschaften, die antidemokratisch und einschüchternd sind.
Nunja, gewiss, aber Feußner und Degner sind die Abgesandten des herrn Tullner auf der unteren Ebene… Und der Fisch…
Und Frau Feußner ist die Staatssekretärin vom Herrn Tullner, sollte man doch nicht glauben, dass so ein Brief ohne Absegnung von Oben raus geht.
Vielen Dank Herr Degner, die zusätzliche Werbung für unsere Sache wird uns einen Schritt weiter bringen. Vor allem Ihre merkwürdigen Aussagen zu dem, was Elternvertretungen angeblich nicht dürfen, sollte uns helfen, die noch unschlüssige Eltern nun erst recht zu einer Unterschrift zu bewegen.
Danke, Danke
Ein solches Volksbegehren sollte „Schule“ machen, denn in anderen Bundesländern sind die Missstände genauso gelagert und werden auf Kosten des Lehrpersonals gepflegt u dieselben verheizt.