Jüdische Kulturtage am Jerusalemer Platz in Halle eröffnet – Schutzschicht der Zivilisation gegen Antisemitismus ist dünn
Mit fröhlicher Klezmer-Musik sind am Sonntagnachmittag am Jerusalemer Platz in Halle (Saale), dort wo einst die Synagoge stand, die jüdischen Kulturtage Sachsen-Anhalt eröffnet worden. In den nächsten Wochen gibt es im ganzen Land Konzerte, Vorträge und Führungen.
“Die jüdischen Kulturtage sind ein starkes Signal der Zusammengehörigkeit”, sagte Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra. Jüdisches Leben gehöre zu Sachsen-Anhalt. Es gebe lebendige Gemeinden in unserem Land. “Der Bau neuer Synagogen in unserer Landeshauptstadt Magdeburg und in Dessau sind klare Bekenntnisse zu einer gemeinsamen Zukunft”, so Robra. “Wir baut will bleiben.”
In seinem Grußwort betonte Robra den großen Stellenwert der Jüdischen Kulturtage: „Ihnen wohnt eine immense Kraft und ein großer Facettenreichtum inne. Die Jüdischen Kulturtage klären uns über jüdische Kultur, Traditionen, Religion und Geschichte sowie jüdisches Leben heute auf und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Antisemitismusprävention.“ Denn die Schutzschicht der Zivilisation sei dünn, die Gefahr des Antisemitismus sei nicht gebannt. Robra appellierte deshalb an die Verantwortungsgesellschaft. “Wir alle müssen Tag für Tag für offene Gesellschaft eintreten.” Auch zu einer säkularen Gesellschaft würden religiöse Traditionen gehörigen, sie seien eine große Bereicherung und würden die Vielfalt ausmachen.
Egbert Geier, Bürgermeister der Stadt Halle (Saale), wies darauf hin, dass bereits im Jahr 1184 die erste urkundliche Erwähnung einer jüdischen Gemeinschaft in Halle erfolgt ist. Mit Moses Soberheim hat zudem 1724 der erste promovierte Jude Deutschlands in Halle studiert. ab dem 18. Jahrhunderte hat sich in Halle eine liberale Jüdische Gemeinde etabliert. “Ihre Mitglieder haben maßgeblich zur Entwicklung der Stadt beigetragen”, so Geier. Er wies auch darauf hin, dass vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Halle 1.100 Juden gelebt haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren noch 50 übrig. Mittlerweile ist die Jüdische Gemeinde wieder auf 500 Mitglieder gewachsen. “Und sie bereichern unsere Stadt.”
Mit dabei waren auch die Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel (Grüne), Andreas Schmidt (SPD) und Wulf Gallert (Linke). Auch die Stadtratsvorsitzende Katja Müller (Linke) und der frühere Landtagspräsident Rüdiger Fikentscher (SPD) waren anwesend.
Die Jüdischen Kulturtage Sachsen-Anhalt finden in diesem Jahr erstmals landesweit statt. In vielen Kommunen des Landes wird es im Herbst 2021 und im Frühjahr 2022 zahlreiche Veranstaltungen geben. Organisiert werden die Jüdischen Kulturtage durch den Leopold Zunz e.V. gemeinsam mit einem Netzwerk landes- und bundesweiter Partner und Förderer. Gefördert werden sie unter anderem vom Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und dem Land Sachsen-Anhalt. Schirmherr der Jüdischen Kulturtage ist Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff.
Ausführliche Informationen sind im Internet unter https://www.jkt-sachsen-anhalt.de/ abrufbar.
Ein schönes friedliches Bild was Hoffnung macht
„Denn die Schutzschicht der Zivilisation sei dünn“
Das ist leider wahr.