Kerzen für die verstorbenen Lieben: Gedenkstunde in der Moritzkirche

Zum mittlerweile neunten Mal luden das Hospiz Halle, die offene Kirche St. Moritz und die Seelsorge im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara am Volkstrauertag zu einer Gedenkfeier für die Verstorbenen der Stadt Halle in die Moritzkirche in Halle ein.
Diakon Reinhard Feuersträter sagte, die Veranstaltung solle dabei helfen, „unseren Gefühlen nachzugeben und unserer Trauer ihren Platz zu geben. Wir wollen gemeinsam aushalten, was nur schwer auszuhalten ist und uns dabei gegenseitig Halt geben.“ Musik und Texte sollen dabei helfen, „ins Wort zu bringen, was nur so schwer in Worte zu fassen ist. Die spätherbstliche Natur spiegele das Gefühl des Abschiednehmens. „Wie die Natur abstirbt, weil das Licht abnimmt, wird das Leben langsamer und verhaltener.“ Und das weil jemand gehe, der das Leben hell und freundlich gemacht habe. „Die Zeit bringt keine Linderung. Sondern das Dunkel scheint weiter zu wachsen“, so Feuersträter. „Vieles versinkt in einem tristen Nebel.“ Jede Orientierung gehe verloren, das Leben werde mühsamer. „Gedanken steigen auf. Gedanken an den geliebten Menschen, der fehlt. Gedanken, die nach einer Antwort auf das große Warum schreien.“ Das Festhalten müsse irgendwann zu einem Loslassen werden. „Damit ein Schritt in die Zukunft, ins Leben, möglich wird“, sagte Feuersträter. „Ohne Schuldgefühle oder Scham. In ein neues, sicher anderes Leben.“ Loslassen und aufbrechen heiße nicht vergessen und weglaufen. „Die Wunde des Todes bleibt. Nicht irgendwo, sondern im Herzen. Dort wo die Liebe wohnt.“ Der Schmerz und die Verletzlichkeit würden die Erinnerung wach halten, so Feuersträter.
„Wir zünden eine Kerze an und gedenken lieber Menschen, die lange unseren Lebensweg geteilt haben und an unserer Seite standen,“ sagte eine Hospiz-Vertreterin. „Wir gedenken lieber Menschen, denen eine schwere Krankheit ihre Lebenskraft geraubt hat.“ Kerzen leuchteten für Menschen, die durch einen Unfall plötzlich aus dem Leben gerissen wurden, keinen anderen Weg mehr sahen und selbst ihr Leben beendeten, die gewaltsam aus dem Leben gerissen wurden, die durch Drogen starben und für Menschen, die niemanden mehr haben, die um sie trauern. „Die Flammen dieser Kerzen bringen Licht ins Dunkel unserer Trauer. Sie leuchtet für alle Verstorbenen, die auch weiterhin unser Herz anrühren und die unsere Liebe nicht los lässt.“
Umrahmt von den Klängen eines Blechbläserensembles und der Moritzorgel zündeten die rund 150 Besucher jeweils eine Kerze in Gedenken an gestorbene Menschen an. Die Kerzen seien eine Botschaft, dass die Verstorbenen betrauert, geliebt und erinnert werden. Namen sowie Geburts- und Sterbedatum der Person, an die man erinnern wollte, wurden in einem Buch eingetragen. Das Gedenkbuch ist in der Kapelle der Moritzkirche zu finden. Eintragen kann man sich hier zu den üblichen Öffnungszeiten des Gotteshauses.
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