Konjunkturbericht der Handwerkskammer Halle: Schwäche der deutschen Wirtschaft auch im Handwerk spürbar – Erwartungsindex bei minus 26

Im 4. Quartal 2024 hat sich die Handwerkskonjunktur weiter eingetrübt. Bei der Entwicklung der Geschäftslage folgt damit das Handwerk der Wirtschaftslage insgesamt. „Die Betriebe setzen insbesondere ihre Erwartungen sehr niedrig an“, sagt Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle. „Die Ursachen sind vielgestaltig. Wir dürfen nicht vergessen, dass Wirtschaft ein Stück weit auch Psychologie ist. Und da fehlen den Unternehmen eben Beständigkeit und Zukunftsorientierung seitens der Berliner Politik.“
Zu den Konjunkturzahlen:
Der Geschäftslageindex im letzten Quartal des Vorjahres sank von plus 30 auf plus 24. Das sind zwei Punkte weniger als vor einem Jahr und sechs weniger als im 3. Quartal. Der Wert ist, abgesehen vom 1. Quartal 2020 (Beginn der Coronapandemie), der schwächste seit über 10 Jahren.
Der Index der Geschäftserwartungen für das kommende Quartal stürzt um 15 Punkte gegenüber dem Vorquartal auf jetzt minus 26 ab und liegt damit fast auf dem gleichen Wert, wie vor einem Jahr (minus 29). Besonders schwach entwickelten sich die Bauhaupthandwerke und die Handwerke für gewerblichen Bedarf. Im Bauhaupthandwerk erwartet kein Betrieb eine bessere aber 47 Prozent eine schlechtere Geschäftslage.
Die Zahl der Beschäftigten war im 4. Quartal 2024 nach wie vor rückläufig und lag erneut um 500 Personen unter dem Vorquartal (59.000). Am stärksten fiel der Rückgang in den Bauhaupt-handwerken (minus 3 Prozent) aus. Auch Ausbauhandwerke und Handwerke für gewerblichen Bedarf meldeten rückläufige Zahlen. Ein Ende des Beschäftigungsrückganges ist nicht in Sicht, betroffen ist insbesondere das Bauhauptgewerbe. Eine zumindest ausgeglichene Entwicklung wird im Kfz-Handwerk erwartet.
Für die Monate Oktober bis Dezember 2024 meldeten 36 Prozent der Betriebe steigende und 27 Prozent zurückgehende Umsätze. Die Umsätze im Handwerk stiegen trotz Inflation nur um nominal 2 Prozent. Im kommenden 1. Quartal – das Jahresanfangsquartal ist im Handwerk meist ein umsatzschwaches Quartal – erwarten nur 8 Prozent der Betriebe höhere, aber 40 Prozent sinkende Umsätze.
Die Auftragsreichweiten sind um 0,4 Wochen auf 6,7 Wochen gesunken. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe liegt weitgehend stabil bei 80,5 Prozent (Vorquartal: 81 Prozent, Vorjahr 82 Prozent).
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten sank die Zahl der Handwerksbetriebe unter 13.000. Am 31. Dezember 2024 waren 12.949 Betriebe registriert, 125 weniger als drei Monate zuvor und 60 weniger als vor einem Jahr. Auf das Jahr bezogen hat sich der Rückgang jedoch nicht beschleunigt, sondern beträgt unverändert ca. ein halbes Prozent des Betriebsbestandes pro Jahr. Bedenklich ist der Verlust von größeren, leistungsfähigeren Betrieben, der sich am prozentual stärkeren Rückgang der Zahl der zulassungspflichtigen Betriebe und am Rückgang der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl zeigt.
Sonderthema Hemmnisse des Handwerks:
Seit mehr als 20 Jahren befragt die Handwerkskammer die Betriebe nach ihrer Einschätzung von Hemmnissen für ihre betriebliche Entwicklung. Auf dieser Basis ist eine aussagefähige Zeitreihe entstanden.
Wie seit Beginn der Befragungen wurden auch Ende 2024 die von bundespolitischen Entscheidungen verursachten „hohen Steuern“ und „hohen Sozialabgaben“ als größte Hindernisse benannt und dies von immer mehr Betrieben: 72 Prozent der Betriebe werten die Steuerlast (plus 12 zum Vorjahr) und 76 Prozent die Sozialabgabenlast (plus 16 zum Vorjahr) als großes Hindernis für ihre betriebliche Tätigkeit.
Neu in der Umfrage ist das Hemmnis „Bürokratie“, dass sofort auf den dritten Platz der Liste in das Ranking einstieg. Fast zwei Drittel aller Befragen (65,6 Prozent) stufen Bürokratie als erhebliches Hemmnis ein.
44 Prozent aller Befragten nennen „fehlendes Fachpersonal“ als großes Hemmnis – damit sank die Zahl leicht (50 Prozent im Vorjahr).
Bei, Gedanken an den nächsten Pfuschhandwerker liegt mein persönlicher Erwatungsindex bei -1. Lieber selbst gemacht als teuer verpfuscht.
„Lieber selbst gemacht als teuer verpfuscht.“
Hallo mein Freund, mein Bruder! Kennen wir uns?
Ich habe genau die gleichen Erfahrungen gemacht und kann daher nur sagen, wer ein bisschen geschickt ist und sich was anliest, ggfls. noch einen Fachmann zur Beratung hinzuzieht, bekommt ein doppelt so gutes Ergebnis für ein Drittel des Preises!
Es gibt Dinge, die bekommt ein Heimwerker hin, und es gibt Dinge, die kann er leicht vermasseln. Schon mal eine Gastherme gewartet?
„Wir dürfen nicht vergessen, dass Wirtschaft ein Stück weit auch Psychologie ist.“
Aha, und damit meint Herr Keindorf „natürlich“ die Berliner Politik und nicht etwa das eigene Gejammere und Gebaren der letzten Jahre.
Die HWK legt weder Steuern noch Sozialabgaben fest… Das ist tatsächlich ein großer Batzen, der den Firmen auferlegt wird. Gerade den kleine und kleinsten (Familien-)Unternehmen, die das alleine stemmen müssen. Die großen haben Hilfe vom Staat 🙁 Alle sind von den immer weiter steigenden Preisen betroffen, also schraubt sich die Preisspirale immer weiter nach oben. Auch im Handwerk. In der jetzigen Situation ist es verständlich, dass der Bürger sein Geld zurückhält und nur das Nötigste machen lässt. Demzufolge gehen die Aufträge zurück, das sollte niemanden wundern. Ich habe mich kürzlich mit meinem „Klempner“ unterhalten. Der sagt, mal eben eine Badsanierung ist nicht mehr drin, das hat stark nachgelassen. Dafür ist das Geld bei vielen nicht da. Notwendig ist dagegen die Reparatur einer kaputten Heizung, da wird aber dann über die hohen Stundenlöhne gejammert. Ja, aber irgendwie muss ja das Geld eben für diese o. g. Abgaben herkommen. Kleinunternehmer zu sein, ist heute fast schon eine Strafe. Kein Wunder, dass immer mehr aufgeben 🙁