„LösBar“: 1,6 Millionen Euro für abgehängte Jugendliche
10,6 Prozent der Jugendlichen in Halle verlassen die Schule ohne jeglichen Abschluss. Das ist ein Negativrekord für Sachsen-Anhalt und eine Herausforderung für das Jobcenter. Denn diese jungen Leute sind kaum in Arbeit zu vermitteln. Hier setzt das neue Projekt „LösBar“ des Internationalen Bundes an. Am Mittwoch hat Sozialministerin Petra Grimm-Benne dem Projekt einen Förderbescheid in Höhe von 1,6 Millionen Euro für drei Jahre überreicht. Gleichzeitig gab es noch fast 800.000 Euro Förderung für die Stadt für das Landesprogramm Regionales Übergangsmanagement (RÜMSA) Sachsen-Anhalt, in dem auch die „LösBar“ läuft. Mit dem Programm wird die Gestaltung der Zusammenarbeit von Jobcenter, Agentur für Arbeit und Kommune bzw. Landkreis am Übergang Schule – Ausbildung / Beruf unterstützt.
„Das ist ein Bereich, den wir dringend brauchen“, sagte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow. Man müsse die Jugendlichen, die den Abschluss nicht geschafft haben, an die Hand nehmen und sie durch den Dschungel der Behörden begleiten. Mit dem Programm wolle man den Jugendlichen ihre Stärken aufzeigen und ihnen Perspektiven eröffnet. Und vor allem will man so frühzeitig an die Jugendlichen herantreten, um das Kind gar nicht erst in den Brunnen fallen zu lassen.
Wie wichtig das ist, machte Jobcenter-Chef Jan Kaltofen deutlich. „Wir scheitern am deutschen Datenschutz.“ Denn die Schulen wissen zwar, welche Schüler ohne Abschluss abgehen. Doch dürfen sie diese Datensätze nicht an die Jobcenter geben, damit diese sich rechtzeitig mit Betroffenen in Verbindung setzen. Und so ist es nicht selten, dass diese Jugendlichen erst einmal völlig abgleiten. Irgendwann tauchen sie dann beim Jobcenter auf. „Es gibt Jugendliche, die kennen wir nicht. Wir wissen aber, dass sie irgendwann kommen“, so Arbeitsagentur-Chefin Petra Bratzke.
Guido Stark, der für den IB das Projekt betreut, erläutert, dass es gar nicht leicht ist an die Jugendlichen heranzukommen. Die Jugendlichen müssten die Bereitschaft entwickeln, sich einzulassen. Dazu ist das Programm mit verschiedenen Punkten verknüpft, wie gemeinsamen Ausflügen und einer Erlebnispädagogik. Auch gemeinsame Behördengänge stehen auf dem Programm. Man habe viele Partner und ein gutes Netzwerk, um die Jugendlichen zu erreichen, die bei allen bestehenden Programm hintern runter fallen. An drei Standorten in Halle ist die Lösbar mit ihren zehn Mitarbeitern zu finden: in der Ludwig-Wucherer-Straße 63, Hechtgraben 4 in Heide-Nord sowie in der Südstadt. Dort entscheidet sich in wenigen Tagen der genaue Standort.
Die LösBar ist das zweite RÜMSA-Projekt, das gemeinsame „Haus der Jugend“ existiert schon zwei Jahre. Hier sind die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit, das Jobcenter und der kommunalen Ämter sowie die Kammern von Industrie und Handwerk mit im Boot. Hier werden also an einem Ort alle bestehenden Angebote gebündelt, damit die Jugendlichen nicht im Gewirr der Ämter „verlorengehen“.
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