Mit dem Knochen hören? Neuartiges Hörgerät erstmals im Martha-Maria-Krankenhaus Dölau implantiert
Erstmals in Sachsen-Anhalt ist im Krankenhaus Martha-Maria ein neuartiges Hörgerät implantiert worden, das über die Knochenleitung das Hören verstärkt. Die Ärzte am Hörzentrum in der Klinik für HNO haben Anfang August als erste Klinik das teilimplantierbare Hörgerät, das Cochlear™ Osia® System, bei einem Patienten operativ eingesetzt.
Der Patient, Milko P. arbeitet als Schweißer. Auf dem linken Ohr konnte er seit Jahren nahezu nichts mehr hören. Mehrere Operationen am Ohr konnten ihm sein Gehör nicht wiedergeben. Als letzte Möglichkeit riet Prof. Jürgen Lautermann, Chefarzt der Klinik für HNO und des Hörzentrums am Krankenhaus Martha-Maria ihm zu dem neuartigen OSIA-Implantat. Die Operation verlief völlig problemlos. Nach 6 Wochen der Wundheilung „wurde das Gerät angeschaltet und ich konnte sofort wieder hören. Das war schon ein tolles Gefühl und auch meine Frau war begeistert“, so der glückliche Patient.
Was hat es mit dem neuartigen Hörgerät auf sich? Das Osia System besteht aus einem Implantat, welches mit einer Schraube unter der Haut auf dem Knochen (lateinisch: ossum) fixiert wird und einem Schallprozessor, der mit einem Magneten auf der intakten Haut über dem Implantat befestigt ist. Herzstück des Implantats ist der Piezo Power™ Wandler. Dieser erzeugt aus Schall Vibrationen, welche über den Knochen weitergeleitet werden. Mit Hilfe der digitalen piezoelektrischen Stimulation umgeht das System geschädigte Bereiche der Gehörknöchelchenkette und sendet Schallinformationen direkt ans Innenohr.
„Dieses völlig neuartige Hörimplantat ist eine wegweisende Lösung für Menschen mit Schallleitungs-Schwerhörigkeit, kombiniertem Hörverlust oder einseitiger sensorineuraler Taubheit (SSD). Es kann schwerhörigen Erwachsenen und auch schwerhörigen Kindern deutlich mehr Verstärkung und signifikant mehr Lebensqualität ermöglichen“, so Frank Wagner, Regional Director von Cochlear Deutschland.
Anders als bei herkömmlichen Hörgeräten oder auch Hörimplantaten, wird dieses System auf dem Knochen hinter dem Ohr verankert und das Ohr selbst bleibt „frei“. Wenn Haare an der Operationsstelle nachgewachsen sind, ist das Osia-Gerät quasi unsichtbar. Das Gerät kann zudem flexibel genutzt werden. „Während der Schweißarbeiten, wenn ich den Helm aufhabe, nehme ich das Ding einfach ab und wenn ich Mittagspause mit den Kollegen mache kann ich es einfach wieder anklicken“, erzählt der Patient. Der Schallprozessor eröffnet außerdem vielfältige Möglichkeiten für kabellose Vernetzung, etwa direktes Streaming von kompatiblen Apple Geräten. Piezoelektrizität kommt seit vielen Jahren in verschiedensten Produkten zum Einsatz, wie in Mikrofonen, High-End-Lautsprechern und medizinischer Ausrüstung, aber dies ist das erste Mal, dass diese Technologie in dieser Art von Anwendung verwendet wird.
„Wir versuchen für jede Art der Hörbehinderung das für den Patienten passende System zu finden. Neben den „konventionellen“ Hörgeräten und den Cochlea –Innenohrimplantaten ist es jetzt dieses Cochlear™ Osia® System, das unser Spektrum erweitert. Bisher wurde bei zwei Patienten dieses System implantiert. Die Operation wurde in Vollnarkose durchgeführt, sie könnte aber durchaus auch unter örtlicher Betäubung erfolgen“ so Chefarzt Prof. Lautermann.
Die Feineinstellung des Gerätes kann dann bei einem Hörgeräteakustiker erfolgen. Bei Milko P. ist das schon erfolgt. „Und ab jetzt ich das Gerät über mein IPhone jederzeit selber lauter oder leiser stellen“ freut er sich.
Foto Martha Maria
Freut mich immer wieder den Fortschritt der Medizin zu erfahren. Irgendwann gibt’s ne Pille und Nieren wachsen nach ohne was zu transplantieren
IPhone – hört sich an, als ob er auch noch stolz darauf wäre. Apple wäre das letzte, was ich da ran lassen würde.
Kluger Kommentar.
Naja, hier wird auch gern mal Schleichwerbung vom Berichtsschreiber betrieben.
Mit Android und Windows scheint’s wohl nicht zu funzen
Tja die Dölauer sind weltspitze
Super macht weiter so, ihr könnt vielen Menschen helfen, Klasse
Dem kann man jetzt die erstaunlichsten Sachen erzählen, während er schläft und träumt – zum Beispiel, dass er’s doch mal mit Pfeil und Bogen versuchen soll …
Schon toll, was Wissenschaft und Forschung zu leisten vermögen 😉 Mich wundert nur, dass hier nicht sofort die üblichen Verdächtigen angekrochen kommen, um ihren wissenschaftsfeindlichen Mist abzusondern. Scheinbar scheinen nur ganz bestimmte Dinge einen Trigger auszulösen …
Wo sind eigentlich die ganzen Schwurbler und Fortschrittsverweigerer wenn es um ungesundes Essen und Alkohol geht ? Warum steht niemand vor den Brauereien … ? Schließlich hat Alkohol nachweisbar einen negativen Effekt 😉
„Mich wundert nur, dass hier nicht sofort die üblichen Verdächtigen angekrochen kommen, um ihren wissenschaftsfeindlichen Mist abzusondern.“
Hinterfragen ist durchaus wissenschaftlich.
„Hinterfragen“ kann wirklich jeder, das ist keine Leistung. Und wenn dann noch sinnlose (entweder nicht falsifizierbare oder nachweislich falsche) Antworten dazu kommen, ist endgültig Schluss mit wissenschaftlich.
Ich begrüße diese Neuerungen… Ich beschäftige mich beruflich sehr viel damit… Professor Lautermann steht ganz oben in der Respekt Liste… Die Kooperation mit Apple finde ich sehr fragwürdig….. Schränkt einige Menschen ein…
Trotzdem freue ich mich..
Ich finde auch, dass solche wichtigen Errungenschaften nicht von Firmen wie Apple abhängig sein sollten, da es ein gewinnorientiertes Unternehmen ist und bei gerade solch gravierenden Dingen, wie Hörvermögen, man nicht von der Gnade solch eines Unternehmens abhängig sein sollte.
“ „Und ab jetzt ich das Gerät über mein IPhone jederzeit selber lauter oder leiser stellen“ freut er sich.“
Da kann er nur hoffen, dass er immer ein kompatibles funktionsfähiges Iphone dabei hat.
Apple wäre in der Lage, festzustellen, ob der Junge kopiergeschütztes „Material“ konsumiert.
Wünsche noch viel Spaß im Leben …