Moritzburg öffnet nach Wartungsarbeiten am Samstag wieder
Am kommenden Sonnabend, dem 25. Februar 2017, öffnet das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) nach seiner jährlichen Schließzeit für Wartungs- und Revisionsarbeiten wieder seine Pforten. Nach kleineren baulichen Eingriffen und Schönheitsreparaturen ist das Museum nun fit für die neue Ausstellungssaison. Während derzeit die Vorbereitungen für die nächste Sonderausstellung „Alexej von Jawlensky/ Georges Rouault. Sehen mit geschlossenen Augen“ in den Endspurt gehen, ist für die Besucherinnen und Besucher der Dauerausstellungsbereich wieder zugänglich. Hier erwartet sie eine kleine Sensation: die Präsentation der Schenkung des Aquarells Zwei Yachten 1929 von Lyonel Feininger.
Die Schenkerin, Angelika Fischer, geb. Dombrowski, wurde in Halle an der Saale geboren und verbrachte hier ihre Kindheit. In Erinnerung daran sowie in Anerkennung der Entwicklung der Stadt nach der Wende und insbesondere des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) schenkte sie dem Museum das wertvolle Kunstwerk aus ihrem Eigentum.
Die Arbeit entstand in einer Hauptphase von Lyonel Feiningers Schaffen als Aquarellmaler und gehört mit ihrem Motiv der Segelboote zu einem thematischen Schwerpunkt in seinem Schaffen. Vereinfacht lassen sich diese während der 1920er und 1930er Jahre zwischen den beiden Polen Architektur und Ostseestrand verorten.
Zwar hatte Feininger bereits seit 1891 immer wieder die Ostsee besucht, das tiefe künstlerische Erleben des Landstriches an der Küste setzte jedoch erst mit der Entdeckung des kleinen Fischerdorfes Deep in Vorpommern ein. Die transparenten Visionen von Strand und Meer wurden zum herausragenden Ergebnis dieser Entdeckung. Wie die Dorfkirche von Gelmeroda entwickelte sich in der Folge die Darstellung der Dünen am Ostseestrand sowie der Segelboote und Schiffe auf dem Wasser zu einem regelrechten Synonym für Feiningers Kunst. Immer wieder finden sich in den meisterhaft komponierten, vergeistigten und atmosphärisch dichten Blättern die verschiedensten Wasserfahrzeuge: Dampfer, Frachtschiffe und Fischkutter oder Segler und Yachten.
Das Blatt Zwei Yachten zeigt zwei in fahlem Gelb gehaltene Yachten, wie sie vor Deep oft in Aktion zu beobachten waren. Doch möglicherweise gaben – wie in anderen Fällen auch hier – vom Künstler und seinen Söhnen geschaffene Modellsegler das Motiv vor. Diese Modelle wurden im Winter gebaut und während der Sommermonate auf der Rega oder der Ostsee gesegelt.
Alois J. Schardt, der damalige Direktor des städtischen Museums in der Moritzburg, erwarb 1929 von dem ihm freundschaftlich verbundenen Künstler ein beeindruckendes Konvolut von 10 Aquarellen. Von diesen überstanden fünf die nationalsozialistische Aktion „Entartete Kunst“, der auch Feiningers Halle-Zyklus zum Opfer fiel. Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich: „Drei der damals konfiszierten Gemälde befinden sich heute wieder im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), ein Aquarell konnte 1990 zurückerworben werden. Die generöse Schenkung von Angelika Fischer, geb. Dombrowski, ermöglicht es uns, die durch die Kulturbarbarei der Nationalsozialisten erlittenen Sammlungsverluste wieder ein Stück weit auszugleichen. Hierfür bin ich Frau Fischer in hohem Maße dankbar!“
Während der Präsentation des Aquarells Zwei Yachten und dazu passender weiterer Arbeiten Feiningers aus den Museumsbeständen bereichern die beiden Gemälde Der Dom in Halle und Marienkirche mit Pfeil gemeinsam mit Zeichnungen und Fotografien des Künstlers als Leihgaben aus dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) bis Mai 2017 die Ausstellung „Lyonel Feininger (1871–1956)“ in der Fundación Juan March in Madrid.
Darüber hinaus erwartet die Besucherinnen und Besucher eine weitere temporäre Besonderheit: Da die Meditationen Alexej von Jawlenskys ab 19. März 2017 in der Sonderausstellung gezeigt werden, wurde in der Dauerausstellung an ihrer Stelle die Präsentation des Werks von Franz Marc erweitert. Dank der herausragenden Dauerleihgaben aus der Sammlung Kracht kann das Marc-Kabinett mit Der gelben Kuh, Der weißen Katze, dem Toten Spatz und den Bronzeplastiken des Künstlers aus der Sammlung erweitert werden durch selten zu sehenden Arbeiten auf Papier. Sie sind bis Juni 2017 zu erleben.
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