Neonazi-Truppe zieht grölend durch Halle und beklebt Straßenbahn mit Stickern – Hakenkreuze wurden in der Ludwigstraße geschmiert

Mit einer Neonazi-Gruppe “Deutsche Jugend Voran” hat sich der Berliner Julian M. in der Szene einen Namen gemacht. Das Amtsgericht Berlin hat ihn zwar wegen Überfällen und Bedrohungen zu einer Haftstrafe verurteilt. Doch die Haft hat er noch nicht angetreten.

Stattdessen tauchte Julian M. nach Informationen von dubisthalle.de in Halle (Saale) auf. Am späten Donnerstagabend wurde er in der Reilstraße mit anderen Personen gestellt. Darunter waren auch weitere vom Verfassungsschutz beobachtete Personen, die auch teilweise für Politiker-Angriffe in Berlin verantwortlich sein sollen, wie zu erfahren war. Die Polizei selbst wollte sich nicht zu Personalien äußern. “Ein Teil der Gruppierung liegt in den polizeilichen Datenbanken zumeist wegen Körperverletzungsdelikten ein”, teilte aber Polizeisprecher Thomas Müller noch mit.

Die betreffende Gruppierung soll in einer Straßenbahn der Linie 95 Kameras mit Stickern unter anderem der “Jungen Nationalen”, der Gruppierung “Die Jugend für Deutschland” sowie stilisierten Wehrmachtssoldaten überklebt haben. Zeugen informierten den Straßenbahnfahrer über den Vorfall mit den vermummten Personen, gab zudem an, dass von dieser Gruppe auch verfassungsfeindliche Äußerungen und Gesänge getätigt wurden. Die Sticker musste die Gruppierung wieder entfernen, Schäden entstanden dabei nicht. “Eine Straftat gemäß Sachbeschädigung lag nicht vor”, so Müller. “Durch die Polizei wurde ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen illegaler Plakatierung eingeleitet. Zu geäußerten Parolen liegen, so die Polizei, keine Erkenntnisse vor – wohl auch mangels Zeugen. Deshalb sollten sich Augenzeugen, die auch die Bahnfahrer informiert haben, an die Polizei wenden.

Ob die Gruppierung mit weiteren rechtsextremen Vorfällen in Verbindung steht, die sich in den vergangenen Tagen in der Saalestadt ereignet haben, ist noch unklar. Am Mittwochabend jedenfalls wurden an den Zaun des linken Zentrums “VL” Hakenkreuze mit Graffiti aufgesprüht. Täter wurden nicht gefasst. “Die strafrechtlichen Ermittlungen wurden aufgenommen und dauern derzeitig an”, so Müller.

Vergangene Woche Dienstag tauchte eine Gruppe mutmaßlicher Rechtsextremisten, teils vermummt, mit Baseballschlägern vorm VL auf. “Nach Kenntnis über diesen Sachverhalt durch die Polizei wurden sofortig alle notwendigen polizeilichen Maßnahmen eingeleitet und durchgeführt”, sagt Müller. “In diesem Rahmen konnten keine Personen, wie durch den Anzeigenerstatter beschrieben, in unmittelbarer oder der weiteren Umgebung des Tatortes festgestellt.” Es könne zudem “keine strafrechtliche Relevanz gesehen werden”, so Müller. “Es werden keine strafrechtlichen Ermittlungen hierzu weiter geführt.”