Neue Großbaustellen: Streit um Stadtbahn-Stufe 3

Hinter den Kulissen wird derzeit an Stufe 3 des Stadtbahnprogramms gearbeitet. Und das bringt einige neue Großbaustellen mit sich. Beschlüsse im Stadtrat sind noch nicht gefasst. Doch vielleicht bekommt der Rat ja auch nur die Pläne zum Absegnen vorgelegt. Das zumindest befürchtet Rodney Thomas. Im Planungsausschuss hat er seinem Unmut Luft gemacht. Immerhin hat sich die Lenkungsgruppe bereits mit den Plänen befasst. Doch eine Öffentlichkeitsbeteiligung hat bisher nicht stattgefunden.
Seit mehr als drei Jahren stelle er regelmäßig Fragen zur dritten Stufe. Er befürchte, dass die Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Die Aussagen der Stadt zu einer Bürgerbeteiligung empfindet er als „Mogelpackung“. Und vielleicht haben ja auch die Bürger Ideen zur Gestaltung, sagte er. Baudezernent René Rebenstorf versuchte zu beruhigen. Es gebe keine vollendeten Planungen, nur Überlegungen. „Wir planen im Steuerkreis, jetzt in die dritte Stufe einzusteigen“, sagte er. Doch damit man Räten und Öffentlichkeit überhaupt etwas präsentieren könne, müsse man ja erstmal Entwürfe haben. „Sie müssen uns die Chance geben, eine vernünftige Grundlagenlösung zu finden.“ Rodney Thomas befürchtet angesichts der rigiden Förderregeln des Stadtbahnprogramms großflächige Abholzungen und gar Abrisse. „Wir fangen nicht an, die Blockrandbebauung im Giebichenstein-Viertel abzureißen“, versuchte Rebenstorf zu beruhigen. „Das haben wir im Böllberger Weg ja auch nicht gemacht.“ Ein Beispiel, dass sich nicht unbedingt gut eignet. Schließlich sollte hier das Künstlerhaus 188 abgerissen werden, um einen eigenständigen Bahnkörper zu ermöglichen.
Vor allem wegen der Maßnahmen rund um Reileck und Giebichenstein-Kreuzung macht sich Thomas Sorgen. Da ist beispielsweise von einer Optimierung der Erschließung zwischen Seebener Straße, Reilstraße und Mühlweg die Rede. Und da gibt es viele Überlegungen. Beispielsweise könnte auf eine Trasse verzichtet werden – entweder der jetzige Verlauf der Linie 8 (Mühlweg – Burgstraße) oder der 7 (Richard-Wagner-Straße – Große Brunnenstraße). Möglicherweise könnte auch die Straßenbahn durch die Triftstraße geführt werden – was eine Verlegung im Bereich Rosa-Luxemburg-Platz am Landesmuseum mit Baumfällungen nach sich ziehen könnte. Auch der Umbau der Kreuzung Seebener Straße / Burg Giebichenstein ist in dem Programm vorgesehen. An letzter könnte eine vollsignalisierte Kreuzung statt der derzeit vorhandenen Teilsignalisierung erfolgen. Weitere Überlegungen zu dieser Kreuzung gehen sogar dahin, die Straßenbahn ab der Kreuzung Große Brunnenstraße durch die jetzige unbebaute Fläche zwischen Rainstraße und Fährstraße zu führen und so die komplizierte Kreuzung Seebener Straße / Burgstraße zu entschärfen. Außerdem soll das Reileck umgebaut werden und eine zentrale Haltestelle für alle Linien erhalten. Das ist zur Zeit nicht der Fall. So hält die Linie 7 in Richtung Kröllwitz in der Richard-Wagner-Straße. Ebenfalls umgebaut werden soll die Bernburger Straße, eine Querschnittsoptimierung ist hier vorgesehen. Das könnte massenhafte Baumfällungen nach sich ziehen, befürchtete Thomas im Ausschuss.
Die Untersuchungen zu Stufe 3 umfassend aber auch weitere Projekte. Dazu gehört der mögliche Weiterbau der Straßenbahn bis Heide-Nord. Und auch im Süden sind Maßnahmen im Rahmen der dritten Stufe angedacht. Dazu zählen die Paul-Suhr-Straße, Vogelweide, Elsa-Brändström-Straße und Damaschkestraße. Neben der Gleiserneuerung sollen hier insbesondere die Haltestellen ausgebaut und an geltende Richtlinien angepasst werden. Ebenso stehen Arbeiten in der Freiimfelder Straße an.
Im Laufe des Jahres soll ein Grundsatzbeschluss zur Stufe 3 des Stadtbahnprogramms in den Stadtrat kommen.
Die Strecke der Linie 7 führte übrigens früher schon einmal durch die Triftstraße, wie auf dieser Karte von 1906 oder noch besser auf dieser Karte von 1910 zu sehen ist. Man kann das auch heute noch erahnen, wenn man sich den ungewöhnlich großen Bogenradius der Bordsteinkante an der Nord-Ost-Ecke des Rosa-Luxemburg-Platzes (früher Wettiner Platz) ansieht.
Weißt du auch, oder jemand anders, warum die Streckenführung dann später verändert wurde?
Nein, keine Ahnung. Ich kann mir vorstellen, dass es mit der geringeren Steigung in der aktuellen Streckenführung zu tun hatte; aber das ist nur Spekulation.
Es gibt ein Fotobuch von Gottfried Riems, da ist ein bild von der Oberleitunggsmontage in der triftstraße drin, Die Fläche des museums ist da noch ein freier Platz.
Damals war das einspurig und die Bahnen beschaulich schunkelnde Wägelchen. Diese Idee heute aufzugreifen ist völlig absurd. Interessanter wäre, wenn die Planer vielleicht mal über eine Ringstrecke nachdenken würden – eine Richtung Mühlweg Burgstraße nach Kröllwitz und zurück über die Brunnenstraße/Wagnerstraße. Aber wenn ich den Rannischen Platz und das Steintor sehe bekomme ich die allerschlimmsten Vorahnungen
Klingt zumindest teilweise so, wie wenn kleine Jungs sich aus einer Riesenschüssel Süßigkeiten so viel rausnehmen dürfen, wie sie wollen. Ob es sinnvoll und bekömmlich ist, spielt dabei keine Rolle.
Wenn irgendwer „Fördermittel“ ruft (die auch bloß unsere Steuern sind), dann kennen die halleschen „Experten“ kein Halten mehr.
Folgekosten? Egaaal.
Sinnhaftigkeit? Flächenverbrauch? Betriebskosten? Egaaal.
Eine Strassenbahn ins nirgendo, natüüürlich mit eigenem Gleisbett – Frequenz alle 20 min, Fahrgäste 5 Stück? Egaaal.
ÖPNV ist – gleich nach Radfahren das allergrößte. Dagegen darf man als denkender Mensch nichts sagen, dann wird man sofort von den rotgrünen Ideologen niedergebügelt.
Mir ist seit Jahren keine Straßenbahn in Halle begegnet, die nicht mindestens halbvoll gewesen wäre.
„Mir ist seit Jahren keine Straßenbahn in Halle begegnet, die nicht mindestens halbvoll gewesen wäre.“
Direkt am Markt um 8 Uhr früh oder wie?
Einfach mal ans Reileck (und das ist weis Gott noch nicht irgendwo im nirgendwo) nach 18 Uhr hinstellen. Da herrscht Totentanz in den Bahnen. Die Nachtlinien sind nicht besser.
In der Nacht hast du sogar in München leere Straßenbahnen. Tagsüber kann man da kaum umfallen.
Ansonsten sind die Bahnen in Halle gut ausgelastet. Nur weil es Zeiten gibt, wo sie nicht knalle voll sind, heißt das nicht dass man daran sparen muss. Linie 2 in Richtung Neustadt ist immerhin bis nach 0:00 Uhr oft genug gut gefüllt. Gegen andere Verkehrsbetriebe und Städte hat Halle hier im Osten teilweise eher zu wenig Platz in den Bahnen und die schlechtesten Taktzeiten.
Das glaube ich sogar. In deiner Traumwelt bekommst du ja sehr wenig mit.
Du bringst als Contra ÖPNV im Ernst den Flächenverbrauch?? Hast du schon einmal verinnerlicht wie viel Flächenverbrauch der motorisierte Straßenverkehr verursacht hat? Noch nicht? Dann solltest du endlich mal damit aufhören ständig vor die Wand zu laufen und das letzte bisschen Grips was du noch hast mal vernünftig einsetzen. Vielleicht fällt dir ja was auf… Ich bin mir sicher: du schaffst das!
Du stehst also gerne im Stau? Als denkender Mensch?
Bravo!
Geplant wird für die Zukunft, da fahren keine Stinker mehr durch die Innenstadt. Hier braucht es Reserven im ÖPNV. Die Brücke am Friedhof Neustadt braucht auch keiner. Es gibt sicher auch nur wenig ausgelastete Straßenbahnen, aber die, die Dir entgegenkommen fahren meist gerade nicht in Lastrichtung. In der stehst du im Stau.
Der ganze ÖPNV Unsinn in Halle kostet schon jetzt 21 Mio p. a. an Steuersubventionen der reichsten Stadt der Welt.
Es wird mal Zeit, das Ganze wirtschaftlich tragfähiger zu gestalten.
Wozu die HAVAG auch noch ins letzte Dorf gondeln muß, erschließt sich niemandem.
Die sollen lieber nachdenken, wie sie von den 21 Mio Zuschuß jährlich runterkommem anstatt teuren und sinnlosen Expansionsträumen nachzuhängen.
Soll die Stadt laut Landesrechnungshof nicht 200 Mio einsparen? Wegen Überschuldung?
Welches letzte Dorf? Die Stadt wächst, in Wohngebieten etwa bei Reideburg oder in Heide-Nord wohnen immer mehr Menschen.
Und der Zuschuss für den ÖPNV dient auch deinen kühnen Autofahrerträumen, denn würden all die Havag-Insassen sich ins Auto setzen drehte sich zur Hauptverkehrszeit kaum noch ein Rad.
Lustig, in Heide Nord wohnen immer mehr Menschen? Ja dann warst du sicher lange nciht da. So viele Blöcke wie da fehlen und auch jetzt noch die leer stehenden Wohnungen. Da such mal die vielen Menschen! Eine Straßenbahn dort ist total sinnlos!
„Heide-Nord“ mal nicht so eng sehen und nur die Plattenbauten vorm geistigen Auge haben, denn inzwischen gibt es zunehmend neugebaute Einfamilienhäuser dort…
Die Sparverfügung kam vom Landesverwaltungsamt, nicht vom Landesrechnungshof. Hätte Letztgenannter Halle geprüft, würden die Kommunalwahlen sicher ausfallen können. Der Prüfbericht wäre verheerend und würde den Stadtrat als Dilletantentruppe faktisch entmachtet herausstellen. Politisch könnten die natürlich weiterherrschen. Über nichts! Dagegen ist die Sparverfügung noch ein harmloses Instrument! Paßt mal schön alle auf, daß im Herbst nicht Eure Steuern zur Finanzierung der mistigen Stadtpolitik sprunghaft ansteigen: Grund-/Gewerbe-/Hunde/-Zweitwohnungs-/Glücksspiel- … STEUER! Steuern tut da niemand mehr irgendwas. Zittern ist auch nicht zu bemerken. Arroganz und Ignoranz, die herrschen hier über uns ! Auf allen beteiligten Seiten. Und der Hallische Michel pennt schön weiter …!
Gute Nacht dann auch!
„Arroganz und Ignoranz, die herrschen hier über uns ! Auf allen beteiligten Seiten. Und der Hallische Michel pennt schön weiter …!“
Wie in der großen Politik in Berlin, so eben auch hier. Wen wundert’s? Solange der TV plärrt, das Sofa weich ist und der SUV noch abbezahlt wird, ändert sich auch nichts daran.
Viele Ideen, nur bevor man damit an die öffentlichkeit geht sollten erst mal Studien gemacht werden, was überhaupt vom Gelände, von der vorhandenen Bebauung etc.möglich her möglich ist und die besten Ergebnisse dann vorlegen. Und über die „Ampel“ an der Giebichenstein wird schon zig Jahre diskutiert. Die spricht eher für die Unfähigkeit der Verkehrsplaner, hier eine vernünftige volle Ampelregelung zu schaffen.
Die Sparverfügung kam vom Landesverwaltungsamt, nicht vom Landesrechnungshof. Hätte Letztgenannter Halle geprüft, würden die Kommunalwahlen sicher ausfallen können. Der Prüfbericht wäre verheerend und würde den Stadtrat als Dilletantentruppe faktisch entmachtet herausstellen. Politisch könnten die natürlich weiterherrschen. Über nichts! Dagegen ist die Sparverfügung noch ein harmloses Instrument! Paßt mal schön alle auf, daß im Herbst nicht Eure Steuern zur Finanzierung der mistigen Stadtpolitik sprunghaft ansteigen: Grund-/Gewerbe-/Hunde/-Zweitwohnungs-/Glücksspiel- … STEUER! Steuern tut da niemand mehr irgendwas. Zittern ist auch nicht zu bemerken. Arroganz und Ignoranz, die herrschen hier über uns ! Auf allen beteiligten Seiten. Und der Hallische Michel pennt schön weiter …!
Gute Nacht dann auch!
Woher kommt denn die Ansicht, dass eine Vollampel eine „vernünftige“ Lösung wäre? Was würde eine Vollampel denn besser machen als die jetzige Variante mit Halbampeln? So, wie es jetzt läuft, ist es viel flexibler, weil eben bei wenig Verkehr dieser sich selbst reguliert während bei einer Vollampel u. U. alle sinnlos bei Rot warten müssten, obwohl aus anderer Richtung nichts kommt. Außerdem hält das den Geist frisch, weil man sich als Verkehrsteilnehmer noch mit dem Verkehrsgeschehen auseinandersetzen muss, statt nur blöde irgendwelchen Lichtzeichen zu folgen und entsprechend zu verlernen, wie es an anderer Stelle ohne Ampel gehen muss.
In Halle sind eben eher Vollampel Fans am Wirken.
Steuern, Regulieren, Verbieten, Bestrafen – daraus besteht der Horizont der Stadtspitze.
Die kommen gar nicht auf die Idee, dass sie Dienstleister für den Bürger sind.
„Die kommen gar nicht auf die Idee, dass sie Dienstleister für den Bürger sind.“
Man sollte sie öfter daran erinnern. Z.B. in der Bürgerfragestunde im Stadthaus.
Ich fände es empörend wenn die Strecke durch den Mühlweg eingestellt wird. Viel sinnvoller wäre eine Verlegung am Botanischen Garten und roten Ochsen vorbei…