Neue „Power-to-Heat“-Anlage geht in Betrieb: Wasserkocher und Thermoskanne im XXL-Format stärken klimafreundliche Energieversorgung in Halle – Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz ist mit an Bord

Die Energieinitiative Halle wächst. Viele Unternehmen aus der Saalestadt sind seit Jahren dabei. Mittlerweile konnte man auch den Übertragungsnetzbetreiber “50 Hertz” gewinnen. Das Unternehmen hat nun im Energiepark in der Dieselstraße für 8,5 Millionen Euro eine sogenannte “Power-to-Heat”-Anlage errichten lassen. Mit der soll die vielbesagte “Energiewende” viel besser umgesetzt werden können. Wird beispielsweise an windigen und sonnigen Tagen viel mehr erneuerbare Energie produziert als gebraucht wird, dann werden die Anlagen abgeregelt, sie produzieren also keine Energie mehr. Durch die neue Anlage in Halle wird das anders. Denn der entstehende Strom wird in der “Power-to-Heat” Anlage dazu genutzt, Wasser zu erhitzen, das dann wiederum für die Fernwärmeversorgung in Halle verwendet wird.
Entsprechend stolz ist Bürgermeister Egbert Geier. Halle sei in Sachen Energiewende “hervorragend unterwegs”, sagte er zur Einweihung der Anlage. “Wenn die Öffentlichkeit wissen will, dass die Wärmewende funktioniert, dann ist sie in Halle genau richtig.” Halle sei so etwas wie die Vorzeigehauptstadt der Energiewende in Deutschland. Die Energiewende in der Saalestadt sei längst konkret. Dafür habe das vom Stadtrat beschlossene Energie- und Klimapolitische Leitbild Halles die Weichen gestellt und den strategischen Rahmen gesetzt. “Für dessen Umsetzung wurde mit der Energie-Initiative Halle (Saale) ein breites Bündnis von lokalen Partnerinnen und Partnern ins Leben gerufen. Dies ist allerdings nur ein Meilenstein, auf den wir heute zurückblicken können. Das ehrgeizige Ziel, die Saalestadt mit einer Ökostromquote von 100 Prozent zu versorgen, soll bis 2040 erreicht werden.”
Staatssekretär Thomas Wünsch, Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt: „Die Energiewende kommt in Halle voran. Mit der Einweihung der neuen Power-to-Heat-Anlage geben die Stadtwerke – stellvertretend für die gesamte Energie-Initiative Halle – einen starken Impuls für Klimaschutz und Versorgungssicherheit. In Kombination mit dem bestehenden XXL-Wärmespeicher setzt die neue Anlage einen Standard für unsere Energie-Zukunft. Damit sind Stadt und Stadtwerke erneut Vorreiter für unser Land bei der Umsetzung der Klimaschutzziele.“
Wozu ist eine Power to-Heat-Anlage da?
Erneuerbare Energien spielen schon heute eine entscheidende Rolle für die nachhaltige und umweltfreundliche Energieversorgung im Osten Deutschlands. Eine große Herausforderung ist die schwankende Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien. Können Solar- und Windkraftanlagen nicht ausreichend Strom erzeugen, sind konventionelle Kraftwerke notwendig, um die Nachfrage zu bedienen. In Zeiten, in denen aufgrund von Netzengpässen der Strom der Erneuerbaren nicht vollständig abtransportiert werden, können Speicher helfen. Anstatt Windkraft- oder Solaranlagen abzuschalten, kann der Strom in Wärme umgewandelt und somit genutzt werden. Die Power-to-Heat-Anlage im Energiepark Dieselstraße präsentiert sich als eine effiziente Lösung für die sinnvolle Nutzung dieses Überschussstroms. Das Prinzip heißt ‚Nutzen statt Abregeln‘.
Überschussstrom aus Erneuerbaren Energien integrieren
Das Konzept ist denkbar einfach: Strom aus Erneuerbaren Energien wird genutzt, um Wärme zu erzeugen. In einem Elektrodenheizkessel wird Wasser auf 130°C erhitzt – vergleichbar mit einem Wasserkocher, jedoch im viel größeren Maßstab. Dabei geht nahezu keine Energie verloren, da der Wirkungsgrad beeindruckende 99,9 Prozent beträgt. Das aufgeheizte Wasser wird in den angeschlossenen Energie- und Zukunftsspeicher der EVH geleitet und kann dort für längere Zeit effizient gespeichert werden. Bei Bedarf wird die gewonnene Wärme über das Fernwärmenetz an die Kunden abgegeben. Kosteneffizienz und Umweltschutz gehen hier Hand in Hand.
Innovative Lösung für eine nachhaltige Energiezukunft in Halle
Gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz setzte die EVH GmbH im Energiepark das Projekt Power-to-Heat um. 50Hertz betreibt das Stromübertragungsnetz im Osten Deutschlands und den Stadtstaaten Berlin und Hamburg und baut es für die Energiewende bedarfsgerecht aus. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch beträgt im Netzgebiet von 50Hertz inzwischen 72 Prozent. Dr. Frank Golletz, Technischer Geschäftsführer von 50Hertz, sagte bei der Einweihung der Anlage: „Im südlichen Sachsen-Anhalt gibt es ein großes Aufkommen an Windenergie und daher einen großen Druck auf die Stromnetze. Das Prinzip ‚Nutzen statt Abregeln‘ kann hier Abhilfe schaffen und ist volkswirtschaftlich und ökologisch sinnvoll. Wir nutzen das Potenzial der Erneuerbaren Energien besser und der Einsatz von fossilen Brennstoffen wird reduziert. Das ist auch im Interesse der Netzkunden, die dann nicht für Strom bezahlen müssen, der nicht genutzt werden kann. Ganz praktisch funktioniert es so, dass unsere 50Hertz-Systemführung in Neuenhagen bei Berlin die PtH-Anlage zukünftig über die Leitstelle der EV Halle einsetzen kann, um die Engpässe im Stromnetz zu entschärfen.“
Meilensteine der Energie-Initiative Halle (Saale)
Am 21. Oktober 2016 hat sich das Bündnis wichtiger gesellschaftlicher Partner gebildet, um die Energiewende in Halle voranzutreiben. Ihr Ziel ist es, Verbraucher auch zukünftig sicher, zuverlässig, umweltschonend und bezahlbar mit Energie zu versorgen. Bisherige Meilensteine:
- Modernisierung Energiepark
- Bürgerbeteiligung 2021
- Solarpark „Phönix“
- Solarthermie-Anlage
- Energie- und Zukunftsspeicher
- Grüner Strom aus der Sonne
- Power-to-Heat-Anlage (weitere Lösung neben Wärmepumpen)
Das „Tauchsieder-Prinzip“ im Energiepark Dieselstraße
Power-to-Heat-Anlagen sind große Elektrodenheizkessel und funktionieren wie ein Tauchsieder im XXL-Format. Dabei wird elektrische Energie in Wärmeenergie umgewandelt. Im Zuge der Modernisierung und Erweiterung des Energieparks Dieselstraße von 2018 bis 2020 wurde schon im neu errichteten Kraftwerksblock die Implementierung einer solchen Power-to-Heat-Anlage vorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt war aufgrund rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen die Errichtung jedoch nicht darstellbar, da die Finanzierung durch den Netzbetreiber nur in küstennahen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern durch das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) sichergestellt war. Diese Einschränkung wurde jedoch abgeschafft, sodass Anlagen wie jetzt in Halle auch in südlicher gelegenen Regionen mit Hilfe des Übertragungsnetzbetreibers realisiert werden können.
Erneuerbare Wärme für Halle
Olaf Schneider, Geschäftsführer der EVH: „Jedes Bauvorhaben der EVH hat das Ziel, die Energieversorgung sicher, bezahlbar und ökologisch zu gestalten. Wir haben mit der Power-to-Heat-Anlage perspektivisch die Möglichkeit, mehr Erneuerbare Energien ins Wärmenetz der Stadt Halle (Saale) zu integrieren und somit unabhängiger von fossilem Erdgas zu werden. Die Anlage ist ein wichtiger Baustein der Dekarbonisierungsstrategie der EVH und ein Meilenstein im Rahmen der gemeinsamen Arbeit der Energie-Initiative Halle (Saale).“ So wurde zuvor bereits eine 3,3 Megawatt-Solarthermie-Anlage in Halle-Trotha in Betrieb genommen. Derzeit wird ein Wärmetransformationsplan entwickelt, welcher die vollständige Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung bis 2045 zum Ziel hat und die Potenziale erneuerbarer Wärme untersucht und deren schrittweise Erschließung beinhalten wird. Neben der PtH-Anlage sind beispielsweise Projekte in Vorbereitung, welche die Nutzung von Umweltwärme aus Fluss- und Abwasser mit Großwärmepumpen bis 2027 ermöglichen sollen. Weitere Infos zur Fernwärme in Halle finden sich auf den Internetseiten der EVH.
Fernwärmeatlas: Via Internet Optionen prüfen
Wer in Halle (Saale) an einem Fernwärmeanschluss interessiert ist, kann ganz einfach via Internet prüfen, ob das (auch perspektivisch) möglich ist. Interessierte klicken sich auf die Internetseiten in den neuen Fernwärmeatlas.
Roadmap 2045 – ein gemeinsames Projekt der Energie-Initiative Halle
Die Roadmap 2045 ist ein gemeinsames Projekt aller an der Energie-Initiative Halle (Saale) beteiligten Unternehmen und Organisationen. Die Initiative wurde 2016 ins Leben gerufen, um partnerschaftlich Projekte für die Energiewende für Halle umzusetzen. Ein erster Arbeitsschwerpunkt war das Thema Fernwärmeversorgung. Es beteiligen sich Wohnungsunternehmen, Industrieunternehmen, Forschungseinrichtungen, die Stadt Halle (Saale) und weitere Institutionen sowie die Stadtwerke Halle und die EVH.
Stadtwerke Halle-Gruppe investiert in KlimaschutzMatthias Lux, Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Halle: „Es liegen noch viele Schritte vor uns, bis wir unser Ziel, klimaneutral zu sein, erreichen. Als Stadtwerke sind wir Teil der Energie-Initiative und haben mit der ‚Roadmap Klimaneutralität‘ Strategien, Ziele und Leitlinien festgelegt, um den Transformationsprozess zum Erreichen der Klimaneutralität zu gestalten. Viele Klimaschutzmaßnahmen wurden und werden bereits von uns umgesetzt. Jedes Stadtwerke-Unternehmen trägt mit eigenen Maßnahmen und Projekten dazu bei. So auch die EVH mit ihrem nächsten Meilenstein, der Power-to-Heat-Anlage im Energiepark Dieselstraße.“

Find ich gut. Hoffe nur, dass die Menschen, welche die Windräder vor ihrer Tür haben auch belohnt werden und nicht die, die sich dagegen sträuben.
Schön, wir können diesen Sommer klimaneutral heizen!
schön, wenn man den Sarkasmus erkennt 😉
Weil ich diese Angabe für wichtig erachte: die Anlage hat laut dem DbH-Artikel https://dubisthalle.de/power-to-heat-evh-und-50hertz-setzen-projekt-zur-effizienten-umwandlung-von-strom-in-waerme-um-bis-zu-15-millionen-euro-werden-investiert eine Leistung von 40 MW.
Damit könnte die PtH-Anlage grob gesagt, etwa 10 Windräder vor dem Abgeschalten-Werden bewahren?
Moderne Windräder haben eine Leistung von 5 bis 6 MW, wenn man damit rechnet, kommt man auf ca. 6 Windräder. Hinzu kommen die PV-Anlagen, allein die EVH betreibt Anlagen mit einer Peakleistung von knapp 110 MW (https://evh.de/privatkunden/unternehmen/energieerzeugung/photovoltaik).
Das zeigt, dass PtH Anlagen doch eher ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.
Um den Speicher (2000 MWh) von 50 auf 100 % aufzuladen, braucht man bei den 40 MW der PtH-Anlage übrigens 25 Stunden.
„Halle sei so etwas wie die Vorzeigehauptstadt der Energiewende in Deutschland.“
Diese von Größenwahn gezeichneten Aussagen haben in der letzten Zeit arg zugenommen. In der Vergangenheit habe ich Egbert Geier eher als zurückhaltende Person wahrgenommen, aber seit der ZZ-Kampagne macht sich im Rathaus offenbar die Hybris breit.
Das Power-to-Heat-System ist natürlich super und längst überfällig und ermöglicht klimaschonendes Heizen, nur sollte man deshalb nicht gleich extrem übertreiben.
Anlagen wie die der EVH gibt es in Deutschland erst in einer niedrigen zweistelligen Zahl. Da kann man schon ein bisschen stolz sein. Das hat nichts mit Größenwahn zu tun.
Es ist keine Hybris, wenn stimmt, was er sagt. Da Sie am Billigrand des PV mit Ihrer Billig Klimaanlage recht wenig Wissen zur Thematik haben, glaube ich eher ihm, statt Ihnen.
Sehr interressant….*gäähn*
Bezahlen wird es wieder der Endverbraucher
. So ist es bei der EVH, Gasrechnung mit gut 46% über den Markt und man lässt den Kunden nicht aus dem Vertrag obwohl die Erhöhung eine völlig einseitige Vertragsänderung ist.
„ Das Unternehmen [50 Hertz] hat nun im Energiepark in der Dieselstraße für 8,5 Millionen Euro eine sogenannte “Power-to-Heat”-Anlage errichten lassen.“
Die Anlage wurde durch 50 Hertz finanziert, und damit aus den Netzentgelten die jeder Stromkunde in Ostdeutschland über seinen jeweiligen Versorger an 50-Hertz entrichtet.
großer Bahnhof für einen Tauchsieder 😉 warum hat man keine Wärmepumpe installiert? damit wäre aus einer kWh Strom mehr als eine kWh Wärme zu gewinnen gewesen.