Pilotprojekt „Schule, Migration und Teilhabe“ an Schulen in Halle
Noch eine knappe Woche, dann gibt es am 7. Februar wieder die Halbjahreszeugnisse. Besonders gespannt sind Behruz Bajalani und Rochdi Chiahi vom Malteser Hilfsdienst in Halle. Seit September arbeiten die beiden im Rahmen des bundesweiten Pilotprojektes „Schule, Migration und Teilhabe“ an der Gemeinschaftsschule Kastanienallee und an der Sekundarschule am Fliederweg in Halle. Dort unterstützen sie Schülerinnen und Schüler mit Migrations- und Fluchterfahrung (insbesondere Drittstaatsangehörige) im Unterricht.
„Leider entscheidet auch in Deutschland die Herkunft noch immer über den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen“, berichtet Behruz Bajalani vom Malteser Hilfsdienst. Dabei ist Bildung der Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Viele Schülerinnen und Schüler mit Migrations- und Fluchterfahrung verfügen über unzureichende Deutschkenntnisse, um dem Unterricht zu folgen, haben wenig schulisches Vorwissen aufgrund von Nichtbeschulungszeiten oder sind emotional und seelisch durch ihre Fluchterfahrung beeinträchtigt. „Die Ursachen für die Benachteiligung im Schulalltag sind vielfältig“, erklärt Rochdi Chiahi vom Malteser Hilfsdienst. Sie führen jedoch dazu, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrations- und Fluchterfahrung häufig schlechtere Leistungen erzielen, Hauptschulen besuchen oder keinen Schulabschluss erzielen.
„Das Projekt soll die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche hier direkt vor Ort an den Schulen verbessern. Wir möchten, dass alle unabhängig von ihrer Herkunft oder der sozioökonomischen Situation entsprechend ihres Potenzials erfolgreich am Bildungssystem teilnehmen“, sagt Melanie Wötzel, Projektkoordinatorin des Malteser Hilfsdienstes in Halle.
In der Praxis unterstützen Behruz Bajalani und Rochdi Chiahi die Schülerinnen und Schüler individuell oder in Kleingruppen direkt im Unterricht bei Verständnisfragen oder Sprachproblemen. Hauptsächlich eingesetzt werden sie dabei in den Klassenstufen 5 und 6, in den Willkommensklassen, den Vorbereitungsklassen und dem Produktiven Lernen. Die beiden sprechen persisch/farsi, kurdisch, deutsch, englisch, französisch und arabisch. Durch ihre Arbeit fördern sie das soziale Miteinander und die jeweiligen Persönlichkeiten. Bei Bedarf werden Hausaufgabenhilfe oder Nachhilfe vermittelt. Darüber hinaus ist die Arbeit mit den Eltern und dem Schulpersonal ein wichtiger Bestandteil des Projektes. Eltern erhalten Hilfe bei der Kommunikation mit der Schule und können sich an speziellen thematischen Infoveranstaltungen zum Beispiel über Grundlagen des deutschen Schulsystems informieren. Für das Schulpersonal sind Workshops zur interkulturellen Sensibilisierung geplant. Für eine konstruktive interkulturelle Konfliktkultur sollen regelmäßige interkulturelle Projekttage stattfinden. Ansprechbar sind Behruz Bajalani und Rochdi Chiahi an den Schulen für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Schulpersonal zu festgelegten Sprechzeiten.
Das Pilotprojekt „Schule, Migration und Teilhabe“ wird seit Juli 2019 vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) gefördert und zusätzlich an drei weiteren Standorten in Essen, Geseke und Leipzig umgesetzt. Auch hier wurden jeweils zwei Projektschulen ausgewählt, an denen zwei Mitarbeitende die Kinder und Jugendlichen unterstützen. Das Projekt ist für eine Dauer von drei Jahren angelegt und soll wissenschaftlich begleitet werden, um durch valide Ergebnisse eine nachhaltige Wirkung an den Standorten sicherzustellen.
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