Sachsen-Anhalt will Zulassungsordnung für Realschul-Abschluss verschärfen – mehr Hauptschulabschlüsse dadurch?
Wegen der Corona-Krise fällt derzeit massiv Unterricht aus. Damit wird es für Schüler auch schwieriger, eine schlechte Zensur auszugleichen. Und das dürfte künftig zu mehr Hauptschülern führen. Denn Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner will die Prüfungsordnung verschärfen.
“Behördenwillkür”, schimpft die Linke dazu. Und die SPD, immerhin Koalitionspartner in der Landesregierung, spricht von einem “Angriff auf die Zukunftschancen unserer Kinder.”
Nach der neuen Verordnung müssten Schülerinnen und Schüler von Sekundarschulen, die zum Ende des 6. Schuljahrs durchgängig mindestens eine Note 3 (bislang eine 4) in versetzungsrelevanten Fächern erreichen, um zum Realschulunterricht zugelassen zu werden. Höchstens eine 4 (bislang eine 5) kann durch eine bessere Note ausgeglichen werden. Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, wird automatisch dem Hauptschulunterricht zugeordnet.
“Das ist bildungspolitisch unverantwortlich und ein Angriff auf die Zukunftschancen unserer Kinder. Wer die Möglichkeiten von Kindern mit Realschulabschluss einerseits und Hauptschulabschluss andererseits auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vergleicht, der sieht sofort: Die Schuljahre 7 bis 10 müssen intensiv genutzt werden, um so viele Kinder wie möglich für eine guten Realschulabschluss zu qualifizieren”, sagt die Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Katja Pähle. “Wenn für Tausende Schülerinnen und Schüler die Weichen schon am Ende der 6. Klasse Richtung Hauptschulabschluss am Endes 9. Schuljahres gestellt werden, verlieren wir einen Großteil künftiger Schülergenerationen für Fachkräfteausbildung und gute Berufsperspektiven.
Das ist einerseits unverantwortlich angesichts des großen Bedarfs der ausbildenden Betriebe an Schülerinnen und Schülern mit einem guten Schulabschluss. Andererseits ist es grob unfair für die jetzigen, von Corona betroffenen Jahrgänge. Auch in den 5. und 6. Klassen müssen die Kinder mit den Problemen von Distanz- und Wechselunterricht, von Quarantäne und ausfallendem Unterricht kämpfen. Wenn ihnen aufgrund dieser Schwierigkeiten der Weg zum Realschulabschluss verbaut wird, werden sie doppelt und dreifach bestraft.
Die SPD lehnt diesen Plan von Minister Tullner ebenso wie weitere mögliche Verschärfungen strikt ab.“
„Minister Tullner muss diese Pläne unverzüglich begraben. Sein Vorgehen gegen die Bildungschancen tausender Schüler*innen in den Sekundarschulen ist absolut willkürlich und richtet sich in unverantwortlicher Weise gegen die Interessen der betroffenen Schüler*innen. Wir fordern die Koalitionspartner SPD und Grüne auf, dem Minister in den Arm zu fallen und das Vorhaben zu verhindern”, sagt Thomas Lippmann, bildungspolitischer Sprecher der Linken im Landtag.
“Kurz vor Toresschluss will Minister Tullner in einer Nacht- und Nebelaktion den Zugang zum Realschulabschluss an den Sekundarschulen extrem einschränken. Das Ziel des Bildungsministers besteht offenbar darin, den eskalierenden Lehrkräftemangel, den er vor allem an den Sekundarschulen nicht in den Griff bekommt, jetzt auf dem Rücken der Schüler*innen und ihrer beruflichen Zukunft auszutragen. Denn Hauptschüler*innen kann er schon nach der 9. und nicht erst nach der 10. Klasse aus den Sekundarschulen entlassen und wird sie somit ein Jahr früher los als die Realschüler.
Den betroffenen Schüler*innen, die dadurch ohne Grund in die Hauptschulbildungsgänge gezwungen werden, wird so ihr späterer beruflicher Lebensweg verbaut. Denn wer am Ende der Schulzeit nicht wenigstens einen Realschulabschluss (Mittlere Reife) erreicht, hat später sehr viel schlechtere Aussichten auf eine erfolgreiche berufliche Ausbildung. Das gesamte spätere Leben, die Aussichten auf erfolgreiche Bewerbungen um interessante Arbeitsstellen und einen guten Verdienst hängen entscheidend von einem guten Schulabschluss ab. Hier haben Realschüler*innen gegenüber Hauptschüler*innen erheblich bessere Chancen.
Wer Schüler*innen ohne Not in Hauptschulbildungsgänge presst, vergeht sich an ihren Lebensperspektiven. Und dem Land wird im Hinblick auf die künftige Fachkräfteentwicklung massiver Schaden zugefügt. Wenn der Minister die Folgen seines Tuns nicht begreift, muss der Ministerpräsident diese Geisterfahrt sofort beenden.
Minister Tullner hat damit zum wiederholten Mal den Bildungsausschuss und offensichtlich auch seine Koalitionspartner SPD und Grüne nicht über solche gravierenden Eingriffe in unser Schulsystem zuvor in Kenntnis gesetzt, von einer Diskussion über so weitreichende Entscheidungen ganz zu schweigen. Offenbar betrachtet der Minister die Umgestaltung des Schulwesens als seine Privatveranstaltung. Das ist in höchstem Maße verantwortungslos und darf ihm nicht länger gestattet werden.“
Da lob ich mir doch die gute alte POS.
Hat der Tullner noch alle Latten am Zaun? 🙁 Das Gegenteil müsste der Fall sein! Der massive Unterrichtsausfall ist nicht mehr aufzuholen. Jedenfalls die Schüler, die heute in der 8. Klasse sind, schaffen das nie und nimmer. Das sollte bei den Prüfungen in zwei Jahren definitiv berücksichtigt werden!
Von einer erleichterten Prüfung haben diese Schüler nichts, außer Nachteile am Arbeitsmarkt. Zum Aufholen gibt es die Möglichkeit, freiwillig ein Schuljahr zu wiederholen. Wenn genügend Schüler diese Chance nutzen, ist daran auch nichts peinlich oder ehrenrührig.
Dieser Minister ist schon lange nicht mehr tragbar! Gebt dem in der nächsten Legislaturperiode kein Ministeramt mehr!
Was schraubt er denn da rum? Diesbezüglich kenne ich keinen, der nach einer Veränderung gefragt hat…
Das er ne Pfeife ist, hat er aber schon bei anderen Themen bewiesen. Insofern bin ich wenig bis gar nicht überrascht.
Dieser Typ hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Der Typ ist absolut nicht mehr tragbar. Der sollte zurück treten oder unser Ministerpresident schmeißt Ihn aus dem Amt.
Wie war das, Covid kann das Gehirn angreifen? Man merkt es an unseren Politikern, die werden immer peinlicher. Schon alleine der Gedanke ist verwerflich. So kann man einer ganzen Generation die Zukunft verbauen. Schämen sie sich, Herr Tullner!!
„…Das ist in höchstem Maße verantwortungslos und darf ihm nicht länger gestattet werden.“
wenn hr. Lippmann schreibt, es hrn Tullner nicht mehr durchgehen zu lassen- weiß jmd, welche möglichkeiten es gibt, Tullners plan zu hinterfragen oder zu verhindern?
Wer die CDU wählt, wählt eben Tullners. Die liebäugeln mit der AfD und vermurksen die Chancen unserer Kinder. Die Bildungspolitik in Sachsen-Anhalt ist einfach nur noch Chaos!
Herr Tullner ist nicht der Fachmann um sag Problem zu lösen, aber das habe ich schon vor Jahren gemerkt.
Ich fand das gerade in Sachsen-Anhalt ziemlich gelungen und es war auch ein Grund, weshalb ich hier wieder Fuß gefasst habe.
Geht am 6. Juni wählen. Die desolate altherrenriege von CDU muss weg. Kaum noch zu ertragen, weder im Bund noch in Sachsen Anhalt.
Ich hoffe, ich bin zur Wahl noch in seinem Wahlkreis gemeldet.
Pleiten, Pech und Pannen. Sein Vorhaben ist an Dilettantismus an nichts zu überbieten. So ist das aber, wenn man in seinem Beraterumfeld nur Leute ohne Abschluss duldet. Schlichte Gemüter suchen schlichte Gemüter. Ich hoffe er bleibt uns nach der Wahl erspart!
Diese Flachzange wird hoffentlich abgewählt!!