Schneechaos im Februar: hat der Lockdown Halle vor Schlimmerem bewahrt?
Tagelang haben massive Schneemengen das öffentliche Leben in Halle (Saale) Mitte Februar teilweise lahmgelegt. Straßen waren unpassierbar, der Straßenbahn- und Busverkehr waren eingeschränkt, Mülltonnen konnten nicht entsorgt werden. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Ordnung hat deshalb über die aktuelle Situation debattiert. Jörg Schulze, Chef der Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft (U.a. für Müllentsorgung und Räumdienst zuständig) sowie HAVAG-Chef Vincent Schwarz haben die Situation aus ihrer Sicht dargelegt.
“Es war ein sehr außergewöhnlicher Winter”, sagte Jörg Schulze. Halle sei besonders von den Schneeniederschlägen betroffen gewesen, hinzu seien die Schneeverwehungen gekommen. Magdeburg und Leipzig beispielsweise seien geringer betroffen gewesen. Während in Halle am Tag des Wintereinbruchs am 8. Februar bis zu 30 Zentimeter Schnee herunter gekommen sind, seien es in den anderen beiden Städten 10 Zentimeter weniger gewesen. Durch die anschließenden kalten Temperaturen und die Menge an Schnee habe es auch nicht getaut, was zum zusätzlichen Problem geworden sei. Deshalb habe man nach und nach damit begonnen, die Schnee abzutransportieren. 117 Hänger voll und 12 Sattelzüge voll habe man weggeschafft. Örtliche Bauunternehmen seien zu Hilfe gekommen.
Für insgesamt 300 der 700 Kilometer umfassenden Straßennetzes in Halle ist die HWS zuständig. Nachts und am Wochenende sind im Drei-Schicht-System 39 Mitarbeiter und tagsüber 49 Mitarbeiter im Winterdienst tätig. 13 große sowie 14 mittlere Räumfahrzeuge sind unterwegs gewesen, hinzu seien 8 Fahrzeuge für Handkehrer samt Ausrüstung gekommen, so Schulze. Alle sogenannten A- und B-Straßen seien mehrmals täglich befahren worden. Doch durch die Schneefälle und Verwehungen sei es schwierig gewesen. Die Straßen auch wirklich freizuhalten.
Mülltonnen blieben voll. Am 8. Februar habe man die Müllentsorgung abgebrochen, weil Straßen unbefahrbar gewesen und Müllstandplätze nicht erreichbar gewesen seien, so Schulze. Einen Tag später habe man die Müllentsorgung in Schwerpunktbereichen wieder aufgenommen, also insbesondere Krankenhäuser und Pflegeheime. Am Mittwoch habe man dann den regulären Tourenplan aufgenommen. Weil Müllstandplätze teilweise weiterhin nicht erreichbar waren und Tonnen über große Schneehaufen gehoben werden müssen, konnte die HWS aber teilweise nur 50 Prozent des Solls erreichen, obwohl das Personal um 20 Prozent aufgestockt wurde. Es habe Nachentsorgungen gegeben, so Schulze. Erst am 26. Februar war der liegengebliebene Müll komplett beseitigt. Die Entsorgung der Biotonne wurde zwischendurch aber komplett eingestellt. Durch die frostigen Temperaturen war der Inhalt eingefroren. Erst Anfang März sind diese Tonnen teilweise abgeholt worden.
Der öffentliche Nahverkehr musste am 7. Februar bis 13.40 Uhr komplett eingestellt werden. Danach habe man einen Notbetrieb aufgebaut und danach schrittweise Tag für Tag weitere Strecken in Betrieb genommen. So sei noch am Sonntagabend der Straßenbahnverkehr auf einer Route wieder aufgenommen worden. In Leipzig und Magdeburg habe es zwei Tage länger gedauert, bis wieder Straßenbahnen rollen konnten, so Schwarz. Teilweise sei es Handarbeit gewesen, das Eis aus den Schienenrillen zu kratzen, berichtete Vincent Schwarz. In dieser Zeit habe es vier Entgleisungen gegeben. Im Drei-Schicht-Betrieb seien die Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz gewesen. In den zwei Wochen der Einschränkungen habe es fast 13.000 Anrufe an der Kundenhotline gegeben. Normal seien bis zu 3.000 Anrufe in einem Monat. Erst am 15. Februar konnte der reguläre Linienbetrieb aufgenommen werden. Mehr als 100.000 Kubikmeter Schnee sind mit schwerer Technik von den Gleisen geräumt worden. Mit dieser Menge könnte man den Erdgas Sportpark, das Stadion des Halleschen FC, bis unter das Dach mit Schnee füllen. Das Schneegewicht war dabei in etwa so groß wie das Gewicht von 172 Straßenbahnen.
Haben vielleicht auch der Lockdown und Homeoffice dazu geführt, dass es gar nicht erst zu einem großen Verkehrschaos auf den Straßen kam? Dies Frage warf Holger Krause, sachkundiger Einwohner für die SPD, auf. Schließlich seien dadurch viel weniger Fahrzeuge unterwegs gewesen. “Ohne Lockdown, Winterferien und Homeoffice wären wir im Chaos versunken”, meinte er. “Selbst zu Fuß ging nichts.” Zudem sei der Wintereinbruch mit Ansage gekommen, schon Tage vorher wurde vor den Schneemengen gewarnt. Ähnlich wie Krause sah es aber auch Alexander Raue (AfD). “Das Homeoffice hat uns gerettet”, sagte er. Raue “Die Planung war nicht so gut”, so sei Fazit. In den ersten Tagen sei für die Bürger nicht so viel sichtbar, viele Haltestellen seien die ersten Tagen nicht geräumt gewesen. Wege waren zugeschoben, so Raue, an Überwegen und Straßenrändern habe es hohe Barrieren durch den aufgetürmten Schnee gegeben. “Man kam überhaupt nicht durch”, so Raue. Für ihn ist insbesondere der Temperaturanstieg für ein Ende des Schneechaos verantwortlich. Für Jörg Schulze war der Lockdown dagegen eher ein Problem für den Winterdienst. Weil die Menschen zuhause waren, waren die engen Straßen in den Wohnviertel zugeparkt, es sei kaum möglich gewesen, mit Räumfahrzeugen in die Straßen zu kommen.
Dörte Jacobi (Die PARTEI) erkundigte sich nach der Räumung von Radwegen. Ab einer Schneehöhe von 10 Zentimeter sei es nicht mehr möglich, zu räumen, so Schulze. Es sei kein Platz da gewesen, um diese Schneemengen irgendwo zu lagern.
Mario Krischok (Die Linke) machte sogar noch eine andere Seltsamkeit aus. Die Elsa-Brändström-Straße sei über Tage mit der Straßenbahn nicht erreichbar gewesen, das Gleisbett war zugeschneit. Die Haltestellen aber seien freigeschippt gewesen, auch seien Entsorgungsfahrzeuge für die Mülltonnen an den Haltestellen gekommen. Krischok regte an, in Zukunft hier die Prioritäten anders zu setzen und die Mitarbeiter zunächst dort einzusetzen, wo bereits der Linienverkehr wieder möglich ist.
Einen Notbetrieb gab es zwar, doch in den Apps und an den Abfahrtsanzeigen an den Haltestellen war davon nichts zu sehen, die Abfahrtszeiten seien nicht ersichtlich gewesen, beklagte Torsten Doege, sachkundiger Einwohner der CDU. Vinzent Schwarz stimmte hier zu, tatsächlich habe es hier die ersten Tage Probleme gegeben. Hieraus habe man gelernt, sagte er.
Kurz angesprochen wurde noch die Räumpflicht vor Liegenschaften. Dörte Jacobi wies darauf hin, dass ihr dabei Landesliegenschaften negativ aufgefallen seien. Nach Angaben von Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit, seien 68 Ordnungswidrigkeitsanzeigen eingeleitet worden.
Die komplette Ausschuss-Diskussion im Link:
Vielleicht geben die Vergleiche den Leuten mal das Vorstellungsvermögen der Schneemenge… daß das nicht mit einem „normalen“ Winterdienst zu schaffen war, sollte doch klar sein. Aber sich auf solche Ausnahmesituationen einzustellen, die viele Jahre lang nicht auftreten, kann niemand finanzieren. Ich finde, die meisten haben ihr bestes gegeben, dafür nochmal ein Dank.
Ja fad Chaos hat Halle vor Schlimmeren bewahrt, und anstatt die säumigen Schneeräumer zu bestrafen sollte man sich bei ihnen bedanken.
Genau so sehe ich das auch,jeder hat sein möglichstes getan und nicht nur immer rummeckern und sogar noch bestrafen.Allen die beim Schnee räumen geholfen haben,es war bald nicht mehr zu bewältigen die großen Schneemassen, ein ganz liebes Dankeschön ! ! !
Wieso muss man eigentlich immer so übertreiben? Unter „im Chaos versinken“ verstehe ich, wenn alle völlig willkürlich und irrational auf der Flucht vor einem unmittelbaren Unglück durch die Gegend fahren, aber doch nicht sowas. Auch ohne Lockdown haben die Leute doch Augen im Kopf und merken, ob es sinnvoll ist, loszufahren, oder nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
Also als chaotisch habe ich die Zustände nicht wahrgenommen. Wer unbedingt irgendwo hinmusste, der lief halt. Ein paar Leute fuhren mit dem Auto, und ansonsten haben die meisten Leute das beste aus der Situation gemacht.
…wisst ihr noch? Wie schön das war….
Es ist eine altbekannte Tatsache
ALLES HAT 2 SEITEN.
Es war sehr schlimm der viele Schnee.Aber unser Herr Bürgermeister hat doch großkotzig geprahlt. Daher sind viele so wütig. Seine Art ist einfach widerlich..Hätte er gesagt…“Wir bemühen uns…..“, würde die Leute anders dazu stehen. Aber Bürgermeister und Pandemiestab sind ja unfehlbar. 🤭
Ist ja schön dass viel geräumt wurde, nur an den falschen Stellen, offensichtlich. In Neustadt waren die Haltestellen komplett nicht geräumt die ganze Zeit lang. Und wenn man an den Haltestellen die Straße überqueren wollte, musste man an den Straßenrändern über Berge an Schnee steigen bis alles weggetaut war. Ich habe es live erlebt, wie eine Straßenbahn am Joliot-Curie-Platz die Türen öffnete und die Leute nicht aussteigen konnten weil der Schneeberg vor der Tür oberschenkelhoch war. Alles eine Frage der Organisation wie ich mit wenigen Mitteln das meiste erreichen.
Wer nicht gerade irgrndwo hin mußte ,war es eine Kindheitserinnerung der viele Schnee.So war es früher immer u.es sah herrlich aus,für alle Kids ein Erlebnis.
Wenn ich das höre!!!! „Das war ein außergewöhnlicher Winter!!!!
Oh, Gott!!!! Eine Woche Winter!!!
Und es hat sich mal wieder gezeigt, dass wir von unfähigen Sesselfurzern regiert werden… Keine Organisation, nichts kriegen die auf die Reihe!!! Gar nichts!!!!
Man wird nur noch abgezogt, belogen und betrogen.
Es gab Zeiten, da wurden bei solchem wetter extra noch Wintersportsonderzüge in die Skigebiete organisiert, die sind auch gefahren, da wurde der Betrieb nicht eingestellt.
Und die fuhren früh sehr zeitig ab zwischen 5.00 und 7.00 Uhr, die Straßenbahn hat es trotzdem als Zubringer zum Bahnhof zuverlässig geschafft.
Schaut doch nicht auf andere Städte und hört auf zu Heulen das im Winter Schnee fällt.
Der Wetterbericht hat es Tage zuvor angekündigt und doch hat der Winterdienst in Halle komplett versagt.
SCHANDE für Halle, Unseren Winterdienst unsere Stadtführung.
Solch Unfähigkeit darf sich kein Arbeitnehmer leisten ohne Konsequenzen, aber in Halle ist ja alles etwas anders als woanders.
Ich bin so traurig über das was hier passiert bzw. nicht geschieht.
Wichtig wäre es im Nachgang, zum Überarbeiten von Räumplänen oder ähnlichem, dass es irgendwo zentral bei der Verwaltung ne Anschreibstelle gäbe, wo man konkrete Probleme (Schnee am Curie-Platz, geräumt in der Brandströmstrasse) melden kann, damit die Notfallplaner darauf reagieren können. Globales rumgeheule nützt niemandem etwas, genauso wenig wie das Rumbashing auf dem Winterdienst. Offenbar haben bestimmte Räumgruppen ihre entsprechenden Touren abgefahren, obwohl das nicht sinnvoll war….hier kann ich mir aber vorstellen, dass z.B der Winterdienst vom Reileck bis zur Damaschkestrasse die Brandströmstrasse einschließt, deswegen war dort geräumt. Und für die Leute, die das als Schande für die Stadt sehen: Erklären sie mir, wie sie einen Winterdienst finanzieren wollen, der dreimal so groß wäre und zusätzlich noch 50 schwere Lastwagen bereithält… für ein Event, dass einmal pro Jahrzehnt auftritt
Nicht so viel rummeckern. warum hat das denn früher mit dem Schneeräumen besser geklappt ? Da waren die Hauseigentümer noch in Halle ansässig und nicht irgenwelche Geldanlegerwohnungsgesellschaften weit weg, die Mieter im im Mietvertrag dazu verplichtet, standen Schneeschaufeln und Besen in jedem Hauskeller bereit, auch die Büroangestellten bekamen einen Besen, um mitzuhelfen, den Bereich ihrer Firma oder Verwaltung zu räumen.. Und die Straßen waren nicht mit parkenden Autos verstopft, wer eins hatte, brachte es schön in seine Garage, auch wenn die etwas abseits war. Ansonsten gab es ja einen auch im Winter funktionierenden ÖPNV.
@bürger. Da haben auch die Hausgemeinschaften nach dem Räumen der Bürgersteige, im Gemeinschaftsraum im Keller, die von den Hausfrauen frisch geschmierten Brötchen und den Kasten Bier weggeputzt.
In der Sendung mit der Maus wurde also über die vier Feinde der Privatwirtschaft gesprochen … und mit beeindruckenden Zahlen illustriert:
Hat auch jemand was dazu gesagt, wie man es künftig besser machen wird?
Nein, aber der Schulze und der Schwarz haben sich beweihräuchert und sich gegenseitig auf die Schulter geklopft, wie gut sie doch alles gemanagt haben.
Wie zu DDR-Zeiten, die haben sich auch immer hochgejubelt, es gab aber trotzdem nicht allzuviel.
Der ÖPNV, den hatten sie aber nach 1- 2 Tagen wieder am Laufen.
Natürlich wäre es ohne Lockdown nicht so glimpflich abgegangen. Viele Menschen sind zur Arbeit gelaufen, die anderen drängelten sich im Schienenersatzverkehr.
Mit Präsenzunterrichtspflicht, ohne Schulferien und ohne Homeoffice hätte die Situation einer Völkerwanderung geglichen.
So will man wohl noch ein Lob haben für dieses Schneechaos Anfang diesen Jahres ist ja unglaublich was hier in der Stadt abgeht
Danke Winterdienst dass du so geschlampt hast sonst wären wir noch krank geworden.
Hoffentlich schneit es beim nächsten Mal 10 cm weniger, damit der Winterdienst besser funktioniert. So etwas gab es noch nie ! Anderthalb Woche keine Straßenbahn im Böllberger Weg ! 39 statt 139 für den Winterdienst ? Es war einmal so, dass Betriebe Leute abstellen mussten, um die Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Aber die Stadträte hatten ja nur Zeit für Sägearbeiten am Stuhl des OB !
Wie furchtbar, Schneefall im Winter, und alle haben versagt