Sebastian Otto vom SV Halle ist neuer und alter Europameister im Brazilian Jiu-Jitsu
Dieser Mann ist nicht zu (s)toppen! Sebastian „Ottchen“ Otto, amtierender Weltmeister im Brazilian Jiu-Jitsu (2019), hat am Freitag in Rom (Italien) das Unmögliche möglich gemacht. Bei den Europameisterschaften der International Brazilian JiuJitsu Federation (Ibjjf) setzte sich der 39-jährige SV-Halle-Athlet souverän gegen eine exklusive, internationale Konkurrenz durch und holte Gold in seiner Gewichtsklasse bis 91 Kilogramm. Zugleich verteidigte er nach zwei Jahren Corona-Wettkampfpause seinen EM-Titel von 2019. „On top“ konnte Sebastian Otto gleich im Viertelfinale einsteigen. Dabei überzeugte er auf ganzer Linie und behauptete sich gegen Wettkampf-Teilnehmer aus Italien, Norwegen und Griechenland.
Ottos Erfolg ist kein Zufall, er basiert auf ehrgeizigen, sehr aufwendigen WettkampfVorbereitungen, aber durchaus auch auf cleverer Strategie. Zusätzlich zu den hiesigem Trainingseinheiten beim SV Halle verlegte der Lehrer für Sport und Ethik seine Wettkampfvorbereitungen mehrmals nach Irland, in die Hochburgen des Kampfsports nach Dublin und nach Naas.
„Die Dichte an erfahrenen Jiu-Jitsu-Kämpfern ist besonders hoch“, berichtet der Kampfsportler von seiner zweiten Wettkampfheimat. Hier gibt es die Chance, sich mit den Besten der „Branche“ zu messen. Darunter mit den „alte Hasen“, aber durchaus auch mit talentierten Newcomern. „Du lernst immer dazu, trainierst mit Profikämpfern auf WeltklasseNiveau“, berichtet Otto begeistert. So habe er etwa mit dem Iren Cian Conlan und den aus Moldawien stammenden Sergey Pikulskiy trainiert – beide sind Freunde und WeltklasseAthleten.
„Erst durch den direkten Vergleich weiß man, wo man wettkampfmäßig ungefähr steht“, sagt Otto. Und dann ist da auch noch ein taktischer Schachzug. „Ich habe mich für eine neue Gewichtsklasse entschieden“, überrascht der Kampfsportler, der bislang bis 85,5 Kilogramm unterwegs war. „Also bin ich in die ,91‘ gegangen, damit mich die bekannten Gegner umsonst beobachten und studieren.“ Zur Überraschung vieler, quasi als Newcomer, sei er dann in der neuen Klasse (heavy, Braungurt-Rang) angetreten, und das mit Riesenerfolg. „Im Halbfinale habe ich in dieser Gewichtsklasse den dort angesiedelten Europameister von 2019, Tony Fethke, geschlagen. Einen Profi, der 2019 in der Weltrangliste sogar auf Platz 1 lag“, freut sich der Hallenser über seinen EM-Erfolg.
Doch ausruhen kann er sich nicht. Denn nach der EM ist vor der WM. In vier Wochen will Sebastian Otto, der dieses Jahr bereits zweimal Go ld bei den Madrid International Open IBJJF JiuEM Jitsu Championship 2022 holte, auch seinen WMTitel sei dafür ein Riesen-Motivationsschub.
Lange bevor Sebastian Otto Brazilian Jiu– Sieg in Anaheim (USA) wiederholen. Der Jitsu für sich entdeckt hat, war er als Ringer aktiv. „Das ist ein Riesenvorteil, ich profitiere heute von der erlernten Technik und der Grundkraftstruktur. „Vielen meiner Gegner fehlt diese klassische Ringerausbildung, die ich beim SV Halle bekommen habe.“ Seine robuste Art, sein individ ueller, ringerbetonter Kampfstil mit den erlernten Bewegungsmustern, machten ihn für Gegner oft unberechenbar. „Klar, ich bin ein Dinosaurier bei den Wettkämpfen“, sagt Otto augenzwinkernd. Aber mit diesen Basics könne er sich auch im fortgeschrittenen Alter mit den Besten der Welt messen.
Symptomatisch, daß so ein Beitrag hier unkommentiert bleibt. Symptomatisch für die Webseite, auf der offensichtlich nur Artikel mit dem Potenzial zum Hetzen und Diffamieren die Leser zum Schreiben bewegen. Symptomatisch für Sportarten jenseits des Fußballplatzes, die in der öffentlichen Wahrnehmung kaum noch eine Rolle spielen. Bis zur 8. Liga runter wird zur Prime Time im TV berichtet. Da wird ein Sportler der Saalestadt Europa- und Weltmeister, dann ist das dem MDR ein paar Minuten Geplänkel im Lokal-Programm wert. Spielt aber die 2. Mannschaft der SG Bebitz/Könnern gegen Niederunterdodeleben, dann läuft das samt Pressekonferenz bei Sport im Osten.
Die Erfolge der Ringer der Saalestadt bleiben faktisch unerwähnt. Im Freistilringen im Jugendbereich stellt allein der SV Halle wohl 14 der 44 möglichen Landesmeister in 2022. Bei 18 Vereinen im Land! Darunter auch Mehrfach-Landesmeister wie Gregor Wolf, Nick Brederlow und der 7-fache Landesmeister Jay Rachui. Üblicherweise trainieren, kämpfen und siegen sie unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Und solange dem Fußball die ganze Ehre gebührt, wird sich daran auch nichts ändern.
Eine Gratulation an Sebastian Otto, ein Dankeschön an die Redaktion hier für den Artikel.