Sportverein-Förderung für Geschlechter-Gerechtigkeit
Wenn sich Sportvereine um städtische Förderung bemühen, dann soll künftig auch auf eine Parität der Geschlechter geachtet werden, also ob es möglichst gleichviele männliche und weibliche Mitglieder gibt. Das hat der Sportausschuss am Mittwoch beschlossen. 5 Stadträte waren dafür, 4 dagegen, es gab 2 Enthaltungen.
Konkret heißt es im Antrag: „Im Zusammenhang mit der Entscheidung über die Vergabe von Fördermitteln durch den Sportausschuss werden hinsichtlich des Fördergegenstandes II. Angaben über die voraussichtliche Anzahl der männlichen und weiblichen Teilnehmer*innen sowie hinsichtlich des Fördergegenstandes IV. Angaben zur Anzahl der männlichen und weiblichen Vereinsmitglieder vorgelegt.“
„Das soll uns bei der Entscheidung unterstützen“, sagte Melanie Ranft (Grüne). Vor allem wolle man Vereine unterstützen, die sich Bemühen, entsprechende Angebote für die jeweils im Verein unterrepräsentierten Geschlechter machen. Ranft nannte beispielhaft Fußballvereine mit Mädchenmannschaften und Tanzvereine mit Angeboten für Jungen. Unterstützung signalisierten Reina Schöps (Neues Forum) und Eric Eigendorf (SPD).
Deutliche Worte gegen den Antrag fand Andreas Hajek (FDP), der meinte, man sollte Selbstbestimmung und Freiheit für die Vereine erhalten. In seinem Ruderclub habe man in den vergangenen Jahren viel dafür getan, auch entsprechende Bedingnungen zu schaffen, um mehr Frauen anzulocken. So gebe es jetzt eine Frauendusche. Die Vereine würden schon wissen, was sie zu tun hätten. „Ich halte es für nicht notwendig, das in die Förderbedingungen aufzunehmen.“ Jeder Verein biete Angebote für Behinderte, Mädchen, Jungen, Gleichgeschlechtliche, sagte er. Es könne den Sinn des Antrags nicht erkennen.
Eric Eigendorf sagte, man wollen keinen Verein zu etwas zwingen. Stattdessen sei es eine Wertschätzung für besondere Initiativen. Es gehe nicht nur um Toiletten und Duschen, meinte Katja Müller (Linke). Ein Mädchen gehe nicht zum American Football, weil es da eine Frauentoilette gebe. Es sei nötig, die tradierten Vorstellungen zu durchbrechen.
Olaf Thiel vom Stadtsportbund sagte, es gebe Sportarten, bei denen es schwer sei Jungen zu bekommen wie Tanzen, beim Boxen sei es dagegen schwer Mädchen anzulocken. Die halleschen Vereine würden aber viel machen. „Ich kenne keine schwarzen Schafe, die sagen sie wollen keine Männer oder Frauen in ihrem Verein“, so Thiel. Die größten Probleme seien baulicher Natur, beispielsweise fehlende Sanitäranlagen.
Frank Sänger (CDU) sagte, er sehe das Problem der Geschlechterparität nicht. Problematischer seien die Kapazitätsprobleme. In seinem Verein, dem VfL 96, habe man nicht mehr genügend Platz, um überhaupt neue Mitglieder aufznehmen.
Neueste Kommentare