Stadtrat beschließt neue Baumschutzsatzung: Nadelbäume sind künftig enthalten – Baumumfang wird auf 40cm gesenkt – Ginkgo weiterhin geschützt
Der Stadtrat hat am Mittwoch der neuen Baumschutzsatzung der Stadt Halle (Saale) zugestimmt. Es gab für die Vorlage der Verwaltung 31 Ja- und 18 Nein-Stimmen. Alle Änderungsanträge der Stadtratsfraktionen wurden abgelehnt. Die AfD wollte beispielsweise Ein- und Zweifamilienhäuser von der Baumschutzsatzung ausnehmen, die Grünen wollten den Stammumfang auf 30 Zentimeter senken.
Enthalten sind künftig auch Nadelbäume. Diese unterliegen bisher keinem Schutz und können gefällt werden, ohne neue Bäume pflanzen zu müssen. Auch Nadelbäume seien “wegen der klimatischen Wirkung von Bedeutung”, so die Stadtverwaltung. Zudem wird der Schutzzweck um frühere Straßenbaumstandorte ergänzt, soweit sie für eine erneute Bepflanzung geeignet sind. Damit soll laut Stadt verhindert werden, dass frühere Baumstandorte nach der Fällung zugepflastert oder in sonstiger Weise versiegelt werden und als Baumstandort verloren gehen.
Und auch invasive Neophyten sollen zukünftig nur noch in der freien Landschaft geschützt sein. Die bereits vom Schutzzweck ausgenommenen Arten werden noch um den Essigbaum (Rhus typhina) und zur Klarstellung um die Pyramidenpappel (Populus nigra Italica) ergänzt. Das Schutzmaß wird von 50 auf 40 cm abgesenkt.
Zudem werden die Regelungen bezüglich Ersatzpflanzungen ergänzt. Künftig soll sichergestellt werden, dass die neuen Bäume auf dem betreffenden Grundstück oder im näheren Umfeld gepflanzt werden. Bislang kommt es immer wieder vor, dass die neuen Bäume an Kilometer entfernt liegenden Standorten gepflanzt werden. Ziel soll sein, dass es “dem Stadtquartier klimawirksam zu Gute kommt.” Der verlorengehende Baumbestand muss so schnell wie möglich, spätestens in der nächsten Pflanzperiode ersetzt werden.
Halle verliere durch Trockenheit bis zu 500 Bäume pro Jahr, deshalb sei es nötig, den Baumschutz noch strenger zu Handhaben, sagte Wolfgang Aldag (Grüne). Seine Fraktion will künftig den Stammumfang auf 30 Zentimeter festlegen, ab wann diese unter die Baumschutzsatzung fallen- Bislang sind es 50 Zentimeter, die Stadt schlägt künftig 40 Zentimeter vor. Die CDU will mehr bürokratische Vereinfachungen, weil dies Kapazitäten für den eigentlichen Umweltschutz binde, sagte Christoph Bergner. Zudem wollen die Christdemokraten den Baumumfang bei 50cm behalten. Bergner ist auch dagegen, dass die Fichte unter die Baumschutzsatzung fällt. Zudem fehle in der neuen Satzung der Ginkgo-Baum. Der Ginko sei auch der Lieblingsbaum von Goethe gewesen, von dem Bergner ein Gedicht zitierte.
„Wir wollen, dass das Grün unserer Stadt gestärkt wird“, sagte Silke Burkert (SPD). Die Bäume seien nicht nur wichtig für das Wohlbefinden der Bevölkerung, sondern seien auch Nahrungsraum für Tiere und Insekten.
Eine Verschärfung sei nicht sinnvoll und zudem übergriffig, meinte Alexander Raue (AfD). Es sollte den Bürger selbst überlassen sei, wieviele Bäume sei auf ihren Grundstücken haben. Raue bringt in seiner Argumentation auch Tannenbäume vor den Häusern ein, die durch wegen des Klimawandels zunehmende Sturmereignisse umkippen könnten und somit eine Gefahr wären.
Umweltdezernent René Rebenstorf erklärte, dass man den Ginkgo-Baum mit aufnehme. Zudem warnt er noch vor einem Antrag der Grünen, der auch große Büsche aufnehmen will. In dem Fall müsste eine erneute Offenlage erfolgen, weil es sich dann um eine Gehölzschutzsatzung und keine Baumschutzsatzung mehr handeln würde. Dies werde zu erheblichen Verzögerungen führen und eine erneute Behandlung im Rat könne erst zum Ende des Jahres erfolgen.
Klaus E- Hänsel (FDP) sagte, man sehe keine Notwendigkeit für eine neue Satzung. Insbesondere den Antrag der Grünen mit der Verschärfung lehnt er ab. Das münde vielleicht noch im Verbot von Gartenscheren und Sägen.
Wenn man die Leute zu sehr gängele, sinke die Bereitschaft, neue Bäume zu pflanzen, meinte Andreas Heinrich (AfD). Er glaube zudem, er sei grüner als die Grünen, er habe nämlich im vergangenen Jahr 12 neue Bäume gepflanzt. „Ich 20“, warf der angesprochene Wolfgang Aldag ein.
Als ob noch mehr Bürokratie gut für den Baumbestand der Stadt wäre.
Einfacher wäre es, eine Art Fällungsschlüssel festzulegen. Für jeden gefällten Baum, egal wie groß usw., müssten einfach 2 neue gepflanzt werden und zwar alles ohne Antrag bei der Stadt. Aber das wäre wohl den vielen Bürokraten im Stadtrat und der Stadtverwaltung zu einfach.
„Egal wie groß“ wäre ja noch mehr Gängelung des Bürgers.
Du denkst auch nicht nach, bevor du was schreibst PaulusHallenser. Wir haben ein sehr kleiner Grundstück und es wurde schon damals festgelegt, was und wieviel da drauf stehen soll. Eigentlich Platz für Gartenmöbel ist da kaum noch und wenn ich angenommen so einen fälle und müsste 2 neue pflanzen, wo bleiben ich dann? Im Haus und schau mir die Bäume an?
Aber gerade am Waldrand, da könnten wieder Bäume gepflanzt werden oder an den Straßen entlang. Aber beim fällen ist die Stadt offensichtlich sehr schnell oder irgend einen Sonnenschutz in Neustadt aufzustellen. Pflanzkübel sind besser und man könnte somt auch der Natur helfen .
Hab zum Glück noch alle meine Nadelbäume gefällt und werde auch keine mehr anpflanzen!
@ Holzmichel:
Aber vielleicht passt ja der eine oder andere Laub- oder Obstbaum auf Dein Grundstück? Oder Du hast sogar schon gepflanzt?
„Enthalten sind künftig auch Nadelbäume. Diese unterliegen bisher keinem Schutz“
Diese waren bereits in der alten Baumschutzsatzung enthalten, die bis ca. 2007 gültig war. Erst danach wurden sie rausgestrichen, weil man sich wohl Arbeit ersparen wollte. Bitte bei der Wahrheit bleiben!
„Auch Nadelbäume seien “wegen der klimatischen Wirkung von Bedeutung”, so die Stadtverwaltung.“
Ist man also nach -zig Jahren spürbaren Klimawandels endlich mal aufgewacht?
Wenn man selber zu doof ist für irgendwas, fragt normalerweise Experten, dafür sind diese da. Ein Stadtverwalter muss selber nicht alles wissen, aber wissen, wann man wen fragen sollte, muss Standard sein.
Demnach werden die Bäume am Uniring also nicht durch ein Hotel ersetzt?
Sie Träumer !
„Und auch invasive Neophyten sollen zukünftig nur noch in der freien Landschaft geschützt sein.“ – Invasive Neophyten in der freien Landschaft GESCHÜTZT??? Genau dort sollten diese Pflanzen gar nicht erst hinkommen! Ökologischer Sachverstand geht diesem Stadtrat offensichtlich völlig ab …
Ist im Artikel hier vielleicht etwas missverständlich formuliert auf den ersten Blick.
http://buergerinfo.halle.de/getfile.asp?id=304324&type=do&
In §3, Abs. 2 stehen die Neophyten, die selbstverständlich vom Schutz [in der freien Landschaft] AUSGENOMMEN sind, z. B. hochproblematische Arten wie der Götterbaum. Und diese Liste ist gegenüber der alten Satzung sogar erweitert worden. Alles andere wäre tatsächlich absurd.
Oh, zum Thema Absurdität gibt es einiges zu erzählen. Letztendlich wird immer wieder der Zeitgeist als neue Weisheit verkauft. Erfahrungen sind völlig unbrauchbar. „Bis zu 500 Bäume… “ Ein Satz aus dem Lehrbuch Marketing. Es könnten auch nur zwei sein, dann stimmt der Satz auch. Auf welchem Bauchgefühl die Zahl basiert ist egal. Rein sachlich, wenn das Wasser fehlt um Bäume sicher zu versorgen hilft keine Baumschutzsatzung, die ändert gar nichts. Bäume können nicht lesen. Hier helfen nur echte Maßnahmen. Und im worst Case hilft gar nichts. Aber das diskutieren von Schriftsätzen aller Art verhindert Gott sei Dank dass man seine Hände benutzen müsste. Dafür ist man als Weltenretter doch nicht zuständig
Dad hätten sie sich sparen können, die fällen doch wo sie wollen ohne zu fragen, die sollen sich schämen
Es ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, dass eine strengere Baumschutzsatzung beschlossen wurde, aber das eigentliche Problem in Halle ist, dass es ganz klar an der Umsetzung unter Hr. Rebenstorf mangelt. Solange er Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt ist, wird vermutlich weiterhin sehr fahrlässig mit dem Baumbestand in Halle umgegangen.
Es werden unnötige Fällungen von wertvollen ausgewachsenen Bäumen im Stadtgebiet einfach durchgewunken, und es werden Ersatzpflanzungen irgendwo am Stadtrand akzeptiert, wo sie a) nicht ansatzweise den gleichen Effekt haben und b) mangels Pflege dann sowieso im dritten Jahr in der Hitze verkümmern.
Dieser Mann gehört aus dem Amt entfernt, wenn die Stadt Halle ernsthaft seinen Baumbestand schützen will.
Das Ergebnis des Beschlusses:
Nadelbäume gefällt ehe der Beschluss durch Veröffentlichung wirksam wird. Wollten wir eigentlich noch nicht, aber bei den Auflagen alternativlos