Stimmung im Handwerk in Halle und Umgebung verschlechtert sich deutlich – Präsident Keindorf spricht von „echter Krise“ im Berufsstand

Die Handwerkskammer Halle meldet für das 2. Quartal 2025 eine schwache Konjunktur: Während das Bauhandwerk von saisonalen Impulsen profitiert, sinken Geschäftslage und Erwartungen insgesamt. Belastet wird die Branche durch schwache Nachfrage, hohe Kosten und anhaltenden Fachkräftemangel.
Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle, Bäckermeister Stefan Kirn aus Halle und Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle, stellten heute die aktuellen Konjunkturzahlen des regionalen Handwerks vor. Im 2. Quartal 2025 zeigt die aktuelle Konjunkturentwicklung im Handwerk eine saisonale Belebung speziell in den baunahen Handwerken, ansonsten aber eine schwache Entwicklung ohne Aussicht auf Besserung.
Der Index der Geschäftslage ist um zehn Indexpunkte gegenüber dem Vorquartal gesunken. Diese Entwicklung hat verschiedene Ursachen: Die schwache Industriekonjunktur beeinträchtigt die Handwerke für gewerblichen Bedarf, die Konsumstimmung ist schlecht, und angesichts wirtschaftlicher Hemmnisse wie Bürokratie und hohen Lohnnebenkosten ist kein großer Aufschwung im Baubereich zu erwarten. Die Auftragsentwicklung ist somit eher schwach, trotzdem spürt das Handwerk den Fachkräftemangel stark. Derzeit spüren die Betriebe noch nicht den von der Bundesregierung versprochenen Bürokratieabbau. Angesichts dessen sinkt die Attraktivität von Selbständigkeit im Handwerk. „Wir sehen eine echte Krise in unserem Berufsstand“, sagt Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle, „die Stimmung in vielen Betrieben ist eher schlecht.“
Zu den Konjunkturzahlen
Der Geschäftslageindex im 2. Quartal des Jahres sank von plus 34 im Vorquartal auf plus 24. Er fiel damit auf den Wert vom Jahresende zurück. Das sind 6 Punkte weniger als vor einem Jahr.
Der Index der Geschäftserwartungen für das kommende Quartal sinkt. 9 Prozent der Betriebe erwarten eine bessere, 19 Prozent jedoch eine schlechtere Konjunkturentwicklung. Der Index der Erwartungen fiel damit von plus 5 auf minus 3.
Die Zahl der Beschäftigten (58.000) war im 2 Quartal 2025 nach stabil. Zum Vorjahr ist die Zahl allerdings um 1.500 Personen gesunken. Leichten Beschäftigungszuwächsen in den Ausbauhandwerken und den Handwerken für gewerblichen Bedarf standen leichte Rückgänge in den Handwerken für personenbezogenen Bedarf und den Kfz-Handwerken gegenüber. Im nächsten Quartal wird durchschnittlich mit stabilen Beschäftigtenzahlen gerechnet.
Für die Monate April bis Juni 2025 meldete ein Drittel der Betriebe steigende, 25 Prozent aber sinkende Umsätze. Durchschnittlich ist ein Umsatzplus von elf Prozent zu verzeichnen – im Vorquartal sank der Umsatz um zehn Prozent. Spitzenreiter der Umsatzentwicklung war das Bauhaupthandwerk, wo es nach dem Rückgang von 20 Prozent im Vorquartal nun ein Plus von 29 Prozent verzeichnet wird.
Die Auftragsreichweiten sanken durchschnittlich um 1,4 auf 6,3 Wochen (Vorquartal: 7,7 Wochen, Vorjahr 6,3). Das ist auf die Abarbeitung von im Winter aufgelaufenen Bauaufträgen zurückzuführen.
Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe stieg leicht auf 81,7 Prozent (Vorquartal: 80,2 Prozent, Vorjahr: 81,5 Prozent).
Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Halle ist weiter gesunken. Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Halle betrug am 30. Juni 12.890. Das waren 30 mehr als drei Monate zuvor und 153 Betriebe weniger als vor einem Jahr. Die rückläufige Tendenz bei den Betriebszahlen hält also trotz der leichten gegenläufigen Bewegung in diesem Frühjahr an. Auffällig sind die Unterschiede zwischen zulassungspflichtigen und anderen Handwerken. Während im zweiten Quartal die Zahl der zulassungspflichtigen Unternehmen um 56 (zum Vorjahr um 288; zu 2020 um 1.151) sank, stieg die Zahl der Betriebe in zulassungsfreien Handwerken und in handwerksähnlichen Berufen kontinuierlich an. Am 30.Juni 2020 waren es 3.370 Mitgliedsbetriebe, vor einem Jahr 3.787 und aktuell sind es 3.922 Betriebe.
Könnte vielleicht dran liegen, dass der Handwerkspräsident sehr ausdauernd alles schlecht redet.
Jammern auf hohen Niveau. Irgendwann können und wollen die Kunden die Mondpreise für teils unzuverlässige und unfreundliche Handwerker nicht mehr zahlen.
Kunde ist schon lange im Handwerk nicht mehr König, sondern Bittsteller.
Ohne persönliche Beziehungen läuft nichts mehr. Marktbereinigung überfällig. Das zurückgelegte Schwarzgeld reicht sicherlich eine Weile bei dem einen oder anderen.
RICHTiG. Endlich muss der Handwerker insb. im Baugewerbe mal von seinem.hohe Roß runtersteigen und der Normalität ins Auge blicken.
Die Marktbereinigung möchtest Du nicht haben. Danach kommt nämlich nichts mehr!
Wie kann es gleichzeitig schwache Nachfrage und einen Fachkräftemangel geben? Schwache Nachfrage bedeutet doch, dass die Handwerksbetriebe nicht ausgelastet sind.
Die Stimmung verschlechtert sich? Wie kann das sein? Der Heiland Merz ist doch jetzt Kanzler. Das muss an der rot/grün versifften Schattenregierung liegen. Diese Echsenmenschen haben die ganze Elite des Landes im Griff! Warum erkennen die Leute das nicht? Achja, nur ich hab diese besondere Sonnenbrille.
Tja, dann hilft nur der totale Handel mit Russland, nicht wahr, Herr Keindorf? Das ist doch seine Lösung für all unsere Probleme. Die Handwerkskammer ist nicht ernst zu nehmen.
Fachkräftemangel? Wir haben vor ein paar Jahren ein Haus saniert. Ich habe mit den jeweiligen Chefs immer wieder geplaudert. Die haben fast alle über den Mangel an Mitarbeitern geklagt. Aber auf die Frage, ob sie Geflüchtete ausbilden oder einstellen hatten alle eine Antwort: Auf gar keinen Fall!
Gestern Abend bin ich am Pizza-Automaten in der Innenstadt mit einem jungen, arabischen Mann ins Gespräch gekommen. Dickes Auto, sehr gutes Deutsch. Stellt sich raus: palästinensischer Flüchtling, hatte in Merseburg Automatisierungstechnik studiert, arbeitet jetzt für ein internationales Unternehmen.
Tja liebe Handwerksmeister, vielleicht sind manche eurer Probleme auch hausgemacht.
„Wir sehen eine echte Krise in unserem Berufsstand“, sagt Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle
Ach JETZT ist die Krise erst „echt“? Also war das ganze Gejammer in der Vergangenheit alles unecht?
Na, wär ich Pflichtmitglied mit Pflichtbeiträgen in der Handwerkskammer und müsste dann auch noch Keindorf ertragen, hätte ich auch sehr, sehr schlechte Stimmung.
(Die IHK-Mitgliedschaft damals[tm] hat mir schon gereicht bis sonstewo…)