Stolperfallen, kaputte Heizungen, Mängel in der Turnhalle: Stadtverwaltung will bis zum Stadtrat Reparaturplan für die Grundschule Südstadt vorlegen

Nach einem harschen Protestbrief der Lehrer zum Zustand an der Grundschule Südstadt in der Rigaer Straße in Halle (Saale) kommt nun Bewegung in die Sache. Am Freitag haben die beiden Beigeordneten Judith Marquardt und Katharina Brederlow die Schule besichtigt. Pressevertreter wollte man anfangs nicht dabei haben – doch die Eltern konnten sich durchsetzen. Lediglich bei der abschließenden Runde über konkrete Maßnahmen durften die Medien nicht mehr dabei sein. Stadträte sollen zuerst informiert werden und nicht alles aus den Medien erfahren, sagte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow.

“Wir holen uns jetzt Angebote ein”, sagte Judith Marquardt, zu deren Geschäftsbereich auch die Immobilien gehören. Aus diesem Grund waren auch Vertreter des Fachbereichs Immobilien dabei, um die konkreten Mängel zu notieren. Ziel sei es, die Unfallquellen zu beseitigen und die Sanitäranlagen so schnell wie möglich instand zu setzen. Schon in zweieinhalb Wochen will man dem Stadtrat so konkrete Maßnahmen und auch den Kostenrahmen nennen können.

Beim Rundgang wurden etliche Probleme durch die Lehrkräfte angesprochen. So bröckelt der Putz, es gibt Risse in den Wänden, Holzfenster sind nur einfach verglast und undicht – wodurch es auch teilweise reinregnet. Schon zweimal seien Lampenabdeckungen nach unten gekracht, hieß es. In einem Fall wurde eine Lehrerin knapp verfehlt, im zweiten Fall zwei Erstklässler. Ein Raum hat bereits neue LED-Lampen an der Decke. Dabei kann dieser Raum wegen eines nicht vorhandenen zweiten Rettungsweges gar nicht genutzt werden. Heizungen sind teilweise locker, die Farbe blättert ab und die Heizkörper lassen sich nicht regulieren. Im Englischraum geht die Heizung gar nicht, weshalb hier ein Heizlüfter, mit entsprechenden Geräuschen, in Betrieb ist. Doch dabei stößt auch das veraltete Stromnetz der Schule an seine Grenzen: Lüfter und Licht gleichzeitig gehen nicht, doch einen CD-Player kann man noch zeitgleich in Betrieb nehmen.

Neue Laptops hat die Schule auch. Doch die können wegen diverser Probleme gar nicht vollständig genutzt werden. Zumindest die Softwareprobleme sollen zusammen mit der Stadtwerke-Tochter IT-Consult behoben werden. Eine schnelle Internetanbindung fehlt ebenso. Und außerdem können die Laptops gar nicht zeitgleich im dafür vorgesehenen Raum geladen werden, denn dann kommt die Sicherung der Elektroanlage. Weitere Probleme: Braunes Wasser aus den Leitungen, fehlende Regale (Lehrer haben selbst Regale gekauft), kaputte Fußböden, kein zweiter Handlauf an der Treppe, lockere Steckdosen.

In der Vergangenheit haben sich Eltern und Lehrer über übelriechenden Geruch aus den Toilettenanlagen beschwert. “Dass sich hier noch kein Kind etwas weggeholt hat”, meinte eine Mutter. Die Kinder würden zu wenig trinken, weil sie sich nicht trauen, in der Schule auf Toilette zu gehen. “Ich verstehe das Problem nicht”, sagte Dezernentin Katharina Brederlow beim Rundgang. Und tatsächlich ist der Geruch weg. Das liegt aber daran, dass es nun ein tägliches “Spülregime” gibt, die Klos werden also immer nach Schulschluss minutenlang mit Wasser abgespült. Diese Maßnahme zeigt zumindest teilweise Wirkung, war zu erfahren. Wobei es dabei zunächst das Problem gab, dass in den Jungen-Toiletten Trockenurinale verbaut sind und durch die Spülung der Ölfilm zerstört wurde.

Ein weiteres Problem ist der Sonnenschutz. Alte (versiffte) Vorhänge dienen mehr oder weniger als Schutz vor Sonneneinstrahlung. Ein Lehrer berichtete, dass man erst kürzlich morgens halb zehn 27 Grad im Klassenraum gehabt hätte. Es kam der Wunsch auf, ob man denn nicht schon vor der Sanierung – die soll nach jetzigen Plänen zwischen 2027 und 2029 erfolgen – schon zumindest den Sonnenschutz herstellen kann. Doch Bildungsdezernentin Katharina Brederlow lies verlauten, dass dies aus verschiedenen Gründen nicht vor der Gesamtsanierung möglich sei.

Das größte Problem ist aber die Turnhalle. Die Duschen sind wegen Legionellenbefall gesperrt. Die Sprossenwände und weitere Sportgeräte können nicht genutzt werden, sie sind wegen Mängel gesperrt. Und entsprechende Warnschilder zeigen auch auf, seit wann: 2019. Doch, wohl auch nach dem öffentlichen Druck, tut sich hier was. Die defekten Geräte sollen alle schon in Kürze ausgetauscht werden, eine Instandsetzung der Wasserleitungen in der Turnhalle hatte die Stadt auch schon angekündigt.

Insgesamt ist nach Ansicht von Bildungsdezernentin Katharina Brederlow auch das Land schuld. Denn eigentlich war die Sanierung der Schule schon im Rahmen des Stark III-Förderprogramms vorgesehen. Doch die Richtlinie des Landes Sachsen-Anhalt habe ewig auf sich warten lassen. Und weil die Geldmittel zeitlich gebunden waren, war klar, dass nicht alle geplanten Projekte auch realisiert werden können.

Dann gibt es noch das Problem mit der “Otfried Peußler”-Grundschule in Halle-Neustadt. Denn die wird im nächsten Jahr saniert, und die Schüler werden dann mit in den Gebäuden der Grundschule Südstadt unterrichtet. Zu den 350 Südstadt-Schülern kommen dann also noch 550 Neustadt-Schüler, Unterrichtscontainer (noch vom Ausweich des Südstadt-Gymnasiums) stehen auf dem Hof. Eigentlich hatte die Stadt den Ablauf anders geplant. Die Sanierung sollte schon im vergangenen Jahr stattfinden, dann wären die Preußler-Schüler in der Holzplatz-Schule unterrichtet worden. Doch das Landesverwaltungsamt hat die Kreditaufnahme zur Schulsanierung nicht genehmigt. Nun steht die Schule am Holzplatz aber nicht mehr als Ausweichquartier zur Verfügung, auch weil die dortige IGS “Am Planetarium” eine aufwachsende Schule ist und im kommenden Jahr wesentlich mehr Schüler hat als im vergangenen Jahr.

Zumindest teilweise hat die Schule nun neue Möbel, also Tische und Stühle. Die reichen aber nur für sechs Unterrichtsräume. Die Lehrer haben deshalb in allen anderen Klassenräumen jene Stühle ausgetauscht, die schon völlig abgenutzt waren. Lehrer hatten beklagt, dass sich Schüler schon Splitter eingefangen haben.