Tag der offenen Tür der Stadtverwaltung: Familien blicken hinter die Kulissen
Am Sonntag fand im Ratshof und im Stadthaus der Tag der offenen Tür der Stadtverwaltung statt. Die verschiedenen Fachbereiche und Tochterunternehmen der Stadt stellten sich vor. So präsentierte die Stadtbibliothek Lesungen, es gab Auftritte vom Konservatorium und den halleschen Bühnen, auch die Kinderstadt sammelte Ideen für die kommende Auflage. Der Kinder- und Jugendrat warb um Teilnahme an den Spielplatztestern. Und beim Dienstleistungszentrum Bürgerengagegement konnten Kinder und Eltern ihre Ideen für künftige Spielplätze einbringen. Dabei kamen Ideen wie Liegestühle für Büschdorf und eine Seilbahn hervor. Oberbürgermeister Bernd Wiegand stellte sich den Fragen der kleinen Gäste. Die Feuerwehr warb schon einmal um „Nachwuchs“, zeigte Technik, bot aber auch Erste-Hilfe-Kurse. Auch verschiedene Kitas der Stadt waren vor Ort. Sogar wählen konnten die Kinder, und zwar ihre Lieblings-Süßigkeit. 85 Jungen und Mädchen machten mit, 4 Stimmzettel waren aber ungültig. Am Ende machten die Gummibärchen mit 26 Stimmen vor der Schokolade mit 16 Stimmen das Rennen, Lutscher erhielten 13 Stimmen, Kekse 12, Kaubonbons 10 und Lakritz 4 Stimmen. Ebenfalls zu sehen gab es das Goldene Buch der Stadt und die Amtskette des Oberbürgermeisters. Auch den Amtsblatt-Redakteuren konnte man über die Schulter schauen.
Doch den Auftakt bildete eine Kinder-Stadtratssitzung. Und die funktionierte fast so wie eine „richtige“ Stadtratssitzung mit Tagesordnung. Viele Promimente diskutierten mit Kindern, darunter TOOH-Chef Stefan Rosinski, nt-Intendant Matthias Brenner, Polizei-Präsidentin Christiane Bergmann, Radio-Brocken-Moderatoren Holger Tapper und Amrei Gericke, TGZ-Chef Ulf-Marten Schmieder, Stadtwerke-Chef René Walther, Stadtmarketing-Chef Stefan Voss, Saale Bulls-Präsident Daniel Mischner, Jump-Moderatorin Sarah von Neuburg, Hafen-Chef Andreas Haschke, der erste Vorsitzende der Halloren Matthias Frosch, Zoo-Chef Dennis Müller, MMZ-Chef Andreas Nowak, Bauunternehmerin Angela Papenburg, HFC-Präsident Michael Schädlich, Musiker Toni Geiling, Ex-Stadtwerke-Chef Wilfried Klose, Polizei-Chef Karten Thärigen, Schauspieler Peter Sodann und Sparkassen-Chef Jürgen Fox.
In der Kinderfragestunde fragte Emil Tapper, ob OB Bernd Wiegand bereits als Kind den Wunsch hatte, Oberbürgermeister zu werden. „Das entwickelt sich erst später“, so Wiegand. Ein Mädchen fragte nach einem Spielplatz in Bahnhofsnähe, weil dort das Klettergerüst abgebaut wurde und die Schaukeln in Reifenschaukeln umgewandelt wurden. Baudezernent Uwe Stäglin sagte, die Stadt müsse regelmäßig alle Spielgeräte untersuchen, ob diese in Ordnung sind. Wenn es Mängel gebe, müsse man sie auch abbauen. „Ich hoffe, die Reifenschaukel ist trotzdem schön“, so Stäglin. Ein Mädchen erkundigte sich, ob jeder irgendwo hinreisen kann, um die Stadt zu präsentieren. „Wir haben viele Partnerstädte“, sagte Kulturdezernentin Judit Marquardt. Es sei wichtig, diese Städte auch zu besuchen. „Es gibt viele gute Gründe, den guten Namen von Halle in die Welt zu tragen.“ Ein Mädchen von Neuen Städtischen Gymnasium beklagte sich, dass das Land das Ganztagskonzept der Schule nicht genehmigt hat. Dabei habe sie sich die Schule bewusst ausgesucht. „Wenn es nach uns geht als Stadt, wird es ein Ganztagsgymnasium“, sagte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow. Man werde die Schule bei der Antragsstellung beim Land unterstützen. Ein Junge fragt zu den Spielplätzen auf der Silberhöhe. Von einst fünf gebe es nur noch drei, zwei wurden wegen Vandalismus abgebaut. Baudezernent Uwe Stäglin verwies auf den Einwohnerrückgang. Am Anhalter Platz werde jedoch in diesem Jahr ein neues Spielangebot gebaut und soll in diesem Jahr auch noch fertig werden. Ein Mädchen fragte, warum es in Halle so viele Baustellen gibt. Baudezernent Uwe Stäglin hob die „tolle Situation“ des ausgeglichenen Haushalts hervor, dadurch gebe es viele Fördermittel. „Das hat sich teilweise überlagert.“ Und durch das Hochwasser seien weitere Schäden hinzugekommen. „Ja wir haben viele Baustellen.“ Doch wenn diese überstanden seien, „haben wir eine tolle Infrastruktur.“ Auch wenn es langsam vorangehe, „es geht trotzdem voran.“ Ein Junge wollte wissen, weshalb immer wieder Häuser abgerissen werden. „Es gibt Häuser, die sind für viele nicht mehr so attraktiv“, meint Stäglin. Deshalb entscheiden sich Eigentümer für Abriss. Auch ein leerstehendes Gebäude koste Geld. Ein Mädchen von der Huttenschule beklagte den Schulhof ihrer Schule, will mehr Spielmöglichkeiten. Bildungsdezernentin Katharina Brederlow verwies hierbei auf ein anstehendes Sanierungsprogramm der Schulen, dazu gehören auch die Schulhöfe. Und dafür brauche man auch die Anregungen der Schüler, was diese sich dort wünschen. Eine Schülerin der Huttenschule meinte, dass die Sekretärin bald in Rente gehe und wollte wissen, ob es eine neue gebe. Katharina Brederlow sagt dies zu.
Wie bei einer richtigen Sitzung gab es anschließend den Bericht das Oberbürgermeisters, diesmal natürlich für die Kinder aufbereitet. In schönere Schulen und neue Kitas wolle man bis zum Jahr 2022 insgesamt 170 Millionen Euro investieren. Die Elefantenbabys sorgen für einen neuen Besucherrekord im Zoo, mehr als 400.000 Gäste. Außerdem wolle man den Zoo schöner machen und umgestalten. In diesem Jahr stehe die Reformation im Mittelpunkt. Spätestens 2019 stehe das neue Planetarium am Holzplatz. „Möglich ist es, weil das alte Planetarium auf der Peißnitz Schrott ist wegen der Flut.“ 7.000 Fußball-Fans fiebern pro Spiel beim HFC mit und drücke die Daumen für einen Aufstieg.
Und damit konnten die Nachwuchspolitiker in die Debatte zur ersten Beschlussvorlage einsteigen, den um den Bau eines Spielplatzes auf dem Marktplatz. Dieser sei doch recht trist und grau, so OB Wiegand. Die erste Kinderwortmeldung kam von Jurik, und der war dagegen, weil nachts das Klettergerüst kaputt gehen würde. „Nachts können Jugendliche einfach kommen, und es kaputt machen.“ Annika schlug einen Bau zwischen Commerzbank und Subway am Springbrunnen vor. Möglich wäre ja ein Sicherheitszaun, damit nachts keiner ran kann. Ein Mädchen ist dagegen, „weil auf dem Marktplatz so viel los ist.“ Der Hallmarkt wäre eine bessere Idee. Amelie ist dafür. „Wenn die Eltern mal was kaufen wollen und die Kinder keine Lust haben, können sie dahin gehen.“ Ein weiteres Mädchen ist dagegen. „Kinder gehen mit auf den Marktplatz, damit man den Eltern mithelfen kann beim Kaufen.“ Ein weiteres Mädchen ist auch dagegen. „Man hat genug Spielplätze, da braucht man keinen auf dem Markt bauen.“ Ein Junge hat Sicherheitsbedenken, an Tagen wie Silvester könnte er mit Böllern beworfen werden. Ein Junge ist dafür: „Da können die Eltern Kaffee trinken und die Kinder spielen.“ Auch Greta ist dafür, schlägt einen Zaun vor, den man abends abschließt. Pascal meint, ein Spielplatz würde zuviel Platz für den Weihnachtsmarkt wegnehmen. Ein Mädchen fragt überhaupt nach dem genauen Standort. Jennifer schlägt eine Verbindung mit der Goldsohle vor als Wasserspielplatz. Außerdem wäre es eine gute Idee, den Markt grüner zu machen. Mit 38 Ja- und 17 Nein-Stimmen und einer Enthaltung ist der Kinderrat mehrheitlich für einen Spielplatz auf dem Marktplatz. Beschlossen mit wenigen Gegenstimmen wurde die Einrichtung eines Kinderbeirats für den Bau des neuen Planetariums. In einem weiteren Antrag werden HFC, Saale Bulls, Wildcats und SV Halle Lions beauftragt, monatlich 10 Familien zu Spielen kostenlos einzuladen. Jurik ist dafür, auch ein Mädchen. So könnten auch Familien mit wenig Geld diese Veranstaltungen besuchen. „Dann is tes auch für andere Gerecht, die nicht so viel Geld haben.“ Lena ist ebenfalls dafür. Familien mit vielen Kindern könnten Rabatte bekommen. „Ich finde es gut, weil Papa dann nicht immer mit mir in den Zoo geht“, sagte ein Junge. Annika wollte wissen, wie die Familien ausgesucht werden. Laut OB Wiegand werde man auslosen. Einstimmig wurde dies beschlossen. Ein Junge fragt, was mit dem alten Planetarium passiert. „Ja, es wird abgerissen, weil es ein Totalschaden ist“, sagte Kulturdezernentin Judith Marquardt. Ein Mädchen schlägt interaktive Bildschirme vor. Kulturdezernentin Judith Marquardt lädt dazu ein, beim Kindermusical „Mensch Martin“ mitzumachen, Aufführung ist am 23. Mai. Am 4. März und 1. April um 10 und 11 Uhr finden Konzerte im Konservatorium statt. Finanzdezernent Egbert Geier lobt die inhaltliche Diskussion des Kinderrats. Wenn die Kinder und die Schulen gern mehr über Finanzierungen wissen möchten, könnten sich diese bei der Stadtverwaltung wissen.
Zwei Stunden später fand dann die zweite Kinderratssitzung statt, diesmal aber ohne Promis. Stattdessen konnten Eltern mit ihren Kindern Platz nehmen und gleich einmal lernen, dass Demokratie eben auch bedeutet, sich einzubringen, und nicht nur zu warten, dass alles von allein so funktioniert wie man es selbst gern hätten. Auch hier stand wieder ein möglicher Spielplatz auf dem Markt zur Diskussion. Eine gute Idee, befand Linus, der sich aber dazu noch einen Bolzplatz aus Hartgummi wünschte. „Etwas zum Klettern“, wünschte sich Lätitia. Und Johanna hätte gern ein Behindertenkarussell. Im Anschluss stimmten auch hier die Kinder für einen Spielplatz auf dem Markt, es gab vier Gegenstimmen und eine Enthaltung. Ebenfalls beschlossen wurden ein Kinderbeirat für das Planetarium und kostenlose Sportveranstaltungen für zehn Familien pro Monat. Im Anschluss hatte der Wasserballer Felix eine Frage. Er wünschte sich in der Schwimmhalle Neustadt mehr Platz zu Trainieren, man habe nur drei Bahnen. Sportdezernentin Judith Marquardt erklärte, dieses Anliegen einmal an die Bäder GmbH weiterzutragen. Nach der Brücke in der Franz-Schubert-Straße zur Saline fragte Maximilian. „Wir wollen, dass die Brücke gebaut wird“, sagte Baudezernent Uwe Stäglin. Beim Land habe man schon einen Antrag auf Förderung gestellt. Der Nachwuchsfußballer Linus fragte, wann das neue Nachwuchsleistungszentrum des HFC in der Silberhöhe fertig sei. Das dauere noch etwas, meinte Sportdezernentin Marquardt. Im Anschluss konnte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow berichten, dass erstmals die Gelder für die Jugendeinrichtungen wie Roxy oder Blauer Elefant für drei Jahre freigegeben wurden. Baudezernent Stäglin berichtete, es werden Fahrradbügel am Marktschlösschen und an der Sporthalle Bildungszentrum errichtet. Eine Mutti äußerte noch den Wunsch nach eine Toilette am Spielplatz an der Pauluskirche. „Wir können nicht zu allen 120 Spielplätzen Toiletten bauen“, meinte Stäglin.
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