Tag des brandverletzten Kindes – Verbrennungsmediziner informiert über Erste Hilfe und Gefahren in der Adventszeit
Zum „Tag des brandverletzten Kindes“ am heutigen 7. Dezember informiert Verbrennungsmediziner Prof. Dr. Frank Siemers vom BG Klinikum Bergmannstrost Halle über Gefahren von Verbrennungen und Verbrühungen bei Kindern und wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen. „Gerade in der Adventszeit sind Kerzen, der Backofen beim gemeinsamen Plätzchenbacken oder der heiße Kamin Gefahrenquellen vor allem für jüngere Kinder“, so Frank Siemers. Er ist Chefarzt des Brandverletztenzentrums am Bergmannstrost und medizinischer Schirmherr von Paulinchen e. V., der deutschlandweiten Initiative für brandverletzte Kinder. Der Verein initiiert jährlich am 7. Dezember einen Aktionstag, der dieses Jahr unter dem Motto „Verbrannt, verbrüht – was nun?“ steht.
Die häufigsten Ursachen für thermische Verletzungen bei Kindern, so Prof. Frank Siemers, sind Verbrühungen durch eine umgeworfene Kaffeetasse oder einen Wasserkocher. Auch heiße Herdplatten oder ein heißer Kaminofen sind typische Gefahrenquellen. „Die Folgen für die Kinder sind oftmals langwierig. Brandverletzungen sind extrem schmerzhaften Verletzungen, die eine monatelange, oft jahrelange Behandlung mit zahlreichen Operationen und Narbenkorrekturen nach sich ziehen. Für die ganze Familie kann das psychisch sehr belastend sein. Und nicht zuletzt muss das Kind mit einer häufig stigmatisierenden Narbe leben.“ Jedes Jahr müssen mehr als 7.500 Kinder im Krankenhaus oder in Spezialkliniken versorgt werden. Besonders betroffen sind dabei Kinder unter 5 Jahren, sie machen dreiviertel der Fälle aus.
Etwa 60 % aller Unfälle ließe sich durch Prävention vermeiden. Speziell für die Winter- und Adventszeit bedeutet das: „Kinder nie mit brennenden Kerzen allein lassen. Vorsicht beim Plätzchenbacken, Ofenscheiben können sehr heiß werden. Und trinken Sie Ihren heißen Tee oder Glühwein nie, während ein Kind auf dem Arm oder Schoß ist“, zählt Prof. Siemers einige der wichtigsten Maßnahmen auf.
Kommt es doch zum Unfall, sind einige Regeln zu beachten. „Bei großflächigen Verletzungen, also ab 10-15% betroffener Körperoberfläche, muss unbedingt der Rettungsdienst 112 gerufen werden! Bei Verbrennungen gilt: Eingebrannte Kleidung nicht entfernen. Dagegen muss bei Verbrühungen durch heiße Flüssigkeit die durchnässte Kleidung, auch eine Windel, sofort ausgezogen werden.“
Kleinflächige Verletzungen können mit handwarmem Wasser gekühlt werden: „Das lindert den Schmerz und führt dazu, dass die Verbrennungstiefe verringert wird.“ Von einigen Hausmitteln rät Verbrennungsmediziner Siemers dringend ab: „Mehl, Zahnpasta oder Öl gehören nicht auf Brandwunden. Auch das ganze Kind kalt abduschen ist keine sinnvolle Maßnahme, es droht eine Unterkühlung.“
Anlässlich des Tages des brandverletzten Kindes gibt die Initiative Paulinchen e. V. weitere Tipps, um Verbrühungen und Verbrennungen bei Kindern zu vermeiden:
Prävention von Verbrühungen
* Heiße Flüssigkeiten nie zu nah an den Rand von Tisch-/Arbeitsplatte oder auf dem Boden stellen.
* Auf herabhängende Tischdecken verzichten. Kinder könnten sich daran hochziehen.
* Zum Inhalieren standfeste Geräte aus dem Fachhandel verwenden. Kinder nicht über einer Schüssel mit heißem Wasser inhalieren lassen!
Prävention von Kontaktverbrennungen
* Heiße Kaminofenscheiben absichern.
* Kinder von Backofen und Kaminöfen fernhalten.
* Herdplatten mit einem Herdschutzgitter sichern.
* Heizdecken und Wärmflaschen sind für kleine Kinder ungeeignet. Körnerkissen nur anwärmen.
Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e.V. berät und begleitet Familien mit brandverletzten Kindern in jeder Phase nach dem Unfall. Ziel ist es, für jedes brandverletzte Kind individuell die bestmögliche Versorgung zu erreichen und präventiv auf Unfallursachen hinzuweisen. Prof. Dr. Frank Siemers ist dem Verein bereits seit vielen Jahren verbunden. Seit Juli 2020 hat er die medizinische Schirmherrschaft inne und unterstützt in dieser Funktion den Verein bei medizinischen Fragen.
Am BG Klinikum Bergmannstrost Halle ist Frank Siemers Chefarzt der Klinik für Plastische und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum. Das Brandverletztenzentrum ist das größte im mitteldeutschen Raum und eines der modernsten in Deutschland. Etwa 100, zumeist lebensgefährlich verletzte Brandopfer werden hier pro Jahr versorgt. Das Zentrum selbst behandelt in der Regel keine Kinder.
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