Thietmar geht wieder auf Flussreise: Mittelalterkunst am Saaleufer
Auch in diesem Jahr ist Halle wieder Zwischenstopp bei Thietmars Flussreise. Seit mittlerweile fünf Jahren machen sich Laienschauspieler, Mittelalterdarsteller und Musiker auf eine einwöchige Reise entlang der Flüsse Saale und Elbe.
Mal sind sie an Bord des historischen Schiffsnachbaus „Askania“ zu erleben, dann wieder erklingen Dudelsackweisen oder Gesänge von Kirchenplätzen oder Uferwiesen oder die Hanseaten pilgern als Mönche gewandet übers Land, um vom Leben des Merseburger Bischofs und Chronisten Thietmar zu erzählen . Von Anfang an war das Projekt auf 7 Jahre ausgelegt, womit mit einem Milleniumabstand an den Bau des Merseburger Doms von 1015 bis 1021 erinnert werden sollte.
Dass der umtriebige Bischof während der inszenierten Bauzeit seinen irdischen Lebensweg vollendet hatte (Thietmar starb im Jahre 1018), hatten die Organisatoren in die Dramaturgie eingebaut. Seit 2019 erscheint der Kirchenmann während der Flussreise nur noch als Seelenwanderer oder in mystischen Rückblenden. Vielmehr hätte ein unsichtbarer, aber machtvoller Virus die Chronologie des Langzeitprojekts beinahe durcheinandergebracht. Dank Gottes Fügung oder vielmehr den Lockerungen der Corona-Verordnung geschuldet, können ab Mitte Juli wieder Darstellergruppen vor Publikum auftreten und den Flussanrainern handgemachte Kunst präsentieren.
Am 17. Juli geht es mit einer Aufführung des Hansevereins um 14 Uhr vor der Böllberger Kirche los: „Thietmars Stunde“ ist ein halbstündiges Spiel aus der Feder des Halleschen Lehrers und Schriftstellers Jan Berger, in der die Geschichte des Merseburger Dombaumeisters Gerhard, einer geheimnisvollen Oberin und eines verrückten Pilgerers zum Besten gegeben wird. Nach dem Stück lädt Meister Gerhard die Anwesenden zu einer Handwerkervesper ein.
Der eigentliche Höhepunkt der Flussreisengeschehnisse in Halle ist ein abendliches Konzert auf der Burg Giebichenstein. Mit dem Leipziger Ensemble Nimmersêlich verpflichteten die Hanseaten eine der wenigen bekannten Gruppen, die alte Musik aus einer Epoche aufführen können, die noch vor der Hansezeit lag. Ihr Konzert „Der verlorene Klang“ kann um 18.00 Uhr kostenlos auf der Oberburg erlebt werden. Der Hanseverein bittet die Nimmersêlich-Fans allerdings um eine Spende, womit die Wiederbelebung des Benediktinerklosters in Nienburg an der Saale unterstützt werden soll.
Die einzige echte Ankunft des hölzernen Bischofschiffs „Askania“ findet am darauffolgenden Sonnabend (18.06.) einige Kilometer flussabwärts in Wettin statt. Gegen 15 Uhr versuchen erzbischöfliche Krieger die „Askania“ mit einem Handstreich zu entern, um mit dem Dombaumeister und einem Mailänder Grafensohn eine alte Rechnung zu begleichen. Wettiner und Gäste können sich auf 3 unterhaltsame Geschichtsstunden freuen, wobei Marion Erge – bekannt auch als „Die Engelstrompete“ – für die musikalische Umrahmung sorgt.
Wenn die Flüsse genug Wasser führen und die alten Handelswege sicher und passierbar sind, wird die bunte Truppe des Bischofs am 25. Juli mit Unterstützung der Ruderer vom Halleschen Wassersportclub und des Bernburger Maritimen Clubs in der Landeshauptstadt eintreffen.
Damit wird der vorletzten Reise von Thietmars Gefolge erst einmal ein Schlusspunkt gesetzt.
17.07.2020, 14.00 Uhr , Halle, Romanische Dorfkirche Böllberger Weg, Aufführung „Thietmars
Stunde“
18.00 Uhr, Burg Giebichenstein, Konzert mit Nimmersêlich „Der verlorene Klang“
18.07.2020, 15.00 Uhr, Wettin, Geschichte zum Anfassen am Fuße der Burg Wettin, Saalefähre
25.07.2020, 17.00 Uhr, Magdeburg, Petriförder, Ankunft der Ruderkutter des Halleschen Wasser-
Sportclubs und des Bernburger Maritimen Clubs, Konzert mit „The Sandsacks“
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