Über 6.100 Ausbildungsplätze in Sachsen-Anhalt sind noch frei

In Sachsen-Anhalt sind mit Stand Mai noch 6.125 Ausbildungsstellen unbesetzt, das sind 122 freie Stellen weniger als vor einem Jahr. Das zeigt der monatliche Ausbildungsmarktreport der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. Insgesamt hatten Arbeitgeber und Träger seit Oktober 2020 10.754 betriebliche- und außerbetriebliche Ausbildungsstellen bei den Agenturen für Arbeit zur Besetzung gemeldet, 545 mehr als im Vorjahr.
Auf der anderen Seite ist die Zahl der Bewerber zurückgegangen. Seit Oktober hatten sich 7.639 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen für eine Vermittlung in Ausbildung registrieren lassen, das sind 312 weniger als im vergangenen Jahr und 1.154 weniger als im „Vor-Corona-Mai“ 2019. Im aktuellen Berichtsmonat hatten 3.864 Bewerber noch keine Ausbildungsstelle gefunden. Rein rechnerisch kommen also aktuell fast 1,6 freie Stellen auf einen unversorgten Bewerber.
Gute Chancen in vielen Berufen – Noch über 2.000 freie Stellen in den Produktions- und Fertigungsberufen
Die meisten freien Ausbildungsstellen gibt es bei den Produktions- und Fertigungsberufen: Hier sind noch 2.052 Ausbildungsstellen zu haben, während es bei diesen Berufen nur noch 974 unversorgte Bewerber gibt. Gute Chancen haben junge Menschen zum Beispiel im Bereich Energietechnik: Hier sind noch 266 Ausbildungsstellen frei und nur noch 67 Bewerber unversorgt. Das macht rein rechnerisch 3,97 freie Stellen pro unversorgtem Bewerber. Auch in Hotellerie- und Gastronomieberufen, die besonders von der Corona-Pandemie betroffen waren und auch noch sind, gibt es derzeit mehr Stellen als Bewerber.
Markus Behrens: „Wer jetzt noch kein konkretes Ausbildungsangebot hat, soll sich bei der Arbeitsagentur melden.“
„Eine abschließende Bilanz ziehen wir erst im Oktober. Fakt ist aber: Die Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt setzen trotz der vielfach unsicheren Situation auf die Ausbildung junger Menschen. Sie wissen, dass sie in einer schnell alternden Gesellschaft auf junge Fachkräfte angewiesen sind und zeigen gleichzeitig, dass sie Verantwortung für junge Menschen übernehmen wollen. Problematisch ist, dass die Bewerberzahlen aufgrund der Pandemie zurückgegangen sind. Das liegt jedoch nicht an mangelndem Interesse der jungen Menschen. Durch den Lockdown konnten viele Unternehmen keine Praktika anbieten. Darüber hinaus war auch die Berufsberatung, die ja im Normalfall vielfach in den Schulen stattfindet, nicht im gewohnten Umfang möglich. Dabei erholt sich die Wirtschaft gerade und die Chancen auf eine gute Ausbildung in der Heimat sind richtig gut. Wer jetzt noch kein konkretes Ausbildungsangebot hat, der sollte sich schnell bei seiner Arbeitsagentur melden. Die Kollegen finden mit Sicherheit schnell die passende Ausbildungsstelle für jeden Bewerber. Dazu haben wir auch unsere Online-Angebote ausgebaut, über die sich junge Menschen informieren können und Termine mit Berufsberatern vereinbaren können“, erklärte Markus Behrens, Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. Gleichzeitig appellierte Behrens auch an die Unternehmen, die aufgrund der Pandemie Kurzarbeit nutzen, bei der Ausbildung nicht nachzulassen. Ausbildungsverträge könnten immer geschlossen werden, auch bei Kurzarbeit. Dafür bedürfe es keiner Meldung oder einer Zustimmung durch die Agenturen für Arbeit.
Unternehmen erhalten ab jetzt noch mehr Unterstützung durch das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“
Zufrieden zeigte sich Markus Behrens mit der Nutzung der Unterstützungsmöglichkeiten durch das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“. Zwischen August 2020 und April 2021 hätten die Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt 951 Unterstützungsanträge von Unternehmen im Rahmen des Programms positiv beschieden. „Das hat mit Sicherheit auch dazu beigetragen, die Situation auf dem Ausbildungsmarkt gerade für kleinere Unternehmen zu stabilisieren.
Die Unterstützung wird jetzt noch weiter aufgestockt“, so Behrens. Kleine und mittlere Unternehmen, die in erheblichem Umfang von der Corona-Krise betroffen sind, können für jede ab dem 01. Juni 2021 angefangene Berufsausbildung eine „Ausbildungsprämie“ von 4.000 Euro (bisher 2.000 Euro) erhalten, wenn sie das Ausbildungsniveau der vergangenen drei Jahre halten. Für kleine und mittlerer Unternehmen, die das Ausbildungsniveau steigern, gibt es für ab dem 01. Juni 2021 beginnende Ausbildungsverhältnisse die „Ausbildungsprämie Plus“ in Höhe von 6.000 Euro (bisher 3.000 Euro). Vorrausetzung für die Zahlungen der Prämien ist, dass das Ausbildungsverhältnis über die Probezeit hinaus fortbesteht. Kleine und mittlere Unternehmen, die einen Auszubildenden übernehmen, der in seinem alten Betrieb aus Gründen der Corona-Pandemie gekündigt wurde, können jetzt 6.000 Euro Übernahmeprämie (bisher 3.000 Euro) erhalten.
Weitere Informationen zu Informationsmöglichkeiten für Jugendliche im Internet:
- Alle Infos zum Thema „Ausbildung“ und den direkten Weg zur Berufsberatung per Video oder Telefon bündelt die Bundesagentur für Arbeit jetzt auf der Seite: www.arbeitsagentur.de/ausbildungklarmachen
Landesinitiative „#MeinPraktikumMeineAusbildung21“
- Die Initiative #MeinPraktikumMeineAusbildung21 der Landesministerien, Wirtschaftskammern, Gewerkschaften, Arbeitsagenturen und Verbände im Land Sachsen-Anhalt verfolgt das Ziel, junge Menschen mit Hilfe von Praktika mit ihrem zukünftigen Ausbildungsunternehmen zusammenzubringen. Die Initiative ist Teil des Fachkräftesicherungspaktes des Landes Sachsen-Anhalt: https://ruemsa.sachsen-anhalt.de/aktuelles/meinpraktikummeineausbildung21/
Weitere Informationen zum Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern
- Das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ ist an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gerichtet und soll verhindern, dass die Corona-Krise zu einer Krise der beruflichen Zukunft junger Menschen wird. Ziel des Bundesprogramms ist es, das Ausbildungsniveau der Ausbildungsbetriebe und ausbildenden Einrichtungen auch in der Krise aufrecht zu erhalten und Kurzarbeit für Auszubildende und Ausbilder möglichst zu vermeiden. Infos im Internet und zu den Leistungen: https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/bundesprogramm-ausbildungsplaetze-sichern
Wahrscheinlich sind das alles Berufe die keiner will
Eine Hauptursache für die vielen unbesetzten Ausbildungsplätzen liegt in der geringen Geburtenrate der letzten Jahrzehnte (zeitweise nur 1,7 Kinder pro Frau). Jetzt konkurrieren die Betriebe um weniger Bewerber, die zum Teil so schlechte Bedingungen bieten, dass man es auch gleich lassen kann. In meinem Heimatdorf beschwerte sich der Bäcker schon vor Jahren über den fehlenden Nachwuchs, meinte allerdings mit 300 € Lehrgeld jemand hinter dem Ofen vorlocken zu können. Wenn ich mir die Löhne in der Gastro anschaue, weiß ich, dass ich mir den Traum vom Eigenheim jedenfalls abschminken könnte.
Es ist ja aber nicht so als gäbe es gar keine Auszubilden mehr, vielmehr suchen sich die Schüler jetzt einfach die besseren Angebote aus und sind nicht gezwungen aus Not andere anzunehmen.