Verband der Freien Theater beklagt „Mandroschke“-Aus in Halle

Am 18. Juni fällt zum letzten Mal der Vorhang im Freien Theater „Mandroschke“ unweit des Riebeckplatzes in Halle (Saale). Die Gründer Jan Felix Frenkel, Martin Kreusch und Alexander Terhorst zogen wegen der angespannten finanziellen Situation und wegen Auflagen des Bauordnungsamtes die Notbremse. Das Haus wurde hauptsächlich ehrenamtlich und ohne städtische Zuschüsse betrieben.
Das Landeszentrum Spiel & Theater Sachsen-Anhalt e. V. (LANZE) beklagt die Schließung. Die Freie Szene in Sachsen-Anhalt verliere eines seiner wenigen Theaterhäuser mit einem ganzjährigen Spielbetrieb. Das Mandroschke habe sich in den vergangenen vier Jahren zu einer wichtigen Spielstätte und Probebühne des Freien Theaters in Sachsen-Anhalt entwickelt. Zahlreiche Einzelkünstler und Gruppen aus Halle und ganz Sachsen-Anhalt hätten ihre Projekte zum Teil in direktem Zuschnitt auf den Ort entwickelt. Theater wie Kulturreederei, Theater Varomodi, Theater Apron, Marameo, ABundZUspiel, Kaltstart, Theater Herz-sprung gehörten zu den festen Partnern der Bühne. Der rege Spielbetrieb mit einem Mix aus Gastspielen und Eigenproduktionen der festen Partner ist laut LANZE der beste Beleg für den kulturpolitischen Impuls, der von festen Spielstätten des Freien Theaters ausgeht.
Bei LANZE sieht man den Grund für das Aus im Fehlen einer Spielstätten-Förderung des Landes, aber auch in einer „katastrophalen Förderpolitik“ der Stadt Halle. Der Verlust mache abermals deutlich, wie wichtig es sei, im Landesmaßstab alternative Förderszenarien zu schaffen, mit denen Spielstätten wie das Mandroschke nachhaltig unterstützt werden können. Das Aus der Bühne müsse gleichsam als Warnsignal für die Kulturpolitik in Halle verstanden werden, heißt es von LANZE.
„Die Vielfalt der Halleschen Kultur wird zu großen Teilen von der Freien Szene getragen. Von Einzelkünstlern, Initiativen und Gruppen. Fast die gesamte Freie Szene realisiert diese Angebote in Halle in bedrohten und prekären Arbeitsverhältnissen“, macht LanZe-Vorstandsvorsitzender Tom Wolter deutlich. „Die Aus-gestaltung und Benachteiligung der Freien Szene in der Kulturförderung der Stadt Halle muss auf die Tagesordnung bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen“, so Wolter. Die Stadt sei sich dieser Problemlage durchaus bewusst. Noch im Oktober 2015 bei der Eröffnung des NEULAND-Festivals und zum Neujahrsempfang der Stadt Halle im Januar 2016 habe Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand eine Öffnung des Thalia-Theaters für die Freie Szene versprochen, doch die Initiative sei bisher ohne belastbares Ergebnis geblieben. Auch eine substantielle Stärkung von Produktionen der Freien Szene in Halle, die in der Saalestadt ganzjährig ein Theaterangebot für alle Altersstufen präsentiert, dass in Qualität und Quantität den Vergleich mit dem Bühnen der Stadt nicht zu scheuen braucht, sei derzeit nicht in Sicht.
Neueste Kommentare