5000 Jahre Salzgeschichte: Sonderausstellung im Stadtmuseum in Halle
Die Geschichte der Salzgewinnung in Halle hat eine Tradition von 5000 Jahre. Und mit dieser Geschichte befasst sich nun eine neue Ausstellung im Stadtmuseum. Gezeigt werden beispielsweise ein 50 Kilogramm schwerer Salzsack aus Jute. Auch ein lasergraviertes 3D-Modell des halleschen Untergrundes. Glasdias aus dem Stadtarchiv wurden auf große Wände gedruckt und zeigen einen detaillierten Einblick in das Leben der Salzwirker. Zudem wird die Schau von interaktiven Elementen umrahmt. Durch ein „Salztor“ kommen die Besucher in die Schau. Das Stadtmuseum ist für die Halloren-Salzwirker ein Übergangsdomizil. Denn das Technische Halloren- und Salinemuseum wird derzeit umgebaut.
Die Ausstellung versteht sich im Vorfeld des Themenjahres 2021 der Stadt Halle „Halexa, siede Salz- Herkunft trifft Zukunft“ als eine Würdigung zum300jährigen Gründungsjubiläum der Königlich Preußischen Saline. Ursprünglich sollte die Schau schon im Mai eröffnen, musste aber wegen Corona verschoben werden. „Wir haben einen etwas anderen Blick auf die Salzgewinnung geworfen“, sagte Museumsdirektorin Jane Unger.
Zur Sonderausstellung
Durch ein großes Salztor, gefertigt nach einer Skulptur des Bildhauers Hartmut Renner (2014) beginnt der Rundgang durch die Ausstellung, auf die bereits im Foyer des Stadtmuseums mit einer beleuchteten Salzsäule vor einer Wand mit Zitaten rund um das Thema Salz aufmerksam gemacht wird.
Ein erster Ausstellungsteil widmet sich zunächst dem Salz, dem „weißem Gold“ und seiner Faszination, um dann zu beschreiben, wie in Halle Salzlagerstätten entstanden und wie Salz gewonnen wurde.
Besucher erhalten einen Überblick über die Salzgewinnung von der Vorgeschichte bis zum Einstellen der industriellen Produktion und den Übergang in eine museale Nachbildung dieses Prozesses. Anschauliche Modelle, Abbildungen und Übersichten schildern die Arbeitsgänge der wirtschaftlichen Salzgewinnung und die Erschließung zweier großer Salinen.
Eingegangen wird auf die Geschichte der Halloren als Erben der Salzarbeiter und auf die Geschichte der Halleschen Pfännerschaft.
Dabei spielen die Traditionen der Salzwirkerbrüderschaft im Thale zu Halle eine herausgehobene Rolle. Eine besondere Darstellung erfährt der Silberschatz der Halloren, auch wenn dieser in der Ausstellung nur mit der Nachbildung eines der 95 Bechers präsent ist. Die Halloren mit ihrer charakteristischen Kleidung prägen auch heute noch zu manchen Anlässen das Stadtbild von Halle, so zum Neujahrsempfang oder beim traditionellen dem Fischerstechen beim Laternenfest.
Die Ausstellung spricht alle Sinne an. Viel Wert wurde auf eine digitale moderne Art der Präsentation gelegt. So gibt es mehrere Hörstationen, u. a. mit einer Sage über die Salzgeschichte in Halle, Tastobjekte, Medienstationen und Filme.
Nach dem Verlassen der Sonderausstellungsetage kann der Besucher den Weg in die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte „Entdecke Halle!“ wählen, um sich am Stadtmodell um 1600 anzusehen, wie die Salzkoten auf dem heutigen Hallmarkt standen oder im Bereich Wahrzeichen eine ganze Vitrine mit Halloren-Objekten anschauen, deren Highlight eine Kleinplastik „Hallenser, Halloren und Hallunken“ ist. Alternativ führt der Weg durch das Treppenhaus zu einem weiteren Ausstellungsobjekt der Sonderausstellung, der Uhrenglocke aus dem sogenannten Uhrenhaus. Das heute als Uhrenhaus bezeichnete ehemalige Salzmagazin ist das älteste erhaltene Gebäude auf der Saline.
Stimmen zur Ausstellung:
Steffen Kohlert: “Diese Ausstellung im Stadtmuseum Halle möchte den Besuchern nicht nur das Thema Salz nahebringen, sondern auch eine gewisse Vorfreude auf die neue moderne Dauerausstellung entwickeln, die voraussichtlich in zwei Jahren in den sanierten Räumen des Technischen Halloren- und Salinemuseum zu sehen sein wird. Ich freue mich, dass es durch die Kooperation mit dem Stadtmuseum Halle und dank des Engagements aller Beteiligter möglich ist, im für uns wichtigen Jubiläumsjahr 2021 – 300 Jahre Königlich Preußische Saline – eine wunderbare Ausstellung zu präsentieren.“
Jane Unger: “Ich freue mich, dass wir mit dieser Kooperation die Gelegenheit haben, im Stadtmuseum eine Ausstellung zu präsentieren, die wunderbar mit unserer stadtgeschichtlichen Dauerausstellung korrespondiert.“
Dr. Maik Evers: “Für mich war es eine besondere Herausforderung, 5000 Jahre Salzgeschichte in Halle so zu erzählen, dass die Hallenserinnen und Hallenser sowie die Gäste der Stadt, die Faszination Salz ebenso erleben wie die besondere Bedeutung, die das Salz und seine Gewinnung für die Stadtgeschichte Halles haben. Es war spannend in dieses Thema mit seinen vielen Facetten einzutauchen und es gemeinsam mit dem Gestalter Axel Göhre als Ausstellung zu präsentieren.“
Besondere Objekte in der Sonderausstellung (Auswahl):
Kothzeichen »Zum BirckHahn Nō 36« (um 1750/60)
Die Siedehäuser der Thalsaline in Halle waren seit dem 15. Jahrhundert – ähnlich wie Bürger- und Gasthäuser – mit Hauszeichen versehen. Zum BirckHahn Nō 36 ist das einzige erhaltene Kothzeichen der Thalsaline und daher eine besondere Rarität, weil es von der aus dem Stadtbild verschwundenen Thalsaline nur noch ganz wenige Relikte gibt. Aus Privatbesitz gelangte das Zeichen 1883 zum Halleschen Schützenbund, dem seine Erhaltung zu verdanken ist. Um den »Birckhahn« zu schützen, wurde er vom Schützenhaus des Schützenbundes abgenommen und 2003 einer musealen Präsentation zugeführt.
Historischer 50 kg- Jute-Salzsack
Der Salzsack aus Jute mit dem Aufdruck „Saline Halle-Saale – 50 kg – Hallore Siedesalz“ ist der letzte erhaltene und überlieferte originale Sack aus der aktiven Produktionszeit der Saline Halle bis 1964. Er wurde durch einen Besucher des Technischen Halloren- und Salinemuseums in den 1990er Jahren als anonyme Spende an der Museumskasse abgegeben. Das für den Verkauf und den Export bestimmte Siedesalz wurde in solche Säcke abgefüllt und dann in Güterwagen verladen, wo sie ihre Reise zu den Empfängern antraten.
Lasergraviertes Glasmodell zum Untergrund von Halle (Leihgabe MLU) und Filmpräsentation „Salz“
Am Fachgebiet Hydro- und Umweltgeologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter der Leitung von Prof. Dr. P. Wycisk wurden in den 2000er und 2010er Jahren unter Einbindung von Messdaten mittels eines Lasergravurverfahrens Glasmodelle vom Untergrund von Halle und anderen Orten erstellt. Das in der Ausstellung präsentierte Modell zeigt den Untergrund von Halle mit seinen geologischen Erdschichten. Deutlich erkennbar ist die Bruchzone, die als „Hallesche Marktplatzverwerfung“ bekannt ist und dafür sorgte, dass die Einwohner der Stadt Halle mit dem Versieden von Sole zu Salz ihr Einkommen hatten. Die vor Kurzem fertiggestellte Filmanimation „Salz“ zeigt – korrespondierend zum Glasmodell – die Entstehung des Salzes im Untergrund.
Begleitprogramm:
Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Familien, die eine besondere Zielgruppe der Ausstellung sind, können sich ab September mit zwei Rätselheften (Altersgruppen 6 bis 10 und 11 bis 14 Jahre) auf eigene Entdeckertour begeben.
Weiterhin werden in der Vorweihnachtszeit zum Advent Familiensonntage angeboten.
Für Schulklassen werden spezielle Führungen und Workshops angeboten. Buchungen sind unter stadtmuseum@halle.de möglich.
In 2021 wird im Rahmen des Themenjahres „Halexa, siede Salz“ ein eigenes Veranstaltungsprogramm angeboten.
Der Ausstellung, Steffen Kohlert und seinen Mitstreitern, sowie den Halloren wünsche ich viel Erfolg. Da bleibt das Salz und ihre Geschichte lebendig. Den Halloren wünsche ich eine schöne Zukunft nach dem Umbau ihrer Heimstätte auf der königlichen Saline. Die Halloren sollten mehr gewürdigt werden und ihre Ehrenamtliche Tätigkeit für die Stadt Halle und alle Gäste. Was die wenigen schon auf die Beine gestellt haben, meine Hochachtung dafür. Das Stadtmarketing sollte die Halloren mal fragen WIE WAS geht in dieser Stadt. Danke allen