Weil immer mehr Grundschüler schwänzen: Halle startet ein Modellprojekt für “schulabsente Grundschülerinnen und Grundschüler”

Kein Bock auf Schule – das ist schon bei Grundschülern ein Problem. Zwar gibt es wegen der Corona-Krise mit Schulschließungen, Befreiung von der Schulpflicht und Distanzunterricht keine konkreten aktuellen vergleichbaren Zahlen. Doch ein Blick auf das Jahr 2019, also dem letzten Schuljahr ohne Corona-Beschränkungen zeigt, dass es in jenem Schuljahr 82 Schulschwänzer bei den Grundschülern gab.

Problem war aber, dass es speziell für diese Altersgruppe keine Hilfsangebote gibt. Deshalb wurde das Modellprojekt M.O.V.E für Grundschulkinder gestartet. Das Angebot des Jugendhilfeträgers JFZ St. Georgen e.V. richtet sich nach Angaben der Stadtverwaltung an Kinder, deren Grundschulbesuch über einen längeren Zeitraum lückenhaft oder ausgesetzt ist, sowie deren Familien. 

“Die Arbeit mit den Eltern ist von entscheidender Bedeutung, denn in der Altersgruppe der Grundschulkinder sind familiäre Herausforderungen oft Ursache von Schulabsentismus und äußern sich z.B. in Schulangst, Trennungsängsten oder Strukturlosigkeit”, sagt die Stadt in einem Bericht an den Jugendhilfeausschuss. “Die Problemlagen sind dabei sehr individuell und nicht vergleichbar, allerdings fällt auf, dass es sich oftmals um sehr isolierte Kinder und Familien ohne soziale Kontakte handelt, die ihre Zeit überwiegend zu Hause verbringen.“

Sechs Familien können parallel das Angebot wahrnehmen. 6 bis 9 Monate dauert ein Betreuungskurs. Im vergangenen Jahr wurden 6 Kinder und ihre Familien begleitet, in diesem Jahr sind es bereits 9 Familien und es gibt laut Stadt derzeit weitere Anfragen. Zudem gebe es zahlreiche Beratungsgespräche mit Fachkräften im Bereich Grundschule, Allgemeinen Sozialen Dienst ASD und Netzwerkpartnern. Durch das Programm hätten bereits Grundschulkinder zurück in das Schulsystem geführt werden können. Doch nicht immer war das Angebot von Erfolg gekrönt. “Es gab aber auch Abbrüche, bei denen das Angebot nicht den Bedürfnissen der Familien entsprochen hat. Im Rahmen des Projektes zeigte sich, dass  Schulabsentismus oft nicht als Symptom einer anderen Problematik erkannt wird. Deshalb soll zukünftig auch vermehrt Aufklärungsarbeit geleistet werden.”