Wie weiter mit der Neuen Residenz? Kulturausschuss debattiert über die Zukunft
Im Herzen von Halle stehen einige geschichtlich wertvolle Gebäude, darunter die Neue Residenz. Die hatte Kardinal Albrecht von Brandenburg 1531 errichten lassen. Doch seit Jahren wartet der Gebäudekomplex auf eine dauerhafte Nutzung. Zwischennutzung wie Floristik-Ausstellungen oder Maßnahmen Freier Träger fanden hier statt. Doch der Großteil ist ungenutzt, das Land treibt einen Verkauf der Immobilie voran.
Die Fraktion „MitBürger für Halle / Neues Forum“ macht deshalb Druck. Sie will Oberbürgermeister Bernd Wiegand beauftragen, „explizit auf die kulturhistorisch und stadtgeschichtlich herausragende Bedeutung des Gebäudekomplexes hinzuweisen und an das Land zu appellieren, dass es jener Bedeutung auch bei Wahrnehmung der aus dessen Eigentümerstellung resultierenden Pflichten gerecht wird“, heißt es im Antrag. Insbesondere solle er sich dafür einsetzen, dass auch zukünftig die Neue Residenz einschließlich deren Innenhof öffentlich zugänglich bleibt. Bei einer Enthaltung durch Ulrike Wünscher (CDU) hat der Kulturausschuss am Mittwochnachmittag zugestimmt. Zugleich soll die Stadtverwaltung von nun an regelmäßig über ihre Bemühungen informieren.
Allerdings wurde zuvor eifrig diskutiert. Detlef Wend (SPD) warnte beispielsweise vor einem Restrisiko, dass das Ensemble beispielsweise als Spielsalon oder für andere unwürdige Nutzungen verwendet wird, und unterstützte den Antrag sehr. Laut Kulturdezernentin Judit Marquardt gebe es Gespräche mit dem Land im „Interesse für eine gute Lösung.“ Jedoch sei der Sanierungsbedarf hoch. Der Haushalten Halle e.V. habe noch immer Interesse, das Gebäude als Wächterhaus für künstlerische Zwecke zu nutzen, ähnlich der Goldenen Rose. Die Ideen gibt es bereits seit drei Jahren. Sie glaube, dass das Land um die kulturhistorische Bedeutung wisse, so Marquardt. Was denn eine gute Nutzung bedeute, fragte Katja Müller (Linke), schließlich sei dies eine subjektive Feststellung. Marquardt sprach dabei insbesondere von kulturellen Zwecken.
„Der Denkmalschutz verpflichtet das Land“, machte Erwin Bartsch (Linke) klar. Christian Feigl (Grüne), der den Antrag überhaupt erst in den Kulturausschuss verwiesen hatten, wies auf die Bedeutung als wesentliches Baudenkmal hin. Deshalb müsse man über Perspektiven diskutieren. Gelassen sei er noch, solange sich das Gebäude in Landeshand befinde. „Ich glaube das Land ist seiner Verantwortung nachgekommen“, sagte er mit Blick auf Unterhaltungsmaßnahmen. Derzeit wird beispielsweise das Dach saniert. „Das Gefahr ist die Veräußerung“, so Feigl. Eine Option sei die Übernahme durch die Stadt als Alternative zum Künstlerhaus 188. „Der beste Schutz die Geschicke zu bestimmen ist die Übernahme in eigenes Eigentum.“
„Wir haben als Stadtrat so gut wie keine Chance zu handeln“, mahnte dagegen Hans-Dieter Wöllenweber (FDP). Bereits im Stadtrat hatte er vor einer Übernahme des Gebäudes gewarnt. Der Baugrund mit seinen Felsen sei schwierig und brüchig, bedeute einen hohen Aufwand. Man dürfe das Thema nicht nur oberflächlich betrachten. „Wir haben 200 Millionen Euro Sanierungsstau bei Schulen“, warnte Andreas Schachtschneider (CDU) vor einem Kauf durch die Stadt. Diese habe sich schließlich schon von Immobilien mit viel weniger Aufwand getrennt, wie dem Passendorfer Schlößchen. Es gebe kein Nutzungskonzept. Stattdessen sollte man ans Land appellieren, den Kaufvertrag mit Klauseln zu versehen. „Die Finanzierung des Künstlerhauses 188 ist nicht gesichert und da denken wir jetzt über eine solch riesige Immobilie nach“, warnte Ulrike Wünscher (CDU). In den vergangenen Jahren habe es keinerlei angemessene Nutzung gegeben, ausgenommen durch das Festival „Theater der Welt.“ Annegret Bergner (CDU) meinte, „die Stadt hat nicht die Kraft, die Neue Residenz zu sanieren und etwas Vernünftiges reinzubringen. Es ist für uns als Stadt völlig undiskutabel, das Gebäude zu bewirtschaften und sanieren.“ Sie erinnerte an vergangene Bemühungen, beispielsweise mit einem Förderverein oder der evangelischen Kirche mit Nutzung als Kirchenamt. „Für mich entsteht der Eindruck, als würde es für uns keine Bedeutung haben“, resümierte Erwin Bartsch die Diskussion. „Die Neue Residenz hat einen Stellenwert wie kaum ein anderes Gebäude. Es ist etwas Einmaliges.“ Die Stadt habe dagegen andere Gebäude für Unsummen saniert.
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