Wochenmarkthändler erfahren kurz vor Beginn, dass sie zur Einheits-Expo nicht auf dem Markt dürfen

Die Stadt Halle (Saale) ist in diesem Jahr der offizielle Ausrichter der bundesweiten Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit. Knapp drei Wochen lang wird dafür die gesamte Innenstadt zur Freiluftausstellung. Hallmarkt, Riebeckplatz, Domplatz, Marktplatz: überall verteilt wird es vom 18. September bis 3. Oktober viele Aktionen geben.

Da ist für die Markthändler, die sonst bei Wind und Wetter dastehen, kein Platz. 5 Wochen inklusive Auf- und Abbau der Ausstellung ist er Markt für sie tabu, dürfen sie ihre Stände nicht aufbauen. Betroffen sind rund 40 Händler mit etwa 200 Mitarbeitern an den Verkaufsständen und nochmal so vielen Mitarbeitern in den Produktionsbetrieben. 

Man sei sechs Wochen vor der Angst vor vollendete Tatsachen gestellt worden, beklagt Thomas Johae von Zappendorfer Wurst. Er hat zusammen mit anderen Markthändlern einen Händlerbeirat gegründet. Der ist vor etwa einem dreiviertel Jahr ins Leben gerufen worden, als es schon einmal um ein Verkaufsverbot für den Wochenmarkt wegen der Corona-Inzidenzzahlen ging.

Am 22. Juli hat die Stadtverwaltung die Händler offiziell informiert. Ihnen wurden als Alternative die Vogelweide und der Wochenmarkt Neustadt angeboten. Für viele Händler ist das aber keine Alternative, so Johae. Die Anlaufzeit sei zu kurz, um alle Kunden über den Ausweichstandort zu informieren.

Wegen der Situation habe man kurzfristig um einen Gesprächstermin bei der Stadt gebeten und den Hansering als Ausweichstandort vorgeschlagen. Diesen wollte aber die Stadt nicht freigeben, denn auch dort ist ein Teil der Freiluftausstellung zu sehen. Wie Johae sagte, habe man sich rechtlichen Rat gesucht und Anwalt Jens Stiehler zu Rate gezogen. Dieser hatte bereits im Dezember Erfolg, als die Stadt die Schließung der Wochenmarkts verfügt hatte. Johae betont aber, man sei auf keinen juristischen Streit aus, sondern wolle eine einvernehmliche Lösung. Dazu gehört auch eine finanzielle Unterstützung.

Ein kleine Einlenken gab es bei der Stadt aber nun doch. Die Rathausstraße wird zur Verfügung gestellt. Allerdings nutzen nicht alle Händler diese Möglichkeit. Denn auch Strom- und Wasseranschlüsse müssen gewährleistet werden. Etliche Händler haben auch abgesagt mit der Begründung, dort sei man für die Kunden nicht zu finden.

Anwalt Stiehler will den Händlerbeirat als Vertretungsorgan der Händler gegenüber der Stadt ausbauen. “Damit so etwas in Zukunft nicht wieder passiert.” Denn er habe die Befürchtung, dass es zum Jahresende wieder eine ähnliche Situation geben könnte – wenn es um die Gestaltung des Weihnachtsmarktes geht.

Sven Hädicke, der an seinem Verkaufsstand verschiedene Fleischspezialitäten im Angebot hat, ist vor allem die Kommunikation wichtig. Denn es gehe nicht um fliegende Händler, sondern um Wirtschaftsunternehmen. Viele Händler haben mehr als 200.000 Euro in Verkaufsmobile investiert. Die Raten dafür müssen kontinuierlich abbezahlt werden. Deshalb sei es wichtig, dass innerhalb der Bevölkerung und auch bei der Stadtverwaltung das Bewusstsein geschärft wird, dass die Markthändler Unternehmen mit Arbeitsplätzen sind. Auch die Planungssicherheit ist wichtig. Denn momentan gilt die Erlaubnis jeweils für ein Jahr. 

In der Vergangenheit hatte Oberbürgermeister Bernd Wiegand ja feste Markthütten ins Gespräch gebracht. Nach Kritik auch bei den Händlern wurde dieses Vorhaben erst einmal ad acta gelegt. Doch zumindest wolle man den Markt optisch ansprechender gestalten, so Thomas Johae.