„Zeit der großen Freiheit“: Fotoausstellung zu Halle im Umbruch
Die Jahre nach dem Herbst 1989 – in Ostdeutschland eine Zeit der Kontraste, Umbrüche und Widersprüche. Das alte System war gestürzt, das neue noch nicht etabliert. Nicht nur für den Fotografen Markus Werner war dies die „Zeit der großen Freiheit“. Aufgewachsen in Halle und Berlin hat er das damalige Lebensgefühl seiner Generation in atmosphärischen Bildern festgehalten; in der Stadt, auf Partys, in privaten Räumen. Vom 6. September bis zum 2. Oktober 2016 sind seine Bilder in der Ausstellung „Zeit der großen Freiheit“ im Kunstforum Halle in der Bernburger Straße zu sehen.
Die Ausstellung „Zeit der großen Freiheit“ gibt Einblicke in die ersten Jahre nach dem Fall der Mauer – die Nachwendezeit war eine Umbruchzeit, voller Kontraste, Widersprüche und potenzieller Möglichkeiten. Das alte System war gestürzt, das neue noch nicht etabliert. Die Bürokratie war verunsichert und funktionierte noch nicht wieder richtig – so entstanden Freiräume, die genutzt wurden. Man war naiv, fühlte sich befreit von Planwirtschaft und Gängelei, kannte die neuen Richtlinien noch nicht bzw. ignorierte sie ungestraft. Man tat, wonach einem der Sinn stand, was man schon immer mal machen wollte, und wurde kaum daran gehindert. Oft galt es auch, sich existenziell neu zu orientieren. So machte manch einer einfach eine Kneipe auf in der eigenen Wohnung. Keiner fragte nach Sanitärvorschriften, Gewerbegenehmigung oder gar Brandschutz. Es war eine kurze, aber für viele glückliche und abenteuerliche Zeit, die „Zeit der großen Freiheit“. Friedrich Schiller schrieb einst in seinem Klassiker Wilhelm Tell „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Wie dieses neue Leben nach dem Untergang der DDR für eine bestimmte Generation junger Menschen ausgesehen hat, kann man nun in der Ausstellung „Zeit der großen Freiheit“ im Kunstforum Halle nach empfinden. Die Bilder des Fotografen Markus Werner führen zurück in diese Tage.
Der Fotograf Markus Werner
Markus Werner wurde 1970 in Dessau geboren und wuchs in Halle und Berlin auf. 1987 begann er in Berlin eine Lehre zum Lokschlosser. 1989 erwarb er seine erste Kamera und fotografierte das Leben von Freunden und Straßenszenen. Von 1993 bis 1995 war er Assistent und Schüler von Ute und Werner Mahler in der „Agentur Ostkreuz“. Ab Sommer 1996 bis 2000 wohnte er in Halle/ Saale, wo er unter anderem als Leiter der Fotowerkstatt im „Künstlerhaus 188“ fungierte. Seit seinem erneuten Umzug nach Berlin arbeitete er als freier Fotograf. Von 2001 hielt er sich mehrere Monate in Island auf, wo er mit der Autorin Judith Hermann ein Foto- und Textbuch produzierte. Von 2006 bis 2012 lebte und arbeitete er in Norwegen. Seit 2012 arbeitet er wieder in Deutschland als freier Fotograf. Er lebt in einem Dorf an der Saale bei Halle.
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