Aktion Biotonne Deutschland startet Biotonnen-Challenge 2023
Ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Verbänden setzt sich für eine bessere Biomüll-Sammlung ein. Am 26. Mai wurde deshalb zum ersten Mal der „Tag der Biotonne“ in Deutschland ausgerufen. Gleichzeitig startet die Aktion Biotonne Deutschland eine Challenge mit dem Ziel, gemeinsam die Biotonne besser zu machen. Ziel ist es, die Menge der getrennt gesammelten Bioabfälle zu steigern und die Fehlwürfe zu verringern. Das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt sowie zahlreiche Naturschutz- und Wirtschaftsverbände, Städte, Landkreise und kommunale Unternehmen unterstützen die bundesweite Challenge.
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes: „Für die Nutzung von Komposten und Gärresten aus Bioabfällen ist eine saubere getrennte Sammlung der Bioabfälle das A und O. Fremdstoffe wie Kunststofftüten und andere Abfälle, die nichts in der Biotonne zu suchen haben, gefährden die Qualität der erzeugten Produkte und können zu Schadstoffeinträgen in den landwirtschaftlich genutzten Boden führen. Deshalb begrüßt das UBA, dass die Aktion Biotonne neben der Steigerung der Bioabfallmenge auch die Qualität der getrennten Bioabfälle im Fokus hat.“
Die „Aktion Biotonne Deutschland“ findet zum ersten Mal für einen längeren Zeitraum statt und beginnt am – neu ausgerufenen – „Tag der Biotonne“ am 26. Mai 2023. Die Kampagne steht unter dem Motto „Deutschland sucht die Biotonnen-Bessermacher“ mit dem Ziel, dass die Bürgerinnen und Bürger der teilnehmenden Kommunen und Landkreise die Fremdstoffe in ihren Biotonnen messbar reduzieren. Dafür werden zum Beginn der Challenge die Fremdstoffanteile in den Biotonnen eines ausgewählten Sammelgebietes mithilfe der Chargenanalyse der Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (BGK) ermittelt. Anschließend starten verschiedene Aktivitäten, durch die die Teilnehmenden viele Informationen rund um die getrennte Sammlung von Bioabfällen und deren Verwertung erhalten. Etwa ein Jahr nach der ersten Bestimmung erfolgt eine erneute Bestimmung des Fremdstoffanteils. Aufgrund der beiden Bestimmungen wird die Veränderung des Fremdstoffanteils im Bioabfall in Prozent ermittelt. Am Tag der Biotonne in einem Jahr, am 26. Mai 2024, werden die Teilnehmer der Challenge in geeigneter Form für ihr Engagement gewürdigt.
Die diesjährige Challenge kombiniert erstmalig Aufklärungsaktivitäten für weniger Plastik, Glas oder Metall in der Biotonne mit der konkreten Messung des Fremdstoffanteils im Bioabfall. Dadurch werden die Teilnehmenden Landkreise und Städte der Challenge frühzeitig aktiv bei der Einhaltung des ab 1. Mai 2025 geltenden Kontrollwertes der Bioabfallverordnung unterstützt.
Bioabfälle sind mengenmäßig der größte getrennt gesammelte Abfallstrom der Siedlungsabfälle. Jährlich werden in Deutschland rund 15 Millionen Tonnen biologisch abbaubare Abfälle in Kompostierungs- und Vergärungs- bzw. Biogasanlagen behandelt. Im Wesentlichen handelte es sich dabei um Biotonnen-Inhalte, biologisch abbaubare Garten- und Parkabfälle, Marktabfälle und weitere biologisch abbaubare Abfälle aus verschiedenen Herkunftsbereichen. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland über die Biotonne etwa 5 Mio. Tonnen und an Garten- und Parkabfällen rund 5,7 Millionen Tonnen getrennt gesammelt; dies entspricht 129 Kilogramm je Einwohner und Jahr. Gleichzeitig stellen die Bioabfälle mit fast 40 % auch im Restabfall die größte Abfallfraktion dar. Das bedeutet, dass es noch ein großes Potenzial für die getrennte Sammlung gibt.
Zum neu vom Umweltbundesamt und einem breiten Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Verbänden eingeführten „Tag des Bioabfalls“ fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine deutschlandweite Pflicht für Bioabfalltonnen. Bundesumweltministerin Lemke müsse dafür sorgen, dass allen Haushalten in Deutschland eine kostenlose Biotonne zur Verfügung gestellt wird, die sich über die Restabfallgebühren finanziert, so die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation.
Weil rund 40 Prozent des Bioabfalls im Restmüll landen und anschließend verbrannt werden, gehen große Mengen an Nährstoffen sowie wertvolle organische Stoffe für den Humusaufbau ungenutzt verloren. Die getrennte Sammlung und Vergärung dieser Bioabfälle könnte jährlich bis zu 680 Millionen Kubikmeter Biogas erzeugen, 70.000 Tonnen aufwändig hergestellter Kunstdünger ersetzen und bis zu 760.000 Tonnen klimaschädlicher CO2-Emissionen einsparen.
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „Mehr als fünf Millionen Tonnen Bioabfälle landen jährlich im Restmüll, obwohl es seit 2015 eine gesetzliche Pflicht zu deren getrennter Sammlung gibt. Grund sind zu viele Ausnahmeregelungen, hohe Gebühren für die Biotonne und umständliche Systeme, bei denen Bürgerinnen und Bürger ihren Biomüll zum Wertstoffhof oder weit entfernten Sammelstellen bringen sollen. Die Bioabfälle wären in Biogasanlagen deutlich besser aufgehoben, wo sie zu wertvollem Gas und Dünger verarbeitet und so Klimaemissionen vermeiden könnten. Umweltministerin Lemke muss dringend gegensteuern und durch eine Nachbesserung der Bioabfallverordnung eine deutschlandweite Biotonnen-Pflicht einführen.“
Aktuell gibt es in Deutschland keine flächendeckende Biotonnen-Pflicht. In 29 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte gibt es entweder gar keine Biotonne, nur ein lückenhaftes Angebot oder lediglich eine freiwillige Biotonne. Hohe Kosten, Bringsysteme oder einfache Ausnahmeregelungen machen die Biotonne für Haushalte häufig unattraktiv.
„Gerade in Zeiten von Energiekrise und Engpässen bei mineralischen Düngern ist schnelles politisches Handeln wichtig. Doch anstatt den wertvollen Bioabfall vollumfänglich zu nutzen, setzt die Bundesregierung lieber auf den Import von Flüssigerdgas und Kunstdüngern. Würden alle Bioabfälle kompostiert und als organische Dünger in der Landwirtschaft genutzt, würde das aufgrund der Kohlenstoffspeicherung im Boden einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zudem würde der Humus die Wasserspeicherfähigkeit und Fruchtbarkeit der Böden entscheidend verbessern. Dabei geht es um keine kleinen Mengen, denn jährlich werden 560.000 Tonnen wertvoller organischer Stoffe im Restmüll verbrannt. Deshalb ist die Einführung einer flächendeckenden Biotonnen-Pflicht unbedingt notwendig“, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Die allermeisten Menschen wissen, dass Plastik und Glas nicht verrotten. Deswegen hilft Aufklärung nichts. Diese Menschen haben einfach einen miesen Charakter.
Gibt es schon Markenbotschafter:innen für die Aktion Biotonne?