Attacke auf der Ziegelwiese: Opferberatung kritisiert Polizei und Medien
Seit Tagen beherrscht eine Auseinandersetzung auf der Ziegelwiese die Medien. Was genau vorgefallen ist, steht weiterhin noch nicht fest. Die Ermittlungen der Polizei laufen. Klar ist nach bisherigen Aussagen durch die Polizei nur: zwei Gruppen trafen aufeinander. Es gab zunächst einen verbalen Streit, insbesondere um ein Thor-Steinar-Shirt. Die Kleidungsmarke ist auch in der rechtsextremen Szene beliebt. Im Laufe der Auseinandersetzung wurde ein Messer gezückt, ein 24-jähriger Student der linksalternative Szene niedergestochen.
Die „Mobile Opferberatung“ des Miteinander e.V. – der steuerfinanzierte Verein setzt sich nach eigenen Angaben für eine offene, plurale und demokratische Gesellschaft – kritisiert nun ein „inakzeptables Fehlverhalten der Polizei“. Polizeibeamte hätten die Opfer nicht ernst genommen und nicht sofort umfassend ermittelt, so der Vorwurf. „Wir hatten den Eindruck, dass die Polizei uns vernachlässigt“, zitiert der Verein Opfer. Beim Eintreffen der Polizei seien noch mögliche Tatverdächtige oder Personen aus deren Umfeld vor Ort gewesen. „Allerdings hatten die Betroffenen den Eindruck, dass die Beamten sich nicht wirklich dafür interessierten. So hatte sich zum Beispiel ein unbekannter Mann vor den Augen der Polizei und Betroffenen mit Quarzhandschuhen und Mundschutz ausgerüstet. Der Beamte hielt es jedoch nicht für nötig, dies zu unterbinden oder Personalien aufzunehmen“, heißt es in einer Erklärung der mobilen Opferberatung. Im weiteren Verlauf sei es zu weiteren skandalösen Äußerungen von Polizeibeamten bekommen. Demnach sei auf die Frage eines Betroffenen nach Verstärkung entgegnet worden: „Selber schuld, wenn ihr Parteien wählt, die für Polizeikürzungen zuständig sind“. Eine weitere Person habe einen Platzverweis erhalten, weil er die Aufnahme von Personalien der Umstehenden forderte. „Einige Alternative wurden auf dem Rückweg, nur wenige hundert Meter vom Ort des ersten Angriffs entfernt, verfolgt und erneut angegriffen. Als sie später die Beamten aus Angst vor weiteren Attacken baten, sie zu begleiten, hieß es lapidar, dass sei nicht ihre Aufgabe. Sie wären ja schließlich keine Personenschützer.“ Auch hätten die Beamten miteinander herablassend über die Betroffenengruppe gesprochen. Erst nach längerem Bitten und Diskussion hätten die Beamten die Betroffenen zum Ausgang des Parks begleitet.
„Anscheinend haben einige Polizeibeamten immer noch nicht gelernt, was Opferschutz bedeutet“, so eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung. Für die Betroffenen steht fest: „Wir wurden nicht ernst genommen“. Sie erwarten eine umfassende Aufklärung des Einsatzes und dienstrechtliche Konsequenzen für die Beamten. „So etwas darf sich auf keinen Fall wiederholen“. Und auch die Medien werden kritisiert. Dort werde der rechte Angriff als Zusammenstoß zwischen der linken und rechten Szene dargestellt wird. „Es ist erschreckend, mit welchem Selbstbewusstsein Neonazis inzwischen an allen Orten in Halle/S. auftreten und der geringste Widerspruch zu einer tödlichen Gefahr wird“, erklärt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung. „Wenn Medien neonazistische Angriffe und Provokationen dann auch noch als Konfrontationsgewalt zwischen Links und Rechts darstellen, geben sie den Opfern rechter Gewalt eine Mitschuld an den Angriffen“, so die Sprecherin weiter.
Laut Polizei kam es zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen um die Kleidungsmarke eines Tatverdächtigen. In der weiteren Folge sei ein 24Jähriger durch einen der unbekannten Täter mit einem unbekannten Gegenstand mehrfach in den Oberkörper gestochen. Anschließend flüchtete die eine Gruppierung vom Ort des Geschehens. Die Opferberatung erklärt hierzu, eine Gruppe von fünf bis sechs dunkel gekleideten Männern hätte sich aufgebaut. „Einer verkündete, er sei „Fascho“ und fragte nach ´ner Kippe. Aus Sicht der späteren Betroffenen handelte es sich um eine klare Provokation. Und aus eigener politischer Überzeugung heraus gaben sie ihm zu verstehen, dass er als „Fascho“ auch keine Zigarette bekäme“, erklärt die Opferberatung. „Kurz darauf holte einer der Rechten zum ersten Schlag aus. Am Ende eines längeren Geschehens, wobei immer wieder Personen aus der Betroffenengruppe versuchten, beruhigend einzugreifen, lag einer ihrer Freunde stark blutend am Boden.“
Zusammenfassend steht derzeit also von Seiten der Polizei lediglich fest, dass es den Angriff gab. Die Opferberatung findet diese Aussagen unzutreffend. Vielmehr habe die rechtsextreme Gruppierung angegriffen. Und wer diese Aussage nicht berichtet, verharmlose den Angriff. Das spiegelt sich auch in anonymen Mails wieder, die uns von Seiten der Unterstützer der Mobilen Opferberatung erhalten haben. Man würde den „nicht ganz so neutralen Polizisten das Feld der Deutung zu überlassen“, heißt es da beispielsweise „Das ist einfach arm, aber aus Halle sicher nicht anders zu erwarten. So spielst du allen in die Hände die diese Tat als bloßen Streit abtun wollen.“
Aus persönlicher Erfahrung habe ich leichte Zweifel an der Darstellung des Miteinander e.V.. Gerade beim Zusammenspiel mit der Polizei. Ich bin wirklich gespannt auf die Ermittlungen zu dem Fall.
„Aus persönlicher Erfahrung habe ich leichte Zweifel…“, wenn ein quasi-anonymer Kommentar zu einem Artikel scheinbar nur verfasst wird um Zweifel zu säen. Hilfreich wäre eine auch nur ansatzweise konkrete Aussage, statt dieser unklaren Andeutung.
Herzlichen Willkommen im Internet! 🙂