Bauhaus-Preis für fliegende Bobbycars an der Pfännerhöhe
Einen „Kronleuchter“ aus 99 Bobbycars hat das Künstlerduo Birgit Bublak und Thomas Purgand in der Großgarage Süd an der Pfännerhöhe in Halle installiert. Ihr Entwurf „CarChandelier100“ hat nun einen Wettbewerb zum 100. Bauhausjubiläum gewonnen. Insgesamt 19 Künstler sowie Künstlerduos haben sich an dem Wettbewerb „THINK BAUHAUS. BUILDING JEWELLERY IN ARCHITECTURE“ der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt und Schmuck2 beteiligt.
99 Bobby-Cars werden in der Großgarage zu einem abstrakten Kronleuchter vereint. Dieser nehme das Thema Auto auf und arbeite mit dem großen, leeren Raum, ohne dessen Erlebbarkeit zu stören, heißt es zur Begründung. Durch die Überhöhung von 99 Bobbycars in der Installation propagieren sie damit letztendlich das Automobil als Schmuckstück selbst und nutzen die Ironie der kinderleichten Serienkopie für ihre zweideutige Aussage: Die Automobile werden zu einem Chandelier, der lange Zeit nur ein exklusives Luxusgut war wie auch das Auto. Die Arbeit lässt sich ebenso humorvoll wie sozialkritisch lesen: Zu ihrer Entstehungszeit war die Großraumgarage eine Unterbringungsmöglichkeit für einen nur wenigen vorbehaltenen Luxusartikel. Heute ist das Auto ein für viele erschwinglicher Gegenstand und hat seinen exklusiven Wert – zumindest in der westlichen Welt – verloren. Vom Objekt großbürgerlicher, herrschaftlicher Fahrer wurde es zum (kindlichen) Allerweltsartikel. Sie stehen in ihrer Gleichartigkeit in Farbe und Form für das Serielle, das einst Thema am Bauhaus war. Lobend gewertet wurde auch das partizipatorische Moment der Installation: Am Ende werden die Bobbycars an Kindereinrichtungen in Halle übergeben. Ein Bobby-Car, das 100., wird in einer Parkzelle ihren Platz finden. Hier erklären Birgit Bublak und Thomas Purgand ihr künstlerisches Konzept und nennen außerdem die hundert Orte der „Grand Tour der Moderne“, die unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin Prof. Monika Grütters stehen.
Die öffentliche Einweihung von „CarChandelier100“ findet am 31. August 2019 um 18.30 Uhr statt.
Die Großgarage ist eines der ältesten Parkhäuser Deutschlands und ein bedeutender Sachzeuge der Technikgeschichte. Errichtet wurde das straßenbildprägende Parkhaus nach amerikanischem Vorbild auf Initiative des halleschen Bauingenieurs und Bauunternehmers Walter Tutenberg am Rand der Luthersiedlung im Süden Halles. Das Gebäude, in Stil und Funktion des Neuen Bauens errichtet, war seinerzeit der Architektur weit voraus. Die eindrucksvolle Eisen-Glas-Konstruktion von neun Metern Breite und 15 Metern Höhe erstreckt sich über vier Geschosse. Das fast vollständig verglaste Dach belichtet die Halle zusätzlich. Beidseitig befinden sich in vier Ebenen die Parkboxen, die durch eiserne Rolltore geschlossen werden konnten. Die Garage bot seit ihrer Eröffnung im Februar 1929 neben der Möglichkeit, Kraftfahrzeuge äußerst platzsparend auf vier Ebenen zu parken, zudem Dienstleistungen wie Autowäsche, Reparatur sowie Kurier- und Lotsendienste für die automobile Kundschaft an. Es befanden sich außerdem ein Frisiersalon, eine Tankstelle und ein Aufenthaltsraum mit Schlafgelegenheiten für die Chauffeure auf dem Gelände. Um die Wünsche der Kundschaft bemühten sich 28 Angestellte. Im Jahr 2009 sanierte der Bauverein Denkmal GmbH das Objekt.
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