Debatte um die Zukunft der halleschen Sekundarschulen
Seit vergangenem Herbst gibt es in Halle Bestrebungen, die Schuleinzugsbezirke auch für Sekundarschulen aufzuheben. Denn während sich Schüler aussuchen können, auf welches Gymnasium oder welche Gesamtschule sie gehen, gibt es bei den Sekundarschulen als einzige unter den weiterführenden Schulen Schulbezirke, die Schüler werden also zugewiesen.
Der Stadtelternratsvorsitzende Thomas Senger sowie die Stadtratsfraktionen von SPD und MitBürger für Halle / Neues Forum hatten bereits im vergangenen Jahr einen Antrag eingebracht, die Bezirke auch hier aufzuheben. Schon zweimal hatte der Bildungsausschuss darüber debattiert. Und auch am Dienstag fiel wiederum keine Entscheidung. Jetzt sollen noch einmal die Schülerräte der vier betroffenen Schulen angehört werden, Johann Christian Reil (Norden), Fliederweg (Südstadt, südliche Innenstadt), Halle-Süd (Silberhöhe, Ammendorf) und Heinrich Heine (Neustadt).
Er habe mit allen Schulleitungen gesprochen, meinte Kay Senius (SPD). Einige befürchten eine soziale Entmischung im Falle einer Aufhebung der Schulbezirke, andere Schulleiter würden die Aufhebung dagegen befürworten. Allerdings ist es tatsächlich nur die Heine-Schule, die eine solche Aufhebung begrüßt, alle anderen drei lehnen dies ab. Senius verwies auf Magdeburg, wo bereits 2010 ein solcher Beschluss gefasst wurde. Dort habe es keine negativen Erfahrungen gegeben, stattdessen habe es zu einer Profilbildung der Schulen beigetragen. Im ursprünglichen Antrag sollten die Schulbezirke bereits 2018/19 aufgehoben werden, nun schlägt Senius 2020/21 vor. „Damit haben die Schulen die Möglichkeit, ihr Profil weiterzuentwickeln.“ Zudem forderte er ein, die Sekundarschulen in einen baulich ordentlichen Zustand zu versetzen. Insbesondere die Fliederwegschule hat hier Nachholbedarf.
Ulrike Wünscher (CDU) nannte die Debatte den „Anfang vom Ende der Sekundarschulen. Das ist gar nicht in unserem Interesse. Ich bin überhaupt nicht damit einverstanden, auf diese Weise die Sekundarschulen abzuschaffen.“ Auch Andreas Schachtschneider (CDU) meinte, er glaube nicht, dass die Sekundarschulen gestärkt hervorgehen. „Sonst hätten die Schulleiter einstimmig dafür gestimmt.“
Bildungsdezernentin Katharina Brederlow forderteeinen schnelen Beschluss, man dürfe nicht erst bis 2020 warten. „Wir kommen schon vorher in Zugzwang.“ So gebe es an der Heine-Schule Pläne zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule. „Dann haben wir in Neustadt keine Sekundarschule mehr“, warnte sie. Dies müsse alles im Rahmen der Schulentwicklungsplanung, die im Herbst beschlossen werden soll, berücksichtigt werden. Hans-Jürgen Kneisel äußerte die Befürchtung, dass am Ende eine Sekundarschule übrig bleibt, die sich um alle leistungsschwächeren Schüler kümmert. Melanie Ranft (Grüne) meinte dagegen, „die Schulbezirke haben sich überlebt.“ Man sollte den Sekundarschulen eine Chance geben, sich mit ihrem Profil zu präsentieren, sagte der Stadtelternratsvorsitzende Thomas Senger zum Antrag. Zudem würden die Sekundarschulen endlich eine Kapazitätsgrenze bekommen. „Jetzt wird aufgefüllt, die Schüler werden einfach reingefrumst. Hauptsache rein, rein, rein.“ Andreas Schachtschneider (CDU) meinte, die Fliederwegschule bleibe das Sorgenkind. „Wir werden das Anwahlverhalten an Fliederweg nicht verbessern, wenn wir die Schulbezirke aufheben.“ Er äußerte zudem Sorgen vor langen Fahrwegen. Die Kernfrage sei: „wo bleiben Ronny und Chantalle?“ Seine Fraktionskollegin Ulrike Wünscher erklärte, „hier wird ohne Not ein Experiment auf Kosten der Lehrer, Schüler und Eltern gestartet.“ Es sei fahrlässig, auf die Expertise der Schulleiter zu verzichten. Hendrik Lange (Linke) sieht keine Gefahr, dass sich durch die Aufhebung der Schulbezirke die Schüler an einer Schule ballen. Er gehe davon aus, dass sich die meisten Schulen in der Nähe suchen. „Meiner Meinung nach haben die Schulbezirke ihre Berechtigung“, warf Cathleen Stahs ein.
In einem Monat dürfte dann weiter diskutiert werden.
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