Deutsche Bahn stoppt Verkauf von Bahnhofsgebäuden – dabei sind in Sachsen-Anhalt schon fast alle verkauft
Die Deutsche Bahn (DB) verkauft ab sofort keine Empfangsgebäude an Bahnhöfen mehr. Das hat das Unternehmen angekündigt. Bisher hat die DB viele ehemalige Empfangsgebäude verkauft, weil sie schwer zu erhalten waren.Künftig soll es eine weitere Stärkung der Bahnhofsgebäude und umfassende Entwicklung geben. Als gutes Beispiel verweist die Bahn auf den Hauptbahnhof in Halle (Saale).
Doch mit dem Stopp ist ganz leicht gesagt. Denn viel zu verkaufen gibt es nicht mehr, insbesondere in Ostdeutschland. So sind in Sachsen-Anhalt 310 von 322 Bahnhofsgebäuden verkauft, mit 96 Prozent ist das Land damit “Spitzenreiter”, Bundesweit sind 81 Prozent alles Bahnhofsgebäude verkauft, so Allianz pro Schiene.
Mit dem Kurswechsel werden alle rund 700 Empfangsgebäude der DB in ihrem Eigentum bleiben. Ausgenommen vom Verkaufsstopp sind einige wenige Immobilien, insbesondere, bei denen die DB bereits mit den Kommunen vertragliche oder vorvertragliche Bindungen eingegangen ist.
DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber sagte dazu heute: „Bahnhöfe sind das Eingangstor der Reisenden zum Zug, ihre Gebäude und Vorplätze quasi die Visitenkarte eines Ortes. Sie müssen freundlich und einladend sein. Deswegen stoppen wir den Verkauf unserer Empfangsgebäude. Wir wollen die Flächen gemeinsam mit den Städten und Gemeinden gestalten und weiterentwickeln.“
„Um die Mobilitätswende voranzubringen und die Akzeptanz der klimafreundlichen Schiene zu steigern, brauchen wir attraktive Bahnhöfe und ein angenehmes Umfeld. Zur Starken Schiene gehören auch einladende Empfangsgebäude. Das ist im Sinne des Gemeinwohls, und die Kommunen profitieren ebenfalls“, so Berthold Huber.
“Zu viele der verkauften Empfangsgebäude sind heute in einem unbefriedigenden Zustand, viele können für die Reisenden nicht mehr genutzt werden und es fehlt der Überblick, wem jetzt welche Gebäude gehört”, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.
Der Verkauf ist ja das eine, eine andere Sache, die ich sehr schade finde, ist, wie bei Sanierungen von Haltepunkten überhaupt nicht auf das Umfeld (inklusive Gebäude) geachtet wurde und oftmals quasi ein komplett separater neuer Haltepunkt in den alten reingeknallt wurde, ohne jegliche Verbindung zum Umfeld. Da wird ein Standardbahnsteig hingebaut und dann Zäune und Geländer vor dem Bahnhofsgebäude errichtet (ich glaube, in Teicha oder Wallwitz war das so, ich erinnere mich nicht mehr genau) oder es wird, wie in Trotha, ein Bahnsteig völlig abseits des alten gebaut. In Plagwitz hat man den alten Mittelbahnsteig mit historischer Überdachung und den Zugang direkt vom ehemaligen Bahnhofsgebäude entfernt und durch gesichtslose graue Beton-Seitenbahnsteige mit hässlichen Unterständen, umgeben von Schallschutzmauern, ersetzt und den Zugang an eine laute Hauptverkehrsstraße verlegt. In Schkeuditz wurde das Gebäude komplett abgerissen und durch Parkplätze ersetzt. Das Bahnhofsgebäude in Nietleben wurde nur durch massiven Protest vor dem Abriss bewahrt (der Lagerschuppen nebenan musste dennoch Parkplätzen weichen).
Und alles neue wird immer in langweiligem Betongrau ausgeführt. Dazu kommt noch, dass Bahnsteigansagen nur noch von Computerstimmen durchgeführt werden. In so einem unpersönlichen Umfeld (in Verbindung mit dem heruntergekommenen Umfeld drumherum) fühlt sich niemand willkommen, da muss man sich nicht wundern, wenn nur wenige Leute Bahn fahren wollen.
„In Plagwitz hat man den alten Mittelbahnsteig mit historischer Überdachung und den Zugang direkt vom ehemaligen Bahnhofsgebäude entfernt…“
So auch in Radebeul. Von der alten Pracht ist nichts geblieben, nur das Bahnhofsgebäude selbst wurde erhalten und restauriert, aber wahrscheinlich nur, weil dort die Stadtbibliothek untergebracht war.
Man fragt sich immer, ob der Denkmalschutz bei Bahneigentum überhaupt nicht greift.
Die Bahnhöfe in Deutschland sind eigentlich – wie Kirchen – ein wichtiger Teil unserer Geschichte. Umso unverständlicher ist der ignorante bis frevelhafte Umgang damit.
Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude vom Schachdorf Ströbeck bei Halberstadt wurde trotz Protesten aus der Bevölkerung und der Kommunalpolitik abgerissen…
Ups…
Wo hat denn der Bahnhof gestanden und warum wurde er abgerissen?
Können die Gebäude ja teuer zurück kaufen.