Die Geschichte der Brücken in Halle: neue Schau im Stadtarchiv eröffnet

Brücken prägen das Stadtbild von Halle nicht nur baulich, sondern auch symbolisch. Die neue Ausstellung im Stadtarchiv widmet sich diesen vielfältigen Verbindungen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Im Rahmen des kulturellen Themenjahres „Stadt der Brücken. Kommen. Gehen. Bleiben.“ wurde die Schau am Montag feierlich eröffnet. Sie ist noch bis zum 12. Juni zu den regulären Öffnungszeiten des Stadtarchivs zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Zwischen Technik und Geschichte
„Es gibt natürlich die Bauwerke, die ingenieurtechnischen Meisterleistungen“, erklärte Kulturdezernentin Judith Marquardt zur Eröffnung. Doch Brücken seien auch aus historischen und kulturellen Gründen spannend. Genau diese Vielfalt spiegelt sich in der Ausstellung wider: Ein Teil dokumentiert Brückenbauwerke mit Fotos, Gemälden und historischen Dokumenten. Der andere Teil widmet sich symbolischen Brücken – zwischen Städten, Kulturen und Menschen.
Von der Hochstraße bis zur Schafbrücke
Kurator Ralf Rodewald recherchierte im Vorfeld unter anderem bei der Stadtverwaltung. Die am stärksten beanspruchten Brücken seien die der Hochstraße zwischen Alt- und Neustadt. Bei der ältesten Brücke der Stadt wurde es kontrovers: Die 1733 errichtete Elsterbrücke Beesen ist vielen Hallensern nur als „Schafbrücke“ bekannt. Der Namenskonflikt rührt von jahrhundertelangen Eingemeindungen her – tatsächlich gibt es heute zwei Brücken mit dem Namen „Schafbrücke“. Die von der Stadtverwaltung unter diesem Namen geführte Brücke befindet sich am Sandanger, während die im Süden Elsterbrücke Beesen in amtlichen Dokumenten heißt.
Eine düstere Brückenlegende
Um jenes Bauwerk spinnt sich auch eine Legende. Demnach sei im Rahmen der Bauarbeiten ein Baby dort eingemauert worden, um die Wassergeister zu beruhigen – nachdem zuvor bei Bauarbeiten die Brücke eingestürzt war. Eine Nonne habe ihr in Sünde gezeugtes Kind. In Vollmondnächten soll, so die Legende, die Nonne nach Mitternacht als Geist erscheinen und um ihr Kind trauern. Doch tatsächlich nur eine Legende: “Die Brücke wurde 1945 vor dem Eintreffen der Amerikaner gesprengt, da hat man nichts gefunden”, weiß Rodewald. Zudem habe es damals in Halle gar kein Kloster mehr gegeben.
Verborgene Wasserläufe und verschwundene Brücken
Besondere Funde präsentiert die Ausstellung auch in Form von Gemälden, etwa von Albert Grell. Ein Bild zeigt eine heute verschwundene Brücke, im Hintergrund sind die Klausberge und die Kröllwitzer Papiermühle zu sehen. Es ist der Zufluss der Faulen Witsche in die Saale. Der Bachlauf entsprang am Hasenberg im Paulusviertel und heute ist zugeschüttet. Der genaue Verlauf ist nicht mehr rekonstruierbar, doch Gebäudeschäden mit absenkenden Fundamenten deuten wohl auf das alte Bett hin.
Der Brückenzoll und seine Folgen
Lange Zeit mussten Hallenser für das Überqueren von Brücken zahlen. Auf der Giebichensteinbrücke – die viele bis heute „Kröllwitzer Brücke“ nennen – waren drei Pfennig pro Person fällig. Erst 1904 entfiel der Zoll dort, 1912 auch an Dreier-, Ochsen- und Schwanenbrücke. Historische Tafeln mit den damaligen Tarifen sind in der Ausstellung zu sehen. Nach dem Wegfall des Zolls strömten tausende Hallenser zur Brücke – „um einmal endlich in Freiheit auf die andere Seite der Saale zu gelangen“, wie es überliefert ist. Aber wie heißt die Brücke denn nun wirklich? Für Rodewald ist Giebichensteinbrücke richtig. Es habe eine Kröllwitzer Brücke gegeben, ein Stahlfachwerkbau, die tatsächlich die damals noch eigenständige Gemeinde Kröllwitz bezahlt hat. Doch die anderen Brücken, auch die Fähre, habe immer die Stadt Halle beziehungsweise Giebichenstein bezahlt. “Der Kröllwitzer an sich, so stark wie er ist, sagt heute noch Kröllwitzer Brücke.”
Mehr als nur Stein und Stahl: Brücken zwischen Menschen
Auch eine Maurerkelle ist ausgestellt. Mit dieser wurde symbolisch der Bau der ICE-Brücke im Saale-Elster-Tal vollendet. Zu sehen sind zudem Gastgeschenke hallescher Partnerstädte, denn auch eine Partnerschaft ist eine Brücke. “Aber auch solche Brücken können verschwinden”, so Rodewald. Schließlich habe Halle einmal Städtefreundschaften zu Katowice, Veszprem und Jambol gehabt, Neustadt mit Tychy. Doch mit der politischen Wende sind diese verschwunden.

Meiner Meinung nach mündete die Faule Witschke nicht an den Klausbergen, sondern eher in der Nähe der heutigen Ziegelwiese in die Saale. Zum Verlauf vgl. historisches Kartenmaterial aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
https://opendata.uni-halle.de/explore?bitstream_id=dc998205-c6c5-4031-a8a7-daf8ab14a729&handle=1981185920/39246&provider=iiif-image + https://opendata.uni-halle.de/explore?bitstream_id=53675042-cf7b-4c27-b5b0-6cb8fd71a0d2&handle=1981185920/39300&provider=iiif-image (Quelle: Kartensammlung ULB)
Und der jetzige OB will unbedingt noch eine Partnerschaft mit Israel, aus persönlichen politischen Motiven. Da sieht man mal, was sowas wert ist, wenn man nur auf politische Trends setzt.
Alle 40 Jahre passiert mal was und uns‘ Nulli ist ganz schwindelig.