Fast jeder zweite Alleinerziehende in Sachsen-Anhalt braucht Hartz IV

Alleinerziehende in Sachsen-Anhalt sind weiterhin überproportional oft auf Hartz IV angewiesen. Nach aktuellen Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Jahr 2015 in Sachsen-Anhalt 49 Prozent aller Alleinerziehenden betroffen. Das ist zwar weiterhin ein hohes Niveau, allerdings ein leichter Rückgang. Im Jahr 2012 lag die Abhängigkeit noch bei 55 Prozent. Der Leistungsanspruch wächst zudem mit der Anzahl der Kinder. So waren im letzten Jahr 41 Prozent der Alleinerziehenden mit einem Kind auf Hartz IV angewiesen, bei zwei Kindern steigt die Quote auf 74 Prozent. Ziehen Alleinerziehende also zwei Kinder groß, müssen drei von vier Müttern oder Vätern Leistungen der Grundsicherung beantragen. Im ostdeutschen Ländervergleich ist die Hartz-IV-Betroffenheit von Alleinerziehenden in Sachsen-Anhalt besonders hoch.
Ursache für den Leistungsbezug ist nicht allein Arbeitslosigkeit. Im Februar 2016 bezogen 31.400 alleinerziehende Mütter oder Väter Hartz IV. Davon gingen 8.400 einer Beschäftigung nach. Rund 60 Prozent davon sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt aus, die übrigen haben einen Minijob oder sind selbstständig.
Besondere Belastung für Alleinerziehende
„Alleinerziehende haben es besonders schwer. Job und gleichzeitige alleinige Verantwortung für eine Familie sind große Anstrengungen. Vollzeit und Kindererziehung schließen sich gerade bei Schicht- oder Wochenendarbeit häufig aus“ sagte Markus Behrens, Geschäftsführer der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die größte Hürde für Alleinerziehende
Sachsen-Anhalt habe zwar eine gute Kinderbetreuungsquote. Wichtig seien aber Flexibilität, sowohl bei den Arbeitszeitmodellen als auch bei der Kinderbetreuung. Die meisten Alleinerziehenden sind Frauen. Diese suchten häufig Jobs im Bereich Verkauf, Gesundheit- und Pflege und der Gastronomie. „In diesen Branchen gelten aber häufig Arbeitszeiten am Abend oder Wochenende, die von den herkömmlichen Betreuungszeiten kaum abgedeckt werden. Ohne familiäre Unterstützung geraten Alleinerziehende an Grenzen, weil etwa Kitas zu diesen Zeiten geschlossen sind“, sagte Behrens.
Er forderte Unternehmen auf, den Service der Arbeitsagenturen und Jobcenter zu nutzen. Sie berieten Arbeitgeber und böten spezielle auf den Betrieb zugeschnittene Informationen zu möglichen Qualifizierungen und familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen an. Aber auch für die Alleinerziehenden selbst gibt es bei den Jobcentern spezielle Ansprechpartner, die sich besonders um die Belange der Zielgruppe kümmern.
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