Fridays for Future demonstriert mit Fahrraddemo durch Halle (Saale) für sozial-ökologischen Wandel – Kraftwerk Schkopau als Ziel, Kritik an Aufrüstung wegen Ukraine-Krise

Für diesen Samstag ruft Fridays for Future Halle zu einer Fahrraddemo zum Kohlekraftwerk Schkopau auf. Die Demonstration soll um 13 Uhr am Franckeplatz starten. Am Parkplatz des Kohlekraftwerks ist eine Zwischenkundgebung geplant. 

Thematisch greifen die Aktivisten neben Strukturwandel und Kohleausstieg auch den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine mit auf. Kriegsursachen wie Ressourcenkämpfe würden durch die Klimakrise weiter verschärft. Aktuell sei zu sehen, dass russisches Gas, Erdöl und Kohle die wirtschaftliche Grundlage für den Angriffskrieg auf die Ukraine ermöglicht hat. Daher sei die Unabhängigkeit von fossilen Industrien und ein rascher Ausstieg auch aus der Kohle von großer Bedeutung. Ein sozial-ökologischer Strukturwandel müsse dabei die Menschen in der Region in den Mittelpunkt stellen und sichere Perspektiven aufzeigen.

„Es ist uns wichtig zu betonen, dass sich der Protest nicht gegen die in Schkopau verankerten Menschen richtet, sondern gegen die Konzernchefs, Entscheider und superreichen Aktionäre. Die Menschen werden leider zum Spielball gemacht und leiden unter unsicheren Perspektiven. Die Mitteldeutsche Exitstrategie aus der fossilen Energiewirtschaft namens „Strukturwandel“ versickert stattdessen in ihrer Planungsgrube, obwohl genau dieser Prozess längst im Gang sein müsste. Es braucht endlich realistische Perspektiven darauf, wie der nachhaltige Wandel sozial gelingt.“, meint Henrike Cremer, die sich seit zwei Jahren in Halle engagiert.

Zur aktuellen politischen Lage äußert sich Laurin Weger besorgt: „Wir wollen nicht, dass große Teile der Erde unbewohnbar gemacht werden. Daher können wir uns einen Kohleausstieg 2038 schlicht und ergreifend nicht leisten! Plötzlich sollen zig Milliarden für Rüstung und den Aufbau neuer LNG-Gas-Terminals ausgegeben werden. Mit diesen Geldsummen könnte man eine sozialökologische Transformation finanzieren – das zeigen Wissenschaftler wie zum Beispiel Robert Pollin. Wo irgend möglich sollte auf Friedensprojekte und defensive Lösungen gesetzt werden.“ Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff hatte zuletzt angesichts der Spannungen mit Russland die Pläne der Bundesregierung zum Kohleausstieg kritisiert. Dieser soll nach Koalitionsvertrag „idealerweise auf 2030“ vorgezogen werden. Sachsen-Anhalts Kohlekraftwerk Schkopau wird nach bisherigen Plänen 2034, also in 12 Jahren, abgeschaltet.

Haseloff nutzt Argumente aus der Ecke der Populist*innen, die sich überkommene Argumente der Klimawandelleugner*innen zunutze machen, um Bedenken und Angst zu schüren. Studien zeigen klar, dass Klimaneutralität bis 2035 möglich ist. Wenn Klimaschutz nicht wie von der CDU verhindert wird, ist ein Kohleausstieg schon deutlich früher möglich. Wir fragen uns, warum man hier nicht Expert*innen sprechen lässt, die auch Ahnung von der Materie haben.“, führt Laurin Weger fort.

Um zukünftige Kriege zu verhindern, sei eine rasche Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern von großer Bedeutung, folgert Sascha Bentke: „Deutschland bezieht 50% der Kohle aus dem Ausland. Mit fossilen Energien finanzieren autokratische Staaten ihre Kriege. Und eine effektive Bekämpfung der Klimakrise provoziert weniger Ressourcenkonflikte. Daher sagen wir: Klimagerechtigkeit, Sicherheit der Energiewirtschaft und globaler Frieden können nur gemeinsam gestaltet werden!“ Fridays for Future ruft weltweit am 25.3. zu einem globalen Klimastreik auf. Hier in Halle ist bereits eine Demonstration angemeldet.