Hauptausschuss vertagt Entscheidung zum Jugendparlament erneut – CDU und AfD haben Bedenken
In Halle (Saale) wird es zunächst kein Jugendparlament geben. Mit den Stimmen von CDU, AfD und Hauptsache Halle hat der Hauptausschuss eine entsprechende Beschlussvorlage vertagt. Die drei Fraktionen haben im Ausschuss eine Mehrheit im Gegensatz zum Stadtrat selbst. Die Vertagung betrifft auch den gemeinsamen Änderungsantrag der Fraktionen Volt / MitBürger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP/FREIE WÄHLER und Die Linke. Diese wollten die Vorlage der Verwaltung sogar noch verschärfen, den Mitgliedern des Jugendparlaments mehr Rechte einräumen.
“Ich freue mich, dass wir nach einem langen Vorlauf endlich zu einer Entscheidung kommen”, zeigte sich Detlef Wend (MitBürger) zu Beginn der Debatte noch zuversichtlich. Er verwies darauf, dass die Grundidee schon einige Jahre zurückliegt, 2019 hatte der Stadtrat einen Grundsatzbeschluss gefasst. Er wolle eine “starke und breite Interessenvertretung der Jugendlichen und nicht nur ein stumpfes Instrument.“
Tim Kehrwieder (FDP), einer von nur drei Stadträten unter 30 Jahren, sagte es sei an der Zeit, die Jugendlichen so früh wie möglich an die parlamentarischen Strukturen heranzuführen und so einer Politikverdrossenheit entgegenzuwirken.
Man habe ein Problem mit den Kosten und den geplanten weitreichenden Befugnissen, meinte Jan Riedel (CDU). “Vor dem Hintergrund der Haushaltsdebatte sollten wir klar und deutlich sagen, ob wir uns das leisten können und wollen.” Es gebe in Halle bereits einen Kinder- und Jugendrat und einen Stadtschülerrat. “Und jetzt schaffen wir noch eine weitere Struktur.” Es soll kein Monster geschaffen werden, das Geld kostet und nur eine bestimmte Klientel von Jugendlichen abholt.”
“Herr Riedel hat mir aus dem Herzen gesprochen”, meinte Alexander Rau (AfD). Die zunehmende Politisierung führe zur Spaltung der Gesellschaft. “Der Streit wird schon in die Kinderstuben hereingetragen. Die Interessen der Kinder- und Jugendlichen würden schon jetzt ausreichend in der Ratspolitik vertreten, beispielsweise bei der Schaffung von Spielplätzen oder der Sanierung von Kitas und Schulen. Zudem seien die Kinder ausreichend durch ihre Eltern vertreten. “Die legen den Handlungsschwerpunkt fest. Dazu braucht es nicht ein zusätzliches Parlament. Kinder und Jugendliche sollten heranwachsen, spielen und Erfahrungen sammeln. “Sie sollen nicht irgendwo sitzen und Politiker spielen.” Dazu sei die zweite Lebenshälfte da.
“Die Beteiligung von Kinder und Jugendlichen hört nicht bei Spielplätzen und Schulen auf”, merkte Eric Eigendorf (SPD) an. Und Tim Kehrwieder verwies auf eine Podiumsdiskussion im Elisabeth-Gymnasium. Dort hätten die Jugendlichen bewiesen, dass sich sich für aktuelle Themen interessieren. “Die Debatten sind entspannter als bei uns. Da kann sich der Stadtrat mal eine Scheibe abschneiden.”
Für Katja Müller (Linke) ist es kein Argument, dass es mit dem Kinder- und Jugendrat sowie dem Stadtschülerrat bereits Interessenvertretungen gibt. “Es gibt auch eine Interessenvertretung für Senioren. Und trotzdem sitzen Senioren im Stadtrat.” Es sei nötig, die Jugendlichen an die Schwierigkeit von Parlamentsarbeit heranzuführen und zu zeigen, dass es gar nicht so einfach ist, Kompromisse zu finden oder auch die Finanzierung von Plänen sicherzustellen.
Christoph Bernstiel (CDU) vermisste die haushalterischen Auswirkungen und beantragte deshalb die Vertagung, der dann mit 6 Ja und 5 Nein stattgegeben wurde. Ein Jugendparlament sei eine neue Freiwillige Aufgabe. Zudem gebe es mit dem Kinder- und Jugendrat sowie dem Stadtschülerrat bereits vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten. Zudem können sich Jugendliche ab 16 Jahren bereits an der Kommunalwahl beteiligen – sowohl als Wähler, als auch als Kandidat. “Wir machen uns irgendwann unglaubwürdig, wenn wir immer wieder vertagen und nicht zu einem Ergebnis kommen”, kritisierte Detlef Wend die Vertagung.
Da sagt ein Politiker, dass „die zunehmende Politisierung […] zur Spaltung der Gesellschaft“ führe.
Tante Wiki dazu: „Politik bezeichnet die Strukturen, Prozesse und Inhalte zur Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch allgemein verbindliche und somit in der Regel auf politischer Macht beruhende Entscheidungen.“
Also ein Typ, der meint, man sollte sich als Mitglied eines Gemeinwesens doch bitte nicht um das Gemeinwesen kümmern. Wer dann? Die Altherrenrunde auf dem Bild?
„Es soll kein Monster geschaffen werden, das Geld kostet und nur eine bestimmte Klientel von Jugendlichen abholt.“
Ersetzte „Jugendliche“ durch „Bürger“ und schon ist es ein Allgemeinplatz, der genauso auf jeden Stadtrat passt. Oder habe ich irgendwas verpasst und wir haben ein zufälliges Bürgerparlament statt einer nur langsam wechselnden Wahlliste alle vier Jahre? Das ist doch auch nur dasselbe Klientel und so mancher, der heute im Stadtrat sitzt, ist schon vor Jahren durch seine, mmm, besondere Propaganda aufgefallen.
Wer hat Angst vorm kleinen Mann?
Der Leipziger Stadtrat schon einmal seit knapp 10 Jahren nicht!
https://jugendparlament.leipzig.de/ueber-uns/historie
Und unser (Possen) Stadtrat bei diesem Thema?
Seit 2018 findet er immer und immer wieder neue Ausreden oder auch kommunalpolitisch, „Änderungsanträge“ genannt , seinen dann endlich gefassten Stadtratsbeschluss vom 30.10. 2019 umzusetzen, konservativste Kinder und Jugendideologie inklusive.
https://buergerinfo.halle.de/suchen01.asp?__swords=Jugendparlament&__sao=1&__swnot=Ausschlussworte&__zsigrnr=-none-&__axxdat_full=2018-07-01&__exxdat_full=2029-06-30&go=Suchen&__sgo=Suchen
Nein Herr Bernstiel und Herr Riedel, das ist keine „neue“ freiwillige Aufgabe, sondern ein Grundsatzbeschluss des Stadtrates vom 30.10.2019!
Wo sind eigentlich die seit dem Haushalt 2020 jährlich einzuplanenden 10000 Euro und 1,5 VZE Haushaltsmittel geblieben?
Und Herr Bernstiel will wirklich wieder in den Bundestag?
Glaubwürdigkeit wirklich nur noch eine christliche Tugend, die in der CDU keinen Platz mehr hat?
Beschlusstext im Original!
Beschluss:
1. Der Stadtrat bestätigt das Konzept zur Einrichtung eines Jugendparlamentes, das
gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendrat und dem Stadtschülerrat erarbeitet wurde,
mit den folgenden Änderungen:
a. Beschlüsse des Jugendparlamentes werden analog dem Verfahren beim
Bürgerhaushalt von der Stadtverwaltung geprüft, mit einer Beschlussempfehlung
versehen und als Beschlussvorlage in den Stadtrat eingebracht. Der Stadtrat
verpflichtet sich freiwillig, Vertreter*innen des Jugendparlamentes bei der
Beratung von oben genannten Beschlussvorlagen das Rederecht zu erteilen.
b. Das Team Ratsangelegenheiten wird personell um 0,5 VZE aufgestockt.
c. Dem Jugendparlament steht ein jährliches Budget von 10.000 EUR sowie eine
Personalstelle von 1,0 VZE für die pädagogische Betreuung und Koordinierung
zur Verfügung. Diese Personalstelle wird bereits für die Ausarbeitung der
Wahlordnung und Satzung eingerichtet, sowie zur Vorbereitung der ersten Wahl.
d. Die Wahl zum Jugendparlament wird als Online-Wahl durchgeführt.
e. Das aktive Wahlrecht beginnt mit dem Eintritt in die Grundschule. Wählbar sind
Kinder und Jugendliche ab vollendetem 12. Lebensjahr.
2. Die Stadtverwaltung erarbeitet bis zum 1. Quartal 2020 unter Einbindung des Kinderund Jugendrates und des Stadtschülerrates eine Satzung und eine Wahlordnung für das
Jugendparlament.
3. Das Jugendparlament soll im 4. Quartal 2020 in einer konstituierenden Sitzung die Arbeit
aufnehmen.
4. Mit dem Jugendparlament wird ein Gremium geschaffen, dass die Möglichkeit hat, auf
kinder- und jugendrelevante Themen in der Stadt Halle nachhaltig einzuwirken
Und Herr Alexander Raue als ehemaliges CDU Mitglied, auch die „christliche“ Glaubwürdigkeit gegen das blaue Parteibuch 2014 eingetauscht?
Zitat:
“Sie sollen nicht irgendwo sitzen und Politiker spielen.”
Richtig Herr Raue, sie sollen nicht irgendwo sitzen und Politiker spielen, sondern im Bundestag!
https://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2024/pm-241007-jugend-und-parlament-2024-1022502
Das hätte Ihnen ganz sicher auch nicht in Ihrer ersten Lebenshälfte geschadet, wie man das an Ihrer mittelalterlichen Argumentation nun in der zweiten Hälfte deutlich erkennen kann!
Wenn unser Stadtrat wirklich Zukunft gestalten will, sollte er endlich seine Vergangenheit (nicht umgesetzte Stadtratsbeschlüsse) aufräumen!
Sonst ist und bleibt er ganz sicher das Problem für die schleppende Entwicklung unserer Stadt, und nicht die Lösung!
Es gibt 4 Stadträtinnen und Stadträte unter 30. Tim Kehrwieder, Michelle Brasche, Ferdinand Raabe, Friedemann Raabe.