In Sachsen-Anhalt gibt es immer weniger sozialversicherungspflichtig beschäftigte Auszubildende: Das zeigt eine Datenanalyse der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. So ist die Zahl der Auszubildenden zwischen Ende 2012 und Ende 2017 von 34.274 auf 29.925 zurückgegangen. Ein Minus von fast 13 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit ging die Zahl der Auszubildenden im gleichen Zeitraum um knapp 3 Prozent zurück. „Wir sehen hier zum einen demografische Faktoren, den Strukturwandel aber auch den Trend zum höheren Bildungsabschluss als Ursache“, erklärte der Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, Kay Senius.
Zahl der weiblichen Azubis sinkt stärker als die der männlichen
Besonders deutlich ist dabei der Rückgang bei den weiblichen Auszubildenden. In Sachsen-Anhalt ging ihre Zahl zwischen Ende 2012 und Ende 2017 um fast 18 Prozent zurück, während die Zahl der männlichen Auszubildenden im gleichen Zeitraum nur um rund 9 Prozent sank. Auch bundesweit sank die Zahl der weiblichen Auszubildenden deutlicher als die der männlichen. Der Grund: „Immer mehr junge Frauen machen einen höheren Bildungsabschluss. Sie versprechen sich dadurch verbesserte Karrierechancen und kehren den klassischen weiblichen Ausbildungsberufen in geringer entlohnten Branchen – etwa im Dienstleistungssektor – den Rücken. Viele machen dann lieber eine schulische Ausbildung, eine Beamtenausbildung oder starten ein Hochschulstudium“, erklärte Kay Senius. Auch bei den Männern gebe es einen deutlicheren Trend zum höheren Schulabschluss. Die Zahl der männlichen Auszubildenden sinke aber im Wesentlichen aus drei Gründen weniger stark als die der weiblichen: So wird der demografisch bedingte Rückgang bei den jungen Männern stärker durch Zuwanderung kompensiert. Denn ein Großteil der Azubis mit Migrationshintergrund sind Männer. Dazu kommt: Männliche Abiturienten, die im Schnitt nicht so gute Abiturnoten erzielen wie junge Frauen ziehen verstärkt eine Berufsausbildung in Betracht. Ein weiterer Grund: Bei Männern sind die Studienabbrecherquoten höher. „In zunehmendem Maße fangen diese Studienabbrecher eine Ausbildung an. Sie sind ein ganz wichtiges Potential für die Ausbildung in Unternehmen, um das wir uns verstärkt kümmern“, erklärte Senius.
Senius: „Es muss nicht immer ein Studium sein“
Senius betonte: „Es muss nicht immer ein Studium sein! Für viele junge Menschen ist die Ausbildung die bessere Wahl. Denn auch mit einer betrieblichen Ausbildung stehen viele Wege und gute Karrieremöglichkeiten offen!“
Weniger Deutsche und mehr ausländische Azubis in Sachsen-Anhalt
Nicht nur bei den Geschlechtern gibt es unterschiedliche Trends, auch bei der Herkunft der Auszubildenden. Denn wenn man genau hinschaut, betrifft der Rückgang der Auszubildendenzahlen nur Deutsche: Ihre Zahl ging zwischen 2012 und 2017 von 33.991 auf 28.931 um fast 15 Prozent zurück, während die Zahl der ausländischen Azubis im gleichen Zeitraum von 276 auf 991 gestiegen ist. 304 Auszubildende mit ausländischem Pass kommen aus sogenannten Asylzugangsländern. „Die Einwanderung nach Deutschland zeigt sich auch auf dem Ausbildungsmarkt. Dazu kommt, dass Unternehmen auch gezielt im Ausland Auszubildende zu rekrutieren, um damit perspektivisch ihren Fachkräftebedarf decken zu können. Das machen sie sowohl in EU-Ländern als auch in Drittstaaten. Immer mehr Unternehmen geben auch jungen Geflüchteten eine Chance. Dieser Trend wird sich in Zukunft verstärken“, sagte Kay Senius.
Rückgang in den unterschiedlichen Branchen: Neben Demografie wirkt sich auch Digitalisierung und Konjunktur auf dem Ausbildungsmarkt aus
Die verschiedenen Wirtschaftszweige in Sachsen-Anhalt sind von dem Azubi-Rückgang unterschiedlich betroffen. Besonders stark ist der Rückgang der Auszubildenden zum Beispiel bei „Finanz und Versicherungsdienstleistungen“ mit einem Minus von rund 38 Prozent. Positiv entwickelte sich die Zahl der Auszubildenden mit einem Plus von fast 27 Prozent etwa im Bereich „Logistik und Lagerei“, bei der „Information und Kommunikation“ mit einem Plus von fast 12 Prozent und auch auf dem Bau. Dort lag der Zuwachs der Azubizahlen bei rund 9 Prozent. „Der Trend spiegelt den demografischen, den strukturellen und den konjunkturellen Wandel. So zeigen sich etwa die Auswirkungen der Digitalisierung. Bei den Banken und Versicherungen sind die Automatisierungsprozesse weit fortgeschritten. Das wirkt sich auch auf die Azubizahlen aus. Der Bereich Lager-Logistik hat in Sachsen-Anhalt zugelegt, weil das Logistik-Geschäft durch den Online-Handel mehr Bedeutung gewinnt. Gleiches gilt für den Kommunikations- und IT-Bereich. Auf dem Bau führt die Konjunktur und der „Bau-Boom“ zu einer stärkeren Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. Die tarifliche Bezahlung hat sich verbessert. Zudem ist hier noch immer „Manpower“ gefragt, weil viele Arbeiten eben nicht von Computern oder Automatisierungsprozessen geleistet werden können“, sagte Kay Senius.
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