Irritation im Finanzausschuss um einen neuen Sicherheitsvertrag beim Haus der Wohnhilfe: warum kommt die Stadtverwaltung erst so spät

Im Böllberger Weg 186, am südlichen Rand von Halle (Saale), steht das Haus der Wohnhilfe. Es ist ein Ort für Menschen in existenziellen Notlagen – für Obdachlose ebenso wie für Familien, die plötzlich ihre Wohnung verloren haben, etwa durch Mietschulden oder Brände. Hier finden sie kurzfristig Schutz, ein Dach über dem Kopf und Unterstützung durch städtische Sozialarbeiter. Doch aktuell steht weniger die soziale Arbeit als vielmehr ein Sicherheitsvertrag im Fokus.
Im Finanzausschuss der Stadt sorgte am Dienstag eine Beschlussvorlage der Stadtverwaltung für Aufsehen: 156.000 Euro sollen für einen neuen Vertrag mit einem Sicherheitsdienst bereitgestellt werden – gültig ab dem 1. Mai 2025. Zwar wurde die Vorlage letztlich angenommen, doch Fragen bleiben.
Zu kurzfristig?
Denn: Der bisherige Vertrag endet zum 30. April – seit Langem bekannt. Warum die Stadt nun erst knapp zwei Wochen vor Ablauf mit dem neuen Vertrag an den Ausschuss tritt, blieb im Gremium unbeantwortet. Eine schriftliche Stellungnahme an die Stadträte wurde angekündigt, konkrete Antworten gibt es bislang nicht. Einige Ausschussmitglieder äußerten deutliche Irritationen über das Vorgehen und die Kurzfristigkeit.
Pflichtaufgabe mit Herausforderungen
Die Stadt Halle betont in ihrer Beschlussvorlage, dass es sich bei der Unterbringung wohnungsloser Menschen um eine gesetzlich verankerte Pflichtaufgabe handelt – basierend auf § 67 SGB XII und § 13 des Gesetzes über die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landes Sachsen-Anhalt (SOG LSA). Das Haus der Wohnhilfe bietet dafür 181 Plätze. Die dort untergebrachten Menschen stammen aus verschiedenen Lebenssituationen – manche frisch auf der Straße, andere durch persönliche oder gesundheitliche Krisen aus der Bahn geworfen.
Gerade diese Vielfalt, so die Stadt, führe immer wieder zu Spannungen und Konflikten. Deshalb sei ein professioneller Sicherheitsdienst unerlässlich. Dessen Aufgaben reichen vom Schutz der Einrichtung vor unbefugtem Zutritt über Deeskalation in Konfliktsituationen bis hin zur Einleitung von Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Eskalationen und Eingriffe
Die Notwendigkeit des Sicherheitsdienstes wird mit konkreten Vorfällen unterstrichen. Im Oktober 2023 wurde ein Bewohner mit schweren Verletzungen im Gemeinschaftsraum aufgefunden und verstarb. In mehreren Fällen – im August, September und Dezember 2024 – verhinderte der Sicherheitsdienst Eskalationen, etwa durch aggressives Verhalten oder das Einschleusen verbotener Substanzen. Auch außerhalb der regulären Dienstzeiten – nachts, an Wochenenden und Feiertagen – übernehmen die Sicherheitskräfte die Erstaufnahme von Hilfesuchenden.
Soziale Dimension bleibt im Schatten
Trotz der sicherheitsbezogenen Herausforderungen darf nicht vergessen werden, dass das Haus der Wohnhilfe in erster Linie ein Ort der sozialen Fürsorge ist. Die städtischen Mitarbeiter begleiten Bewohner auf dem Weg zurück in ein geregeltes Leben, helfen bei der Wohnungssuche, beim Umgang mit Behörden und bei der Aufarbeitung persönlicher Krisen.
Die aktuelle Debatte zeigt jedoch: Sobald es ums Geld geht, steht oft weniger der Mensch als vielmehr die Bürokratie im Mittelpunkt. Die offene Frage, warum der neue Vertrag so spät eingebracht wurde, wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die Verwaltungspraxis, sondern lenkt auch ab vom eigentlichen Ziel des Hauses – Hilfe in der Not.
Wie es weitergeht
In den kommenden Tagen sollen die Stadträte eine schriftliche Information erhalten. Ob diese die Irritationen ausräumen kann, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Herausforderungen in der Wohnungslosenhilfe wachsen – und Transparenz und Planungssicherheit sind für deren Bewältigung genauso notwendig wie der Schutz durch Sicherheitsdienste.
Das nenne ich mal einen guten, investigativen Nachrichtenartikel. 🙂 Mehr davon statt unkommentierter Wiedergabe tendenziöser Pressemitteilungen irgendwelcher dubioser Vereine.
Fordern kannst du.
Wie wäre es mal mit leisten?
Das wäre doch noch unter der Amtszeit von Herrn Geier notwendig gewesen.
Der hatte aber mit hübschen Fotos alle Hände voll zu tun.
Ein Filz diese Stadtverwaltung
Deshalb sollte bei der Stadtverwaltung auch dringend das Leistungsprinzip eingeführt und die Personalstruktur verschlankt werden.
Die Aufgaben des Sicherheitsdienstes ließen sich auch problemlos und kostenfrei nach einer kurzen Einarbeitung von Bürgergeldempfängern ausführen, die damit wieder einer sinnvollen und interessanten Tätigkeit nachgehen.
Die Probleme wären damit kreativ, unbürokratisch und proaktiv gelöst. 👍
Da ist nix mit kurzer Einarbeitung, da wird Qualifikation nach §34a mindestens gefordert und danach nach Tarif Sicherheit bezahlt. Könntest du alles wissen..
Du musst einfach der Pauli sein. Solch hanebüchenen und menschenverachtenden Blödsinn können nicht zwei Menschen gleichzeitig denken.
Sie verstehen überhaupt nichts, null, von Sicherheit, Sicherheitsdiensten , gesetzlichen Voraussetzungen, der konkreten psychlogischen Situation, sowohl räumlich als auch personell dort und in ähnlichen Einrichtungen. Ich wette dass sie spätestens nach dem dritten Tag als Ordnungs- und Sicherheitskraftdort schreiend davonlaufen würden. Ungeschultes, und uneingewiesenes Personal dort undxsie haben dort bald Situationen die sowohl für die BewohnerInnen und auch die Sicherheitskräfte lebensgefährlich werden können und nur noch durch konzentrierten Polizeieinsatz beruhigtvwerden können. Wenn sie sonschlsu sind machen sie doch dort einmal ein Praktikum und machen sie die Schulungen etc. mit. Dann reden sie anders.
Sicherheitsdienst ist notwendig, auf jeden Fall. Ich finde es aber nicht in Ordnung, daß die Securityleute teilweise die Erstaufnahme machen müssen. Dafür sind sie nicht ausgebildet und das ist nicht ihre Aufgabe. Nur mal zum Vergleich: In der Klosterstraße sind auch rund um die Uhr Pädagogen vor Ort, da ist es ja wohl zumutbar in der Wohnhilfe wenigstens eine Rufbereitschaft für die Sozialarbeiter einzurichten.
Warum sollen die Sicherheitsleute die Aufnahme in die Notaufnahme nicht machen sollen?
Die nehmen die Daten der Person(en) auf, weisen denen ein Bett zu.
Am Werktag drauf gehts zu den städtischen Mitarbeitern.
Alternativ setzen wir einen Mitarbeiter Soziales 24/7 ins Büro mit Tarif S12 hin?
„Der bisherige Vertrag endet zum 30. April – seit Langem bekannt.“ Dann sollte man jetzt nicht so überrascht und empört tun 🙁 Das ist dann auch dem Finanzausschuss und den Stadträten bekannt. Ein neuer Vertrag hätte schon unter Geier eingerührt werden müssen. Der OB ist erst ein paar Tage im Amt und kann nicht jeden einzelnen Vertrag kennen. Na gut, auch die Stadträte werden nicht jeden Vertrag auf dem Schirm haben, das gebe ich gern zu. Aber die Finanzer der Stadt sollten den Überblick haben. Außerdem scheint es ja nur ein Wechsel der Security-Firma zu sein, die Kosten waren ja bisher auch da. Also kein Grund für dramatische Empörung…
Man tut nicht so überrascht und empört.