Streik der Erzieher in Halle: Wertschätzung und Weiterbildungen gefordert
Am Donnerstag haben die Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebs Kita in Halle (Saale) gestreikt. Ab dem Mittag haben sie ihre Einrichtung zugelassen. Bei den Protesten geht es nicht vordergründig um Geld, sondern vor allem um die Wertschätzung der Arbeit. Bei einer Podiumsdiskussion haben sie ihre Wünsche geäußert.
Beklagt wurde unter anderem. dass kaum Weiterbildungen möglich sind. “Wer sich nicht weiterbilden kann, dem wird Grundrecht genommen”, sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Sachsen-Anhalt, Andreas Silbersack. Es habe ihn schon den den vergangenen Jahren genervt, dass in anderen Bundesländern die Rahmenbedingungen besser seien, so Silbersack. Zudem sollten Eltern stärker eingebunden werden. “Die können nicht ihren Mist, den sie zuhause haben, in der Kita abladen und Tür zu.” Selbst Vaters eines Sohnes mit Down-Syndrom ging Silbersack auch auf das Thema Inklusion ein. Die Kita-Zeit habe ihn sehr geprägt, aus diesem Grund sei die Inklusion ein wichtiger Bestandteil der Wertschätzung. Zum Fachkräftemangel in der Kita-Betreuung sagte er, wer diesen negiere, habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Das zeige sich aber auch in anderen Branchen. So gebe es auf die 10.000 Ausbildungsplätze in ganz Sachsen-Anhalt nur 7.000 Bewerber.
Monika Hohmann (Die Linke) forderte, den Erzieherberuf als direkten Beruf anzuerkennen. Problem sei auch, dass die Erzieher zu 80 Prozent im Land in Teilzeit arbeiten. Hohmann forderte einen besseren Personalschlüssel, wie es ihn beispielsweise in Niedersachsen gebe. “Wir müssen dafür sorgen dass die, die hier ausgebildet werden, auch hier bleiben”, sagte sie mit Blick auf die Tatsache, dass viele ausgebildete Erzieher danach in den “Westen” gehen, weil dort Bezahlung und Arbeitsbedingungen besser seien.
“Überall weht ein Sturm von Unzufriedenheit”, sagte Niklas Chapman, Leiter der Kita „Stadtzwerge“. Für seine 11 Mitarbeiter stehen ihm im Jahr gerade einmal 450 Euro Weiterbildungskosten bereit.
Die Sozialpolitiker müssten sich gegen ihre Finanzpolitiker durchsetzen, sagte der Grünen-Vorsitzende Dennis Helmich. Ein Unding sei es, dass es keine reale Chance auf Weiterbildungen gebe. Die verschiedenen Krisensituationen dürften nicht dafür genutzt werden, Einsparungen im Sozialsystem vorzunehmen. Doch genau das passiere schon, sagte Elke Asago von ver.di, die selbst 10 Jahre als Kita.-Leiterin tätig war. “Als hätte man darauf gewartet.” Die Pandemie sei zum Anlass genommen worden, um fachfremdes Personal statt Fachkräften einzusetzen. Sie forderte zudem für die Ausbildung eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis. Eine richtige Ausbildereignungsprüfung sei zudem nötig. Über viele Jahre hinweg sei viel versäumt worden, auch in Bezug auf den Ausbau der Plätze. “Man kann ja keinen Ausbau betreiben, wenn man gar nicht die Fachkräfte hat”, sagte sie. “Wir müssen uns gar nicht wundern, dass die PISA-Ergebisse so schlecht sind wenn, wir gar keine Zeit haben uns um die Kinder zu kümmern.”
Mitte Mai gehen die Tarifverhandlungen weiter. Gibt es kein Ergebnis, drohen weitere Streiks.
“Wir solidarisieren uns mit den Streikenden im Sozial- und Erziehungsdienst und unterstützen die Forderungen der Gewerkschaft ver.di nach einer Verbesserung der Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. In diesem Sinne werden wir einen Antrag in den Stadtrat einbringen”, heißt es vom Stadtverband Die Linke. “Die Beschäftigten in den Schulhorten und den Kindertagesstätten haben in der Pandemie unter extrem erschwerten Bedingungen arbeiten müssen und trotzdem Enormes geleistet. Das muss entsprechend honoriert werden. Darüber hinaus müssen wir dem Fachkräftemangel im Sozialbereich endlich begegnen und das geht nicht über Marketing oder allgemeine Appelle, sondern nur darüber, den Beruf über eine bessere finanzielle Vergütung attraktiver zu machen. Von einem erfolgreichen Tarifabschluss profitieren letztendlich alle, die die Betreuungsangebote nutzen. Der Sozial- und Erziehungsdienst gehört zu den zentralen Säulen der öffentlichen Daseinsvorsorge, weshalb das Land Sachsen-Anhalt alle anfallenden Mehrkosten nach einem erfolgreichen Tarifabschluss übernehmen muss.”
Unterstützung kommt auch von der MLPD. “Wir erleben derzeit einerseits eine seit 1945 nie dagegwesene Weltkriegsgefahr und im ganzen Land eine Weltwirtschafts,-Finanz,- und ja, auch immer noch eine Gesundheitskrise mit Covid 19, deren Ende auf Grund der unverantwortlichen Politik der Regierung, nicht abzusehen ist. Dazu nun eine in unserer Region so noch nie da gewesene Inflation von real 15%. Die Bundes-und Landesregierung erweist sich immer offensichtlicher als Dienstleister der Monopole, der Kapitalisten denen sie 100 Milliarden EUR in den Rachen wirft die aus uns, den Arbeitern, Angestellten und einfachen Leute heraus gepresst werden sollen. Dagegen müssen wir uns gemeinsam wehren und Euer Streik ist das richtige Signal, genau die Sprache, welche die „hohen“ Damen und Herren in Politik und Wirtschaft verstehen und fürchten”, sagt MLPD-Sprecher Frank Oettler. “Viele Genossinnen und Genossen der MLPD sind selbst Mitglieder in Gewerkschaften, ich selbst bin in ver.di in der HAVAG aktiv. Machen wir aus unseren Gewerkschaften echte Kampforganisation. Gemeinsam können wir unsere Forderungen durchsetzen, wenn wir unsere ganze Kampfkraft zum Einsatz bringen. Ich bin mir sicher, das viele Menschen in Halle, auch viele Eltern der Kita und Hort Kinder, auf unserer Seite stehen. Kapitalismus, das ist Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. Kapitalismus, dass ist auch Krisen, Inflation, Kriege, Weltkriegsgefahr, gigantische Umweltzerstörung und Leid und Tod in bisher für uns immer noch kaum vorstellbaren Ausmaß. Aber all dieses Dinge rücken sichtbar und spürbar näher. Es gibt eine echte Alternative zum Kapitalismus. Echter Sozialismus! Wo wir Arbeiter, Angestellte und einfachen Leute wirklich die Macht ausüben, wo es für die breite Masse der Bevölkerung, für die Mehrheit der Menschen Demokratie und Freiheiten geben wird, wo anfangs lediglich noch die kleine Minderheit von den dann ehemaligen Ausbeutern, Unterdrückern und ihren Dienstleistern aus Politik und Wirtschaft unterdrückt werden muss bis auch sie begriffen haben, dass sich niemand auf Kosten der Arbeit von anderen Menschen mästen darf. Dann steht das Wohl aller Menschen und ihr Leben im Einklang mit der Natur im Mittelpunkt und nicht wie heute, die Profite einer handvoll Großaktionäre, die dicken Gehälter der Karrieristen und die fetten Einkommen, Diäten der ihnen dienenden bürgerliche Politiker.”
Abgesehen von den Lockdowns und der Energieknappheit, sind Lohnerhöhungen jetzt total schlecht in einer Inflation, bei der der Leitzins einfach nicht erhöht werden will und der Euro total abgewertet wird.
Aha. Sure. Verzichte mal bitte auf die Hälfte deines Gehalts. Ist eh nix wert. Fürs Team 😀
Auf die Unterstützung der MLPD- Sekte kann Mensch ganz gut verzichten.
Wertschätzung gibt’s für die, die mit Kindern arbeiten überhaupt nicht mehr
Für wen gibt’s denn noch Wertschätzung? Für Polizisten gibt’s keine und sogar Rettungssanitäter werden angegriffen. Soll deswegen jeder überzogene Gehaltsforderungen stellen?
Bitte den Artikel lesen. Und dabei den Mist der MLDP ignorieren.
Den Erziehern geht es hauptsächlich um Arbeitsbedingungen.
Aber auch Löhne müssen so sein, dass man leben kann. Wenn nicht wirkt sich das auch direkt auf den Umgang von Erziehern mit den Kindern aus. Existenzangst wirkt sich nie positiv aus.
Was wollen die denn noch?
Sie wollen z.B. Freizeitausgleich wenn sie so überlastet sind, weil viele Kollegen krank sind. Dass sie dann noch mehr belastet sind, weil noch mehr Kollegen fehlen, die dann im Freizeitausgleich sind, wurde dabei anscheinend nicht bedacht. Und natürlich möchten sie mehr Geld. Abgesehen von der Tariferhöhung die am 1. April 2022 für den kompletten öffentlichen Dienst der Kommunen galt, möchten Sie extra nochmal mehr. Obwohl sie bereits seit 2009 bis zu 62% mehr Geld erhalten haben.