Firmen sind pessimistisch – Konjunktur in Mitteldeutschland bricht ein: Index nur noch halb so hoch wie im Herbst
Die erhoffte Erholung der mitteldeutschen Wirtschaft nach Ende der vierten Corona-Welle ist abgebrochen. Das zeigt die gemeinsame Konjunkturumfrage der Handwerkskammern sowie der Industrie- und Handelskammern (IHKs) aus Leipzig und Halle (Saale), die für insgesamt 145.000 Unternehmen in der Region stehen. Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der IHK Halle-Dessau, und Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, stellen die Ergebnisse in Halle (Saale) vor. Demnach ist der Konjunkturklimaindex für Mitteldeutschland im Frühjahr 2022 deutlich auf jetzt 32,1 Punkte gesunken. Dieser Wert berücksichtigt, wie die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage sowie ihre Zukunftsaussichten einschätzen. Zum Vergleich: Im vergangenen Herbst hatte der Indexwert noch fast doppelt so hoch gelegen.
„Zwar bewerten viele mitteldeutsche Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage durchaus gut“, erklärt IHK-Präsident Prof. Keitel. Aber hohe Energiepreise und knappe Grundstoffe drücken auf die Stimmung, der Blick nach vorn sei pessimistisch. „Putins Krieg und die damit verbundenen Sanktionen würgen die Erholung der mitteldeutschen Wirtschaft ab“, so Prof. Keitel. Insbesondere in der Industrie – traditionell der Konjunkturmotor – hätten sich die Geschäftserwartungen drastisch verschlechtert. Handwerkskammer-Präsident Forßbohm ergänzt: „Auch im Handwerk ist die Stimmung verhalten: Ungeachtet aller Gegenmaßnahmen steigt die Belastung der Betriebe an.“
Rohstoffmangel, Energiepreise und die daraus folgende Inflation drückten einige Konjunkturindikatoren nach unten, berichten die beiden Präsidenten: So schätzen etwa die Exportunternehmen ihre Perspektive im Frühjahr deutlich schlechter ein als noch vor Jahresfrist. Immerhin erlöste das verarbeitende Gewerbe in Mitteldeutschland 2021 jeden dritten Euro im Außenhandel. Auch bei der Planung für langfristige Investitionen sind viele Unternehmen über alle Branchen hinweg vorsichtiger als zuvor. „Der Investitionsindex ist zwar rückläufig, dreht aber immerhin nicht ins Minus – das heißt: Die langfristigen Investitionen werden nicht abgeblasen, eine Resthoffnung bleibt“, kommentiert Präsident Prof. Keitel. Auf ein erfreuliches Zeichen verweist Präsident Forßbohm, die Personalnachfrage: „In den kommenden Monaten planen wieder mehr Unternehmen, Beschäftigte einzustellen – das sah vor einem Jahr noch ganz anders aus. Hoffentlich werden sie auch fündig!“
Gewerbliche Kammern mahnen wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen an
Die Konjunktur in Mitteldeutschland ist ins Straucheln geraten. Um dem Abwärtstrend aktiv entgegenzuwirken, fordern die Wirtschaftskammern konkrete wirtschaftspolitische Impulse:
Fachkräftegewinnung – Daueraufgabe unserer Gesellschaft!
Handwerkskammer-Präsident Forßbohm betont: „Die duale Berufsausbildung ist die Basis für die Fachkräfte der Zukunft und muss daher mehr gesellschaftliche Wertschätzung erfahren. Kontinuierliche berufliche Weiterbildung ist in allen Branchen unerlässlich, dafür brauchen besonders kleine und mittlere Unternehmen staatliche Unterstützung. Und nicht zuletzt muss mehr qualifizierte Zuwanderung von Fachkräften zeitnah, praxisorientiert und unbürokratisch organisiert werden.“
Wettbewerbsfähige Energiepreise sichern!
IHK-Präsident Prof. Keitel stellt fest: „Der hohe Strompreis stellt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft in Frage. Tabus und Denkverbote darf es deshalb bei den Gegenmaßnahmen nicht geben, das heißt konkret: Die Belastung der Energiepreise durch Steuern und Umlagen senken und bürokratische Hürden für den Ausbau erneuerbarer Energien abbauen!“
Strukturwandel ermöglichen!
Die Wirtschaftskammern mahnen überdies eine veränderte Strategie beim Strukturwandel an. Prof. Keitel: „Die Förderung auf öffentliche Infrastrukturinvestitionen zu beschränken, ist wenig zielführend. Nachhaltige Wertschöpfung und langfristiges Wachstum werden nur durch neue oder wachsende Unternehmen geschaffen – und diese brauchen auch direkte Zuschüsse, etwa für Innovationen.“
Investieren und konsolidieren: Solide Finanzen als Standortfaktor
Die coronabedingten Defizite in den öffentlichen Kassen sollten nach Ansicht der Unternehmensvertreter zielgerichtet konsolidiert werden. Präsident Forßbohm hält fest: „Auch der Staat muss Prioritäten setzen. Dazu zählen Bildung, digitale Infrastruktur und sichere Energieversorgung.“ Zudem erwarten wir, dass der allgemeine Stellenaufwuchs im öffentlichen Dienst endet!
Da werden sich die GAMMLER aber freuen wen sie nich mehr so viel arbaiten müssen ! 👎
Tja, die ersten Auswirkungen der von der Regierung angekündigten „Transformation “ werden langsam spürbar.
Deine Stütze ist sicher.
Ach nee, jetzt muss kein Gas und kein Öl mehr von den Russen gibt muss ja die Produktion einbrechen, aber das könnte ja die Politik nicht vorhersehen wie denn auch, wenn das nicht einmal die Berater wissen
Tja, Deutschland schafft sich mit den Sanktionen ja wohl selbst ab. Prognose von 2% Wachstum in diesem Jahr bei erwarteten 8% Inflation dürfte am Ende ja wohl ein deutliches Sinken der Wirtschaftsleistung bedeuten. Mit allem was dazu gehört, steigender Arbeitslosigkeit, Verarmung, sinkende Sozialleistungen usw. Habe aber weder BWL oder VWL studiert, sondern nur Technik. Wenn mich also ein Fachmann verbessern kann, gern…
Ich bin auch kein Experte, aber ich glaube, dass das Thema etwas komplexer ist, als es nur auf die Sanktionen zu schieben – aber es lässt sich für die Meisten natürlich besser verkaufen, wenn man sagt „Sanktionen sind Schuld … Ukraine Schuld, Russland ist der Gute“ damit man in den Köpfen der Kleingeister dieses Bild und die Täter-Opfer-Umkehr pflanzen kann, dass wenn wir uns in Abhängigkeit Russlands begeben, es nur wieder besser werden kann. Man darf nicht vergessen, dass im russischen Fernsehen auch offen über einen Angriff auf Deutschland und NATO-Partner schwadroniert wird.
Ich bin absolut nicht für eine Abhängigkeit von irgendjemandem. Ist immer gut, wenn man sich bei den Lieferanten breiter aufstellt. Das müssen aber in unserem Wirtschaftssystem die Unternehmen entscheiden. In unserem rohstoffarmen Land mit einer exportorientierten Wirtschaft wird gerade der umfangreichste und preiswerteste Lieferant vieler Rohstoffe und Energieträger aus politischen Gründen vom Markt gedrängt. Und das nicht erst seit Beginn des Ukraine-Krieges sonder explizit mit dem Amtsantritt der grünen Minister Habeck und Baerbock. Das Zerschlagen von NordStream 2 war deren politisches Ziel.