Kundgebung zum „Trans* Day of Visibility“ fand in Halle statt – Bar stört Versammlung mit Musikbeschallung

Im Rahmen des weltweiten Trans* Day of Visibility, der Tag für die Sichtbarkeit von trans* Personen, gab es am Donnerstag eine Kundgebung in Halle (Saale). Trans* Personen sind Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht übereinstimmt. Am Rande gab es noch Ärger um eine benachbarte Bar, die einen Lautsprecher in ein Fenster gestellt hat und die Demonstration mit Musik beschallte, um sie zu stören.

„Über uns wird ständig in den Medien diskutiert und wir werden problematisiert. Aber wir sind unter euch, leben mit euch. Wir sind keine abstrakten Probleme, sondern konkrete Menschen mit konkreten Forderungen. Wir sind da und wir wollen den 31. März zu unserem Tag machen und uns in unserer Vielfalt und Schönheit zeigen“ sagt Fenja Legrad Organisator*in des Trans* Day of Visibility in Halle. 

Gefordert werden: bessere Bedingungen für trans* Personen mit Fluchterfahrung, besserer Zugang zu medizinischer Versorgung, eine Entstigmatisierung von trans* Kindern und Jugendlichen, eine Abschaffung des Transsexuellengesetzes, Bildungsprogramme für geschlechtliche Vielfalt, flächendeckende Einführung von barrierefreien Unigender Toiletten, Schutz für trans* Gefangene und Gerechtigkeit für trans* Sexarbeiter*innen sowie eine polizeiunabhängige Erfassung von Trans*feindlichkeit. 

In einem Redebeitrag wurde Trans als Asylgrund gefordert. So hätten im Zuge des Putin-Angriffs auf die Ukraine Transpersonen Probleme, über die Grenzen zu kommen. Transfeminine Personen mit männlicher Passgeschlechtszuschreibung die Ukraine nicht verlassen, weil sie zum Militärdienst zwangsverpflichtet werden. Gefordert wird der sofortige Zugang zu Krankenversorgung für Transmenschen mit Fluchterfahrung. Es brauche für diese Menschen sichere Orte nach ihrer Flucht. 

Die Medizin müsse auf alle Körper ausgerichtet werden. Eine Entstigmatisierung von Transkindern und -jugendlichen sei nötig.  “Transsein ist keine Frage des Alters”, hieß es im Redebeitrag. “Es gibt uns in allen Altersklassen und allen sozialen Schichten.” Transkindern müsse eine soziale Transition und Jugendlichen der Zugang zu Pubertätsblockern ermöglicht werden. “Diese Maßnahmen müssen auch gegen den Willen von Erziehungsberechtigten einklagbar sein.”

“Wir als Transpersonen erleben vielfältige Diskriminierungen”, lautete es in einem weiteren Redebeitrag. Man wolle für eine befreite Gesellschaft ohne Ausgrenzung kämpfen. “Wir erfahren nicht nur Diskriminierung, wir wehren uns auch gegen diese.” Es gebe Dinge, die man als Transpersonen füreinander tun könne wie die gegenseitige Begleitung von Transitionen, auch könne man gemeinsam zu Ärzten gehen oder Tipps geben, wie Transmenschen in der cis-normativen Welt zurecht kommen. CIS-Menschen könne man mitteilen, was Transmenschen brauchen. 

Zu Wort kam auch die Initiative „Call Me By My Name“ von trans* Studierenden der Martin-Luther-Universität. Diese kritisierte trotz anderslautender Selbsterklärungen der Uni eine Transfeindlichkeit mit “cis-heteronormativen Leitbild”. So würden Transmenschen von den Hochschulenwahlen ausgeschlossen, wenn sie nicht mit ihren “Deadname” auf den Wahlzetteln erscheinen wollen. Man werde beinahe tagtäglich werden gedeadnamed oder falsch angesprochen. Namensänderungen seien an der Uni erst möglich nach Beginn der offiziellen Personenstands- und Namensänderung, dabei sei die Umsetzung kein Problem, immerhin gibt es zu jedem Studierenden Matrikelnummern. Rechtlich und juristisch sei es möglich, etliche Uni setzen dies schon um.

„In der Ukraine werden transfeminine Personen mit männlichen Passgeschlecht zum Militärdienst eingezogen! Sie kommen mit einem Pass, der nicht ihrer Identität entspricht, nicht oder nur schwer über die Grenze und sind auf der Flucht vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt. Wir fordern deshalb eine Ende aller militärischen Zwangsdienste weltweit, ein Angebot an sicheren Orten für trans* Geflüchtete und einen sofortigen Zugang zu sämtlicher medizinischer Versorgung“ sagt Alex Müller, eine Person die den Trans* Day of Visibility in Halle mit organisiert.