Leipziger Autoratismusstudie: 31% der Ostdeutschen ausländerfeindlich, fast 50 Prozent wollen Zuwanderungsverbot für Muslime, jeder 5. will eine Diktatur
Die Zufriedenheit der Bürger mit der Demokratie in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren gestiegen, die rechtsextremen Einstellungen sind zum Teil deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig angestiegen und weit verbreitet ist der Hass auf Migranten, Frauen, Muslime und andere Gruppen in Deutschland. Zudem lassen sich in Folge der Pandemie verstärkte Wünsche nach Autorität feststellen. Das sind zentrale Ergebnisse der repräsentativen „Leipziger Autoritarismus-Studie“. Prof. Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Elmar Brähler vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig präsentierten die Studienergebnisse heute (9. November) in der Bundespressekonferenz in Berlin. Die Studie, in der auch Einstellungen zu politischen Entscheidungen im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie und den Krieg gegen die Ukraine thematisiert werden, entstand in Kooperation mit der Heinrich-Böll- und der Otto Brenner Stiftung.
Laut Studie zeigen nur noch 2 Prozent der Ostdeutschen ein geschlossenes, rechtsextremes Weltbild. 2020 waren es noch rund 10 Prozent. „Die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen nimmt nicht nur im gesamten Bundesgebiet ab, sondern insbesondere in Ostdeutschland. Das ist eine gute Nachricht, aber nur das halbe Bild“, sagt Studienleiter Professor Oliver Decker. „Während Elemente einer Neo-NS-Ideologie seltener sind, haben die Ressentiments gegen jene, die als ‚anders‘ empfunden werden, sogar zugenommen“, ergänzt der zweite Studienleiter Professor Elmar Brähler. Der Prozentsatz der laut Studie „manifest ausländerfeindlich Eingestellten“ ist im Vergleich zu 2020 in Ostdeutschland von 27,8 Prozent auf 31 Prozent gestiegen, während sie in Westdeutschland von 13,7 Prozent auf 12,6 Prozent gesunken ist. 40 Prozent der Ostdeutschen geben an, Deutschland sei aus ihrer Sicht „durch die vielen Ausländer überfremdet“, auch 23 Prozent der Westdeutschen stimmen dieser Aussage zu.
Der Anteil der Menschen, die mit der verfassungsmäßigen Demokratie zufrieden sind, steigt in Ostdeutschland von 65 Prozent auf 90 Prozent, bundesweit erfährt sie zu 82 Prozent Zustimmung. „Im Vergleich mit autoritären Systemen gewinnt die Staatsform Demokratie an Attraktivität“, kommentiert Oliver Decker diesen Wert. Aber: Nur gerade die Hälfte der Befragten ist mit der demokratischen Alltagspraxis einverstanden. Die hohe Zufriedenheit mit der Staatsform geht offenbar mit dem Gefühl einher, dennoch keinen politischen Einfluss haben.
Aus Sicht der beiden Wissenschaftler fügt sich dies in das Krisen-Bild während der Pandemie und des gegenwärtigen Kriegs ein: Die Exekutive ist gestärkt, ihr Handeln findet breite Zustimmung, aber diese autoritäre Sicherheit hat ihren Preis. Die Ohnmachtsgefühle und die Einschränkungen des eigenen Lebens werden akzeptiert, führen aber auch zu einer Steigerung der Aggressionen. „Deshalb hat die Neo-NS-Ideologie und damit Elemente rechtsextremer Einstellungen gegenwärtig an Bedeutung verloren. Aber nun treten andere antidemokratische Motive in den Vordergrund“, erklärt Professor Elmar Brähler, „es sind Vorurteile, der Hass auf ‚Andere‘, und der ist nicht seltener und wird ebenso von rechtsextremen Parteien bedient“.
So ist die Ablehnung von Muslimen in Ostdeutschland im Vergleich zu 2020 gestiegen, 46,6 Prozent stimmten der Aussage „Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“ zu, in Westdeutschland sind es 23,6 Prozent. Sinti und Roma erfahren ebenfalls eine Ablehnung durch 54,9 Prozent der Ostdeutschen und 23,6 Prozent der Westdeutschen. Währenddessen bleibt der Schuldabwehrantisemitismus die meistverbreitete Ausdrucksmöglichkeit für den Antisemitismus in ganz Deutschland, knapp die Hälfte der Befragten stimmte entsprechenden Aussagen zu. Seit 2020 ist auch die Zustimmung zu antifeministischen Aussagen gestiegen. 27 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Frauen, „die mit ihren Forderungen zu weit gehen, sich nicht wundern müssen, wenn sie wieder in ihre Schranken gewiesen werden.“.
„Der gleichzeitige Anstieg des Antifeminismus, von Schuldabwehrantisemitismus und auch des Hasses auf Muslime, Sinti und Roma, zeigt eine Verschiebung der Motive antidemokratischer Einstellung an, nicht eine Stärkung der Demokratie“, meint Professor Oliver Decker. „Neben der Ausländerfeindlichkeit haben Rechtsextreme heute viel mehr Möglichkeiten, in der Mitte der Gesellschaft Anschluss zu finden, nicht weniger“.
Zudem ist die Gesellschaft immer noch durch die Pandemie polarisiert. Eine positive Entwicklung ist zwar, dass der Anteil der Befragten mit einer Verschwörungsmentalität seit 2020 deutlich zurückgegangen ist, von 38,4 Prozent im Jahr 2020 auf 25 Prozent im Jahr 2022. „Nicht zuletzt durch das Internet wird der politische Diskurs von zwei Gruppen dominiert: einer verfestigten Gruppe von 13 Prozent Impfgegnern stehen 19 Prozent gegenüber, die starke Ressentiments wiederum gegen Impfgegner haben“, sagt Professor Oliver Decker. „In beiden Gruppen sind die Ressentiments nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen viele ‚Andere‘ gleichermaßen stark ausgeprägt.“
Eine ähnliche Fragmentierung der Gesellschaft beobachten Decker und Brähler zum Teil auch in den Reaktionen auf den Ukraine-Krieg. Ausdrückliche Bellizisten, also Befürworter des Krieges, finden sich nicht, aber die Unterstützer:innen von Waffenlieferungen an die Ukraine auf der einen Seite und die Russlandsympathisant:innen auf der anderen eint ebenfalls eine generell höhere Neigung zu autoritären Aggressionen. „Auch hier zeigt sich, dass das autoritäre Mobilisierungspotenzial weiterhin besteht, es kann aber derzeit mit gesellschaftlich konformen Zielen befriedigt werden“, so Professor Elmar Brähler.
Über die Leipziger Autoritarismus-Studie
Seit 2002 beobachten die beiden Wissenschaftler der Universität Leipzig die Entwicklung autoritärer und rechtsextremer Einstellungen in Deutschland. Von 2006 bis 2012 entstanden Studien in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, bekannt als „Mitte-Studien“. Seit 2016 erfolgt die Veröffentlichung der Leipziger Studien in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Otto Brenner Stiftung.
In der nunmehr elften Welle wurden zwischen Anfang März und Ende Mai 2022 im Auftrag der Universität Leipzig bundesweit im Paper-Pencil-Verfahren 2.522 Menschen vom Meinungsforschungsinstitut USUMA befragt. Um die Einstellung zum Krieg in der Ukraine analysieren zu können, wurde nach Beginn der repräsentativen Erhebung eine Online-Befragung mit 4.000 Probanden beim Meinungsforschungsinstitut Bilendi & respondi in Auftrag gegeben.
Alle Ergebnisse der aktuellen Autoritarismus-Studie sind soeben im Buch „Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten. Neue Herausforderungen – alte Reaktionen?“ im Psychosozial-Verlag erschienen.
Studie zum dowload: https://efbi.de/files/efbi/pdfs/2022_0911_Leipziger%20Autoritarismus%20Studie_PDF_volle%20Studie.pdf
Gleich auf welche politischen Seiten man schaut, überall gleichgeschaltete Medien
verbreiten ihren Hass auf Andersdenkende. So ging die DDR 1989 krachen nur
weiter so.
Die DDR ist wegen Hass untergegangen.
Kann man so sehen, aber auch so: massiver Unzufriedenheit wegen „denen da oben“, insbesondere Unterdrückung der persönlichen Freiheiten Andersdenkender.
Sooooo, liebes Publikum, und jetzt heißt es: Sandmännchen aus und Realsatire an. Denn ab sofort erleben wir hier in der Kommentarspalte: Ein Volk, das alle studienmäßig belegten Vorurteile bestätigt! Gute Unterhaltung beeeeeei: „Der Ossi. Leben, Werk, Wirkung“ – enjoy (das ist Englisch, nicht Russisch)! 🥳😂
…dass du das Vorurteil vom fremdenfeindlichen, dummen und unzufriedenen Ossi, welches von vielen Westdeutschen vertreten wird, bestätigst.
Das zeigt deutlich deinen verminderten Horizont.
Eine face to face Befragung von 3546 ostdeutschen Personen, die man sich auch noch aussuchen kann und bei der betont wird, auch extra bildungsferne Schichten befragt zu haben, ist nicht ansatzweise repräsentativ oder gar studienmäßig belegt.
Ich bleibe lieber bei: „Fernsehansager. Ein Wessi, arrogant, überheblich und großspurig.“
@Danke… Hast Du dir die Methodik der Studie angeschaut, ganz sicher? Und die Definition von „Repräsentativ“ ist auch bekannt? Im Übrigen sage ich doch nur: Warten wir ab, was sich in der Kommentarspalte abspielen wird. Und das übertrifft bislang meine negativen Erwartungen. Geliefert wie bestellt, könnte man auch sagen.
Du setzt unsere Dauermeckerer von DbH mit dem allgemeinen Ostdeutschen gleich.
„Ein Volk, das alle studienmäßig belegten Vorurteile bestätigt!“
Das ist ganz sicher nicht repräsentativ.
@Nein: Auch, wenn so ein Zugeständnis hier ungewöhnlich ist und fast nie vorkommt: Das stimmt, das sehe ich ein. Das ist ein Punkt. DbH ist nicht der „Osten“ (zum Glück). Aber wenige Dinge sind so dermaßen bodenlos dumm und menschenfeindlich wie die meisten Kommentare hier. Das verleitet manchmal zu falschen Pauschalisierungen. Wäre es überall so wie hier, dann sähe es wahrlich schon ganz, ganz finster aus.
„und bei der betont wird, auch extra bildungsferne Schichten befragt zu haben“.
Wo wird das betont? Steht das überhaupt irgendwo oder entspringt das Deiner Phantasie? Oder noch einen Schritt weiter: Warum lügst Du so dreist? Die Studie ist repräsentativ, auch wenn Du das anders fühlst.
Hast du dir das Video angesehen?
Ich hoffe, dass in 2 Jahren ein neues Kapitel geschrieben wird.
Nein die Bürger wollen keine Diktatur, sondern einfach nur ein funktionierendes Parlament! Nicht dieses Affentheater wo jeder Hinz und Kunz meint er müsse bei jeder Entscheidungen sein Senf zu geben.
So wie du?
Ein Parlament wo einer vorne steht und den anderen sagt, was sie zu entscheiden haben?
Parlament ….da steckt das Wort ‚reden‘ drin….
Sie quatschen dümmlichstes Zeug!!!
Kann man als Kurzfazit so stehen lassen. Problem ist, wenn „Hinz und Kunz“ das nicht mehr dürfen, dann wird irgendeiner aus diesem Kreis „Diktatur“ plärren.
Sie sind der 5. und merken es noch nicht mal.
Stiftungen der Grünen und der IG Metall – Das reicht, da ist klar was raus kommen muss!!!
Yeep!
Und über 30 Jahre nach der Wende sind wir immer noch die dunkeldeutschen Ossis. Schade eigentlich.
„Du bist Halle“ ist sich für nichts zu schade. Erbärmlich! Wer macht welche Analyse, Umfrage etc., wäre angesagt. Stigmatisierung der Bürger im Osten Deutschland führt zu Wahlergebnissen,die nicht „erwünscht“ sind und noch zu erwarten sein werden! Es ist die unselige Ampelpolitik, die das Leben der kleinen Leute in deren Existenz gegenwärtig und in Zukunft bedroht!
Also ich bin nur 1,76m groß und mir gehts gut.
Hast wohl in deinem Bildungsweg etwas falsch gemacht, dass du jetzt in deiner Existenz bedroht bist.
Sie haben weniger entdeckt.
Wer die Realität sieht und etwas sagt ist sofort Populist, AFD Anhänger oder wenigstens ein kleines bisschen Nazi
Ist das deine Ausrede?
Ist das dein neues Schweigen?
Oder bist du nur ein Plappermaul?
Nein, sein Faktencheck, der vielfach, auch von sog. Etablierten, festgestellt werden musste und von denen dann erstaunt bestätigt wurde
Aber neiiiiin, mit Eurer „Wahrheit“ seid Ihr keine kleinen Nazis oder minibesorgte Bürger!
Ihr seid einfach übelste Faschisten! Aber wie sagte es ein dafür erschossener Regierungspräsident: Wem es hier nicht passt, der kann ja auch gehen. Ist ganz freiwillig!
F urchtbare
U mfragen
C hronisch
K leinkarierte
A rmselige
f alsche
D emagogen
!
Pass bloß auf, dass dir bei deinem „kreativen Meisterwerk“ durch die ständigen Wiederholungen nicht das Gehirn ausleiert, Meiner.
Nein, laut denken ist nicht verboten. Du äußerst Dich hier und ich bin mir ganz sicher, dass Du das auch morgen und nächste Woche und darüber hinaus tun wirst (okay, äußern ist nicht denken, das merkt man bei vielen).
-wer sich populistisch äußert, ist ein Populist
-wer afd-Anhänger ist, ist afd-Anhänger
-wer Nazi ist, ist Nazi
Aber nicht, wer „laut denkt“. Dieses ewige „man darf gar nichts mehr sagen“ ist die ewig gleiche UND falsche Leier.
Wörtlich genommen hast du natürlich recht. Nicht jede Meinungsäußerung ist verboten. Juhu!
Kein Wunder bei der Unsicherheit im Lande, was so herkommt. Hört man ja jeden Tag negative Schlagzeilen
Welche Unsicherheit? Wenn du nur positive Schlagzeilen haben willst, musst du noch Russland oder China gehen. Da gibts nur Positives zu berichten. Dort sind auch die Energiepreise sehr günstig und es gibt keinerlei Kriminalität. Frag mal „bin gespannt“ der kennt sich da gut aus.
Man muss schon ziemlich bekloppt im Kopf sein, wenn man sich über die massenhafte Einwanderung orientalischer Männer freut.
Eben. Aber es gibt eine kleine laute Minderheit, die das offiziell begrüßt. Die Folgen davon wollen sie allerdings nicht ausbaden.
Die »Autoratismus«studenten sind schon lustige Vögel. Trotz (gefühlt) jahrhundertelangem Studium haben sie weder von ihren Büchern noch vom praktischen Leben im Osten Deutschlands allzu viel verstanden. Wo kann ich hier und »heute (9. November)« meinen Kulturgroschen einwerfen?
„Studie“ bedeutet nicht, dass es sich um Studenten handelt. Zweck der Studie ist nicht, das praktische Leben im Osten Deutschlands zu verstehen.