Pflanzen statt Fleisch: Riesen-Veggie-Döner hergestellt
Ein Döner muss vor fettigem Fleisch triefen. Muss er? Am Samstag wurde in Halle der Beweis angetreten, dass es auch anders geht. Im „Afamia Eck“ in der August-Bebel-Straße wurde der wohl größte vegane Döner der Welt hergestellt. Ob es wirklich ein Rekord ist? Niemand kann es beweisen, „es ist eher mit Augenzwinkern zu sehen“, sagt Kristjan Schmidt vom Verein ProVeg Halle. Bei einer veganen Dönerparty im Januar sei die Ideen zu diesem Megadöner gekommen, sagt er. Denn das Bistro bietet bereits seit langem vegane Döner an, natürlich in handlichen Größen.
Das war diesmal anders. Geschätzt 25 Kilogramm bringt der vegane Döner auf die Waage. Gefüllt ist er natürlich so, wie man sich einen Döner vorstellt – mit Krautsalat, Tomaten, Zwiebeln. Und dann fangen die Unterschiede an. Statt Fleisch wurde Seitan verwendet, ein Fleischersatz aus Weizeneiweiß. Vegane Sauce und vegane Mayonnaise gehören ebenso dazu. Doch auch das typische Fladenbrot musste ein spezieller Weise hergestellt werden. Denn normalerweise sind Milch und Ei drin, darauf musste für die vegane Variante ebenso verzichtet werden. Afamia-Betreiber Sonono Saad hat dazu Kontakt mit der Bäckerei Tannert in der Krausenstraße aufgenommen, die ihm das spezielle Fladenbrot gebacken hat.
Freilich ist in Saads Restaurant nicht alles vegetarisch oder vegan, auch den ganz normalen Fleisch-Döner gibt es. Doch eine Mitarbeiterin des benachbarten Radio Corax hat ihn auf die Idee mit den veganen Speisen gebracht. „Sie hat immer einen Salat mit scharfer Soße genommen“, sagt Sonono Saad. Die scharfe Sauce deshalb, weil diese vegan war. Die junge Frau hat anschließend den Restaurant-Mitarbeitern genau erklärt, was denn vegane Speisen ausmachen. Auch für Sonono Saad ein Lernprozess. Viele Jahre hat der gebürtige Syrer, ein orthodoxer Christ, vor allem mit Fleisch zu tun gehabt. Im bekannten griechischen Restaurant Delphi in Halle hat er seine Ausbildung zum Koch gemacht und dort viele Jahre gearbeitet, bevor er sich mit dem Afamia selbstständig gemacht hat. Dort hat er mittlerweile 20 verschiedene vegane Saucen im Angebot, sei Aioli stellt er aus Sojamilch her und auch einen veganen Burger gibt es in seinem Laden.
Ein Syrer und vegane Speisen als Speziatität – eine komische Kombination? Findet Sonono Saad nicht. „Es gibt zwar das Wort vegan nicht“, sagt er. Doch vegane und vegetarische Speisen gehören zum Alltag. Es muss eben nicht immer Fleisch sein. Das findet auch Kristjan Schmidt von ProVeg, Seit 2011 lebt er vegan. Zuvor konnte es auch auf seinem Teller nie genug Fleisch geben. Deshalb kann er auch Leute verstehen, die gern in ihr Steak beißen. „Ich hab ja selbst jahrelang Fleisch gegessen.“ Von Mangelescheinungen – die soll es ja bei Veganern geben – keine Spur. „Ich fühle mich fit.“ Ein Problem soll ja ein Mangel am Vitamin B12, das im Fleisch enthalten ist, sein. Manche vegane Lebensmittel seien mit B12 angereichert, sagt Schmidt, ebenso gebe es spezielle Zahncreme mit B12. Alles in allem lasse es sich in Halle gut leben, sagen Schmidts Mitstreiter von ProVeg. Viele Cafés hätten schon pflanzliche Milch im Angebt, die Mensa sei von Peta als veganfreundlich ausgezeichnet worden. Und eine junge Frau erklärte, sie habe eine Kommilitonin aus Augsburg, die überrascht gewesen sei über das große vegane Angebot in Halle, das kenne sie aus ihrer Heimat nicht.
Doch zurück zum veganen Döner. Zwei Probedurchläufe hat Koch Sonono Saad in den vergangenen Tagen gemacht. Zunächst gab es das Problem, dass Brot und Döner in sich zusammengefallen sind. Doch schließlich fand Saad auch dafür eine Lösung. Und nach einer halben Stunde war die hälfte vom Riesendöner schon weg.
Saad, guter Mann.
Afamia-Eck gehört für mich zu den besten orientalischen Bistros in der Stadt. Auch wenn ich das vegane Zeug nicht mag, sein Hähnchen Shawarma und auch die Burger dort sind sehr lecker.
Da können die ganzen Döner/Burger billig Buden nicht mithalten.
Toller Mensch, tolles Essen. Er und sein Laden sind eine Bereicherung für das kulinarische Halle!
Sehr sympathischer Wirt! Sehr lecker und nicht zu teuer!