Polizeigewerkschaft in Sachsen-Anhalt schlägt Alarm: Hohe Abbruchzahlen und Pensionierungen verschärfen die ohnehin angespannte Personallage
Trotz intensiver Nachwuchsrekrutierung verfehlt die Landesregierung in Sachsen-Anhalt ihre selbst gesteckten Personalziele seit Jahren deutlich. Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die der Landtag veröffentlicht hat. Aus diesem Grund schlägt die Deutsche Polizeigewerkschaft Alarm und sieht dringenden politischen Handlungsbedarf. Im Jahr 2025 gingen fast 3.000 Bewerbungen bei der Landespolizei ein. Eingestellt wurden jedoch lediglich 373 Polizeianwärterinnen und -anwärter – 77 weniger als das Ziel von 450 Neueinstellungen. Für Olaf Sendel, DPolG-Landesvorsitzender, ist die Lage eindeutig: „Das Personalziel von 7.000 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten wird damit in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu halten sein!“
Viele Bewerber – zu wenige Einstellungen
Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt ein konstantes Bild: Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber ist hoch, die tatsächlichen Einstellungen bleiben hinter den Erwartungen zurück (Ausbildung und Studium zusammengefasst):
2022: 2.511 Bewerber, 461 eingestellt
2023: 2.626 Bewerber, 542 eingestellt
2024: 2.872 Bewerber, 459 eingestellt
2025: 2.826 Bewerber, 374 eingestellt
Die Frage, warum trotz erfolgreicher Auswahlverfahren vergleichsweise wenige junge Menschen tatsächlich zur Polizei finden, beschäftigt die DPolG sehr. Für sie ist der Hauptgrund die Tatsache, dass die Polizei des Landes Sachsen-Anhalt als Arbeitgeber für junge Menschen nicht attraktiv genug ist!
Olaf Sendel verweist auch auf ein weiteres Problem: die hohen Abbruchzahlen während Ausbildung und Studium. „Diese Zahlen bedürfen dringend einer Erklärung“, so Sendel. Hier die Fakten:
2020: Ausbildung 70, Studium 53
2021: Ausbildung 39, Studium 48
2022: Ausbildung 135, Studium 49
2023: Ausbildung 126, Studium 52
2024: Ausbildung 35, Studium 9
2025: Ausbildung 2, Studium 9
Insgesamt sind damit über 600 angehende Polizistinnen und Polizisten verloren gegangen. „Und realistisch betrachtet ist davon auszugehen, dass sich die Abbruchzahlen der Jahrgänge 2024 und 2025 noch deutlich nach oben bewegen werden“, warnt Sendel. Zusammen mit den regulären Abgängen durch Pensionierungen verschärfe sich die Personallage dramatisch.
Personalbestand und Ruhestände
Zum Stichtag 1. Oktober 2025 waren in Sachsen-Anhalt 6.422 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte im Dienst. Hinzu kommen 1.135 Polizeianwärterinnen und -anwärter an der Fachhochschule Polizei des Landes.
Gleichzeitig steigen die Ruhestandeintritte kontinuierlich an:
2022: 179 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte,
2023: 240 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte,
2024: 195 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte,
2025: 258 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte (Prognose).
Forderung nach Kurswechsel!
Für die Gewerkschaft ist das Fazit klar: „Wenn die Landespolitik nicht endlich anerkennt, dass der Polizeiberuf in unserem Land an Attraktivität verloren hat, kommen wir keinen Schritt weiter“, so Sendel. Als konkrete Beispiele nennt er die Kosten für den Pkw-Führerschein und den Rettungsschwimmernachweis, die Anwärterinnen und Anwärter derzeit selbst tragen müssen – obwohl beides dienstlich erforderlich ist.
Hinzu kämen marode Dienstgebäude, Schicht- und permanente Wochenenddienste. „Die Jugend von heute erwartet bestimmte Rahmenbedingungen von einem Arbeitgeber. Genau hier müssen die Stellschrauben gedreht werden“, fordert Sendel. Ohne grundlegende Verbesserungen drohe der Landespolizei langfristig ein gefährlicher Personalmangel.











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